Wachsen Sie in der Gnade?

Eine Frage stand in den letzten Wochen im Vordergrund meines Denkens. Ich glaube, es ist eine Frage, die sich jeder aufrichtige Gläubige ständig stellen muss: Wachse ich in der Gnade?

Für mich ist Gnade eine Befähigung durch den Heiligen Geist, mehr wie Jesus zu werden. Deshalb bedeutet in der Gnade zu wachsen, durch die unverdiente Kraft des Geistes Gottes in der Christusähnlichkeit zuzunehmen. Nun lassen Sie uns meine Frage mit diesen Begriffen umformulieren: „Verlasse ich mich auf den Heiligen Geist, mich mehr wie Jesus zu machen – in meinem Zuhause, meinem Dienst, meinen Beziehungen?“

Diese Frage gilt speziell für reife Christen – Leute, die mit den Jahren durch regelmäßiges Bibelstudium, ein beständiges Gebetsleben und gottgefällige Unterweisung ein geistliches Fundament aufgebaut haben. Wenn dies Sie beschreibt, dann lassen Sie mich fragen: Nach all Ihrem Studium, Beten und Lernen, werden Sie immer noch mehr wie Jesus? Sind Sie mitfühlender, sanftmütiger, barmherziger und vergebender geworden, als Sie es letztes Jahr um diese Zeit waren? Oder ist Ihr Wachstum gehemmt worden? Haben Sie sich auf einer Ebene des Nullwachstums angesiedelt?

Hier ist ein Weg, zu sagen, ob Sie in der Gnade wachsen: Gott ist Ihnen gegenüber barmherzig gewesen – also, sind Sie im Gegenzug gegenüber anderen barmherzig gewesen? Wenn Sie nicht sicher sind, dann fragen Sie sich: Wie reagieren Sie auf Verletzungen, die Ihnen andere zufügen. Sind Sie freundlich und sanft? Oder werde Sie ärgerlich und bitter? Sind Sie geduldig und verständnisvoll, oder gereizt und widerspruchsfreudig?

Ich möchte besonders Leser ansprechen, die im Dienst engagiert sind – Pastoren, Älteste, Laien, alle, die von Gott erwählt wurden, ein exemplarisches Leben vor anderen zu führen. Ich glaube, dass die Frage der Stunde für uns alle diese ist: „In welche Richtung gehe ich? Wachse ich in der Gnade in meiner Berufung – oder werde ich weniger freundlich?“

Werfen Sie einen ehrlichen Blick auf Ihr Leben im vergangenen Jahr. Denken Sie an all die Prüfungen, die Sie durchgemacht haben – zuhause, im Job, in Ihren Bemühungen im Dienst. Viele meiner Freunde in christlichen Führungspositionen erzählen mir, dass sie sich während des vergangenen Jahres den schwierigsten Erprobungen ihres Lebens gegenübersahen.

Können Sie ehrlich sagen, dass Sie auf all Ihre Schwierigkeiten mit Glauben, Gnade, Liebe und Barmherzigkeit reagiert haben? Haben Sie durch Ihre Prüfungen gelernt, freundlicher, geduldiger, zarter zu sein und sanfter zu reden? Oder müssen Sie, wie ich es tue, zugeben, dass Sie mit Anflügen von Zorn, harschen Worten und Selbstmitleid reagiert haben – mit Reaktionen, die großen Stress und schlaflose Nächte verursacht haben?

Wir alle sollten fragen: „Habe ich auf meine Kritiker und Feinde mit Mitgefühl, Liebe, Barmherzigkeit und Vergebung reagiert? Oder habe ich mit Zorn, Entrüstung und Selbstgerechtigkeit reagiert? Musste ich beweisen, dass ich im Recht war und sie im Unrecht? Wie viele Wunden habe ich anderen beigebracht, als ich versuchte, ihnen zu zeigen, wie sehr ich verletzt, missverstanden und falsch repräsentiert wurde?“

„War es wichtiger für mich, mein Bedürfnis, Recht zu haben, aufrechtzuerhalten, als mich zu demütigen und die andere Backe hinzuhalten? Habe ich aus Verletzung und Groll reagiert, als ich ein Heiler und Versöhner hätte sein sollen?“

Der Apostel Petrus beschreibt einen eindrucksvollen Tag, an dem die Himmel vergehen werden, die Elemente der Erde schmelzen werden, und alles in der Schöpfung sich auflösen wird. Deshalb, sagt Petrus, sollen wir ständig vorbereitet sein und nach der Wiederkunft des Herrn verlangen:

„Da ihr, Geliebte, es nun vorher wisst, so hütet euch, dass ihr nicht durch den Irrwahn der Ruchlosen mit fortgerissen werdet und aus eurer eigenen Festigkeit fallt!“ (2. Petrus 3,17). „Da dies alles so aufgelöst wird, was für <Leute> müsst ihr <dann> sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit“ (3,11). „Da ihr dies erwartet, befleißigt euch, unbefleckt und tadellos von ihm im Frieden befunden zu werden!“ (3,14).

Der Ausdruck, der mich am stärksten überführt, ist Petrus‘ Warnung in Vers 17: „so hütet euch“. Er fordert uns heraus, indem er sagt: „Du bist ein Liebhaber Jesu. Du behauptest, dass du für die Wiederkunft des Herrn bereit bist und sie ersehnst. Und du ermahnst andere ständig, dasselbe zu tun. Aber lebst du so, als würde Jesus jemals zurückkommen?

Du sollst dem Rest der Kirche Christi ein Vorbild sein. Also – bist du im Frieden mit jedem, den du kennst? Ist dein Wandel vor dem Herrn wahrhaft untadelig? Ich warne dich – denke nicht, dass du nicht aus deinem festen Wandel fallen kannst. Auch du kannst durch den Irrtum der Bösen weggeführt werden.“

Was ist der „Irrwahn der Ruchlosen“, den Petrus in Vers 17 erwähnt? Es ist die falsche Vorstellung, dass Jesus nicht wirklich vor der Tür steht. Es ist eine tragische Selbstzufriedenheit – ein Mangel an Besorgnis, eine Gedankenlosigkeit, demonstriert im Gespräch und im Lebensstil zu dieser späten Stunde.

Petrus beschreibt jene, die in diesem Irrtum verfallen: „Sie versprechen ihnen Freiheit, während sie selbst Sklaven des Verderbens sind ... Denn wenn sie den Befleckungen der Welt durch die Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus entflohen sind, aber wieder in diese verwickelt und überwältigt werden, so ist für sie das Letzte schlimmer geworden als das Erste“ (2. Petrus 2,19-20).

Wenn Petrus hier das Wort „verwickelt“ wählt, spricht er nicht von Leuten, die zu groben Sünden, solche wie Ehebruch und Alkoholismus, zurückkehren. Er redet über jene, die sich in den fleischlichen Haltungen und Motiven verfangen, die sie hatten, bevor sie Christus kannten.

Sie mögen bezeugen, dass Sie gerettet, gerechtfertigt und geheiligt sind; dass sie den Lüsten dieses gottlosen Zeitalters entflohen sind; dass Sie mit einer tiefen Erkenntnis Jesu gesegnet sind. Aber Petrus warnt: „Es besteht die Gefahr, vom Wachstum weg und in die Irre geführt zu werden. Du kannst in die Sklaverei der Bitterkeit und Rache zurückgeführt werden ... eines unfreundlichen, unbarmherzigen, nicht vergebenden Geistes ... eines lieblosen Benehmens.“ Wenn Sie auf irgendeinen dieser Wege zurückfallen, werden Sie schlimmer dran sein als wenn Sie Jesus niemals kennen gelernt hätten.

Paulus warnte die Epheser: „Seid keine Kinder mehr, hin- und hergeworfen, und von jedem Wind der Lehre umhergetragen“ (siehe Epheser 4,14). Sie mögen denken: „Dieser Vers trifft auf mich nicht zu. Mein Fundament ist biblisch solide. Ich werde nicht von all den neuen Evangelisations-Marotten und frivolen Erweckungen eingenommen, die die Menschen von Christus ablenken. Ich bin in Gottes Wort verwurzelt und gegründet.“

Doch hören Sie den Rest aus dem Vers von Paulus: „... umhergetrieben ... durch die Betrügerei der Menschen, durch <ihre> Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum“ (derselbe Vers). Vielleicht können Sie durch falsche Lehre nicht irritiert werden. Paulus sagt, dass Sie noch durch etwas ganz anderes fortgetragen werden könnten. Er fragt: „Bist du umhergeworfen durch die bösen Pläne jener, die sich dir entgegenstellen?“

Paulus‘ Botschaft ruft uns dazu auf, uns noch einmal zu prüfen: Wie reagieren wir auf Leute, die sich unsere Brüder und Schwestern in Christus nennen, aber Unwahrheiten über uns verbreiten? Wie reagieren wir, wenn sie unsere Motive hinterfragen, uns falsch repräsentieren, erpicht darauf scheinen, uns zu zerstören? Was ist unsere Antwort, wenn sie uns bis an den Punkt der Tränen verletzen und betrüben?

Wenn Paulus befiehlt: „Seid keine Kinder mehr“, sagt er uns damit: „Jene deine Feinde – diejenigen, die Tratsch und Verleumdung, Betrug und Manipulation, Gerissenheit und Schläue, Täuschung und Verdecken benutzen –, ich sage dir, sie alle sind rebellische Kinder. Sie sind verschlagen und verdorben. Und sie haben der Gnade Gottes nicht erlaubt, in ihnen ein Werk zu tun. Also, fall nicht auf ihre bösen, kindischen Spielchen herein. Sie wollen, dass du auf ihre Gemeinheiten reagierst, wie es ein Kind tun würde. Aber du sollst ihnen nicht in kindischem Benehmen antworten.“

Haben Sie jemals die Art und Weise gesehen, wie sich Kinder auf dem Spielplatz verhalten? Innerhalb von Minuten stoßen sie alle Arten von Flegeleien aus. Ständig laufen sie zu einem Erwachsenen in der Nähe hin, um sich über irgendeine kleine Verletzung zu beklagen. Und sie fangen mit anderen Kindern das Argumentieren an, in einer fortwährenden Wippen-Schlacht von anschuldigen-und-abstreiten: „Hab ich nicht!“ „Hast du!“ „Hab ich nicht!“ „Hast du!“

Leider verfallen viele Christen in dieselben kindischen, abwegigen Spielchen. Ich kenne manche, die Briefe oder E-Mails für diese Art des anklagenden Tauziehens benutzen. Ein christlicher Bruder an einem Ende der Welt sendet eine E-Mail an seinen Freund und klagt an: „Mein lieber Bruder in Christus, du hast mich fälschlich beschuldigt und meinen Charakter besudelt. Du hast nicht nur gegen mich gesündigt, sondern gegen den Herrn. Erkennst du, dass du Gottes Gesalbten angetastet hast? Ich bete, dass der Herr dir die Gefahr dabei zeigt, Gerüchte über mich zu verbreiten.“

Zurück kommt eine E-Mail vom Empfänger: „Lieber Freund, deine letzte E-Mail an mich war unglaublich. Du hast mich fälschlich des Tratschs und der Verleumdung beschuldigt. Ich weise alles zurück, was du sagtest, ich hätte es gesagt. Du hast meine Worte völlig aus dem Zusammenhang herausgenommen. Du schuldest mir eine Rechtfertigung.“

Hier kommt die Antwort: „Lieber Bill, wie kannst du es wagen, zu leugnen, dass du sagtest, von dem ich weiß, dass du es sagtest? Ein Freund hat mir jedes Wort zitiert, das du sagtest – doch jetzt leugnest du, dass du es sagtest. Ich bin überzeugt, dass du es sagtest. Also, erzähl mir nicht, du hättest nicht gesagt, wovon mein Freund sagte, dass du es sagtest, weil du es tatsächlich sagtest.“

Zurück kommt die Antwort auf die Antwort auf die Antwort auf die ursprüngliche E-Mail: „Hör mal, Jim. Ich werde es nur noch ein Mal sagen: Ich habe es nicht gesagt – Punkt. Gott segne dich. Dies wird meine letzte E-Mail an dich sein. Der Friede des Herrn Jesus sei auf dir.“

Sie sind auf demselben kindischen Spielplatz gefangen: „Hab ich nicht! Hast du!“

Im nächsten Vers drängt uns Paulus, weiterzugehen zur Reife: „Lasst uns aber die Wahrheit reden in Liebe und in allem hinwachsen zu ihm, der das Haupt ist, Christus“ (Epheser 4,15). Er sagt dabei: „Ihr könnt nichts gegen die Herabwürdigung machen, die euch zuteil wird, die Verletzungen, die euch zufügt werden, den Tratsch der über euch gesprochen wird, den Betrug und die Täuschung, die auf euch abzielen. Doch ihr könnt diese Dinge benutzen, um in der Gnade zu wachsen. Seht sie als Gelegenheiten an, mehr Christusähnlich zu werden. Reagiert weich, mit einem sanftmütigen Geist. Vergebt jenen, die euch gehässig benutzen.“

Ich kenne einen kostbaren jungen Geistlichen, der von einem älteren Pastor betrübt wurde. Der ältere Mann tat ihm ein großes Unrecht – und als der junge Prediger davon hörte, schoss er sofort eine bissige E-Mail an ihn ab. Die beiden Männer tauschten einige rotglühende E-Mails aus, bevor der junge Mann schließlich in Konfusion zu mir kam. Er legte Kopien der E-Mails auf meinen Tisch und sagte: „Bruder Dave, ich bin nicht nachtragend. Aber als ich sah, was dieser Mann tat, hat es mich wirklich verletzt. Also gab ich es ihm. Was sollte ich jetzt tun? Würden Sie sich diese einmal anschauen und mir raten?“

Ich schaute mir einige der obersten Kopien genau an und sah schnell, dass beide Männer wie kleine Kinder reagierten. Der Heilige Geist sagte mir, was gebraucht wurde – und ich schob die Kopien beiseite. Ich sagte zu dem jungen Mann: „Sohn, ruf diesen Pastor persönlich an. Vergib ihm, erweise ihm Barmherzigkeit, und ermutige ihn. Liebe ihn einfach.“

Der junge Pastor tat genau das – und Gott heilte ihre Freundschaft. Die Freude des Herrn füllte ihre beiden Herzen, wobei er die Wunden heilte. Und alles, was es brauchte, war ein Telefonanruf: „Bruder, das ist falsch. Ich liebe dich. Lass uns das alles unter das Blut und die heilende Kraft Christi bringen.“

„Lasst keine verdorbene Kommunikation aus eurem Mund hervorgehen, sondern die, welche gut ist zum Gebrauch des Errichtens, damit es den Hörern mit Gnade diene!“ (Epheser 4,29-30). Der Wortstamm, den Paulus für „errichten“ benutzt, bedeutet hier „Hauserbauer“. Dieses Wort wiederum kommt von einem Wortstamm, der „aufbauen“ bedeutet. Kurz: Jeder, der errichtet, baut Gottes Haus auf, die Kirche.

Paulus sagt uns hier drei wichtige Dinge über die Worte, die wir aussprechen: 1. Wir sollen unsere Worte gebrauchen, um Gottes Volk aufzubauen. 2. Wir sollen unsere Worte gebrauchen, um anderen mit Gnade zu dienen. 3. Es ist möglich, den Heiligen Geist mit unseren Worten zu betrüben.

Ich werde tief überführt, wenn ich die Lebensgeschichte von einigen geistlichen Riesen der Vergangenheit lese. Diese gottgefälligen Männer und Frauen waren himmlisch gesinnt – gelehrt in Gottes Wort, beteten oft und waren um das Wachsen in der Gnade besorgt. Andrew Bonar, einer der großen betenden Seelen des 19. Jahrhunderts, stand jeden Tag um 4 Uhr morgens auf, um den Herrn vom Bettrand aus zu suchen. Als er starb, fanden seine Ältesten zwei tiefe Einbuchtungen in den Holzboden gescheuert, wo er kniete, um zu beten. Andere gottgefällige Männer und Frauen wie er – Leute voll von Gnade, Liebe und Reinheit – veranlassten Sünder, in ihrer Gegenwart zu schmelzen. Wenn diese Heiligen nur die Straße hinuntergingen, fiel die Heilig-Geist-Überführung auf jene, an denen sie vorbeigingen.

Doch was bei mir bezüglich des Lebens dieser Menschen am meisten einschlägt, ist nicht nur ihre Ergebenheit gegenüber Christus oder die Intensität ihrer Gebete. Es ist auch die gottgefällige Frucht, die diese Dinge in ihnen erzeugten. Mehr noch: Ich entdeckte einen roten Faden bei all diesen geistlichen Riesen: Ihr Hauptanliegen war es, in der Gnade eines reinen Herzens zu wachsen, aus dem heilige Gespräche fließen würden. „Denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (Matthäus 12,34).

Ob in ihrem Heim, in ihrem öffentlichen Dienst oder bei ihren Freunden und Arbeitskollegen – zu jeder Zeit und an jedem Ort suchten diese Leute danach, in dieser einen Gnade zu wachsen: heilige Gespräche ohne Hinterlist zu führen. Ihr einziges Ziel war, Gespräche zu führen, die Christi würdig sind, ohne dass verdorbene Mitteilungen aus ihrem Mund hervorkamen.

Ich habe viele gewöhnliche Christen im Herrn mächtig werden sehen, einfach dadurch, dass sie Gottes Geist baten, ihre tägliche Konversation zu reinigen. Früher liebten es diese Menschen, dem Tratsch Nahrung zu geben, doch heute betrübt es sie, es nur zu hören. Sie hören sie nicht länger murren, kritisieren oder andere niedermachen. Jetzt sind die einzigen Dinge, die Sie von ihnen zu hören bekommen, Worte des Errichtens. Sie sprechen die Sprache der liebevollen Freundlichkeit – der guten, erhebenden, gnadenvollen Dinge. Für mich sind auch diese Menschen geistliche Riesen geworden. Als ein Diener des Evangeliums wollte ich immer verzweifelt in Gottes Gunst und Segen bleiben. Und, zu einer bestimmten Zeit in meinem Dienst, bat ich den Herrn, mir zu zeigen, was ich tun könnte, um ihn am meisten zu preisen und zu gefallen. Der Heilige Geist legte zwei Dinge in mein Herz: 1. Triff keine Vorsorge für das Fleisch, um seine Lüste zu erfüllen. 2. Zu jeder Zeit lass deine Kommunikation Christi würdig sein.

Ich glaube, die meisten ergebenen Liebhaber Jesu sind gewissenhaft bei diesem ersten Punkt. Doch sind wir um den zweiten genauso besorgt? Gemäß Paulus sollen wir alles, was wir sagen – alle unsere Gespräche, Mitteilungen und Reaktionen – nach diesem einen Kriterium beurteilen: „Bauen meine Worte das Haus Gottes auf oder reißen sie es nieder?“

Diese Frage gilt besonders, wenn wir von jemandem verletzt worden sind. Antworten wir auf Verletzungen, indem wir den Leib Christi aufbauen, oder indem wir ihn niederreißen? Reagieren wir mit Worten, die wiederherstellen, heilen und ermutigen – oder mit denen, die Gottes Haus weiter zerstören?

David erwarb seinen Status als „Mann nach dem Herzen Gottes“ nicht sofort. Nein – er musste in ihn hineinwachsen. Und einer der Wege, auf denen er das tat, war, dass er seinen schlimmsten Feind aufbaute. Saul nutzte jedes erdenkliche Mittel, um zu versuchen, David zu vernichten. Doch nichts von dem, was Saul tat, konnte David davon abhalten, ihn zu ehren und zu respektieren.

Saul war eifersüchtig auf David. Er log über ihn, wobei er ihn seines guten Rufes beraubte. Er versuchte, David bei seinen engsten Freunden in Misskredit zu bringen. Und er warb andere an, sich gegen David zu wenden. Zum Schluss jagte er David aus Israel hinaus. Und er vernichtete jene, die David zu verteidigen versuchten. Einfach ausgedrückt: Saul ließ David keine Ruhe.

Gelegentlich bereute Saul und bekannte David sein Unrecht. Er wird wie ein Kleinkind geweint haben: „Es tut mir so leid, David – bitte, vergib mir.“ Doch bald darauf würde er mit noch größerem Hass hinter David her sein.

Ich glaube, dass von allen in der Schrift erwähnten Menschen David mehr widerwärtige, verabscheuungswürdige Misshandlung zu erdulden hatte, als irgendjemand anders, außer Christus. Und das alles kam von einem Mann, der David einmal sehr geliebt hatte – Saul. Doch immer wieder reagierte David, indem er Saul liebte und ehrte.

An einem Punkt erschlug Saul fünfundachtzig gottgefällige Priester in der Stadt Nob. Abjatar, der Sohn eines dieser ermordeten Priester, entkam und suchte Unterschlupf bei David. Als der junge Mann über das grausame Massaker berichtete, müssen Davids Diener empört gewesen sein. Sie dachten wahrscheinlich: „Jetzt kann David in Sauls Lager einbrechen und ihn aus gutem Grund töten. Unser Hauptmann hat das Gesetz hinter sich. Er hat jedes schriftgemäße Recht, diesem Mörder das Königreich wieder wegzunehmen. Sicher wird ganz Israel entsetzt sein, wenn sie hören, dass Saul fünfundachtzig Priester kaltblütig erschlagen hat.“

Doch als David die Geschichte hörte, senkte er lediglich den Kopf und weinte. Tatsächlich nahm er persönlich die Schuld für das Massaker auf sich. Er sagte Abjatar: „Ich bin schuldig am Tod aller aus dem Haus deines Vaters“ (1. Samuel 22,22). David war völlig unschuldig – doch er nahm bereitwillig die Schuld eines anderen Mannes auf sich. Ich glaube, dass David in diesem Moment in der Gnade zu wachsen begann. Es war ein riesiger Schritt darauf zu, ein Mann nach dem Herzen Gottes zu werden.

Bei einer anderen Gelegenheit verfolgte Saul David, um zu versuchen, ihn zu töten. Er und seine Männer hielten an, um in einer Höhle auszuruhen, nicht wissend, dass David und seine Schar sich in derselben Höhle weiter innen versteckten. Als Saul und seine Männer einschliefen, begannen Davids Kohorten sich zu verschwören: „Das ist er – dein Tag des Sieges und der Rache. Gott hat Saul in deine Hand ausgeliefert. Lasst uns ihn jetzt töten, solange wir es können. Du kannst König sein, bevor dieser Tag vorüber ist.“

Aber David weigerte sich. Stattdessen schnitt er einen Zipfel von Sauls Gewand ab, bevor er floh. Er wollte es als Beweisstück, um Saul später zu beweisen, dass er ihn hätte töten können. Aber die Schrift sagt: „Danach geschah es, da schlug dem David das Herz, weil er den Zipfel <vom Oberkleid> Sauls abgeschnitten hatte“ (1. Samuel 24,6).

Aus sicherer Entfernung rief David in Qualen zu Saul hinüber. Als Saul aus der Höhle hervorkam, demütigte David sich vor dem König, indem er sich zur Erde beugte und ihn sogar „Vater“ nannte (24,12). Dann erklärte David: „Meine Hand soll nicht gegen dich sein“ (24,13). Er sagte damit: „Saul, du kannst mir antun, was immer du willst. Du kannst mich jagen, mich verfolgen, sogar versuchen, mich zu töten. Aber ich werde niemals meine Hand gegen dich erheben. Wenn ich gerächt werden soll, muss der Herr es tun.“

Später, als David vom Tod Sauls erfuhr, freute er sich nicht und erklärte nicht, dass Gottes Gerechtigkeit Genüge getan war. Er äußerte niemals: „Dank sei Gott, ich bin gerächt worden. Nun ist es über Saul selbst gekommen.“ Nein – David zerriss seine Kleider und weinte. „Sie klagten und weinten und fasteten bis zum Abend um Saul“ (2. Samuel 1,12). „David stimmte dieses Klagelied an über Saul ... Deine Zierde, Israel, liegt erschlagen auf deinen Höhen! Wie sind die Helden gefallen!“ (1,17.19).

Manchmal rufe ich mir meine eigenen Zeiten der Prüfung in Erinnerung, als gleichgestellte Geistliche mich so sehr schlechtmachten, dass ich nur noch weinen konnte. Wenn ich heute meine Tagebücher lese, denke ich: „Herr, was für ein Alptraum. Ich dachte, mein Kummer würde niemals enden.“

Doch in solchen Zeiten reagierte ich normalerweise nicht mit Gnade und Vergebung, so wie David es tat. Stattdessen wärmte ich bei meinesgleichen die Wehe- und Misshandlungsgeschichten immer wieder auf. Ich nannte die Menschen, die mich verletzten, beim Namen und erzählte all die gemeinen Dinge, die sie mir antaten. Ich reagierte wie ein schmollendes Kind – und wurde damit genauso schuldig wie diejenigen, die mich schlechtgemacht hatten.

Meine Konversation war in jenen Tagen Christi nicht würdig. Doch in den letzten Jahren habe ich mich verpflichtet, um Vergebung von den Menschen zu ersuchen, auf die ich mit einem Mangel an Gnade reagiert habe. Und ich habe versucht, mit jedem, den ich kenne, im Frieden zu sein.

Paulus zählt sechs Dinge auf, die wir aus unserem Leben ausräumen müssen, wenn wir in der Gnade Christi wachsen sollen: „Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan, samt aller Bosheit!“ (Epheser 4,31).

Viele Christen glauben, dass ein Leben der Heiligkeit aus eifrigem Gebet, intensivem Bibelstudium und daraus, anderen aufopferungsvoll zu dienen, besteht. In der Tat, alle diese Dinge können zur Heiligung beitragen. Doch wir sollten es nicht wagen, diese sechs Punkte auf Paulus‘ Liste zu übergehen. Der Apostel sagt, dass wir diesen Dingen auf jeden Fall gegenübertreten müssen, um in der Gnade zu wachsen. Sie könnten ein Missionar sein, Ihr Leben als Opfer darbringen, keinen Besitz haben, Ihre ganze Zeit dem Dienst am Nächsten widmen. Aber wenn Sie die Herzensangelegenheiten ignorieren, die Paulus hier erwähnt, werden Sie den Heiligen Geist betrüben. Ihr Wachstum wird gehemmt sein, und Sie werden als geistlicher Zombie enden.

Die ersten drei Punkte in Paulus Liste – Bitterkeit, Wut und Zorn – sind selbsterklärend. Bitterkeit ist eine Weigerung, eine alte Verletzung loszulassen oder ein vergangenes Unrecht zu vergeben. Wut ist eine Festung aus Groll, verbunden mit einer Hoffnung auf Rache. Zorn ist eine Verärgerung – entweder ein rascher, heftiger Ausbruch oder eine langsam schwelende Entrüstung gegenüber jemandem.

Wir haben bereits von „Lästerung“ gesprochen oder Worten, die niederreißen. Also lassen Sie uns die übrigen beiden Punkte ansehen: Geschrei und Bosheit. Was meint Paulus damit?

Als ich an dieser Botschaft arbeitete, machte ich eine Pause und ging in unser Schlafzimmer, wo meine Frau gerade putzte. Ich sah, dass unser großer, schwerer Garderobenschrank in die Mitte des Raumes bewegt worden war. Offensichtlich hatte Gwen ihn bewegt, damit sie hinter ihm sauber machen konnte. Nichts regt mich mehr auf als das, wenn meine Frau versucht, schwere Möbel ohne meine Hilfe zu bewegen. Ich befürchte immer, dass sie sich verletzen wird. Unserer gesamten Ehe hindurch habe ich sie gebeten: „Mach so etwas niemals selbst. Ruf mich einfach, und ich werde helfen.“

Als ich sah, was sie getan hatte, fuhr ich sie an: „Wie dumm hätte das sein können? Du hättest dich verletzen können! Warum hast du mich nicht gerufen? Du weißt doch, wie ich darüber empfinde.“ Ich schob den Garderobenschrank wieder zurück und grummelte währenddessen: „Ausgerechnet, von all den dummen und gedankenlosen Dingen. Versuche das niemals wieder. Du bist doch keine Superfrau.“

Als ich wieder zu meinem Studium zurückkehrte, stieß ich sofort auf das Wort „Geschrei“. Ich bat den Heiligen Geist, mir zu zeigen, was damit gemeint ist. Er antwortete schnell: „Geschrei ist das, was du gerade deiner Frau angetan hast.“ Ein Geschrei ist ein plötzlicher Ausbruch wegen nichts – ein unnötiges Gezeter, ein lautes Geräusch, das zu keinem Zweck gemacht wird. Wir verursachen ein Geschrei, wenn wir ein großes Thema aus etwas Unbedeutendem machen, oder eine Szene machen, als vielmehr zu helfen oder zu heilen.

Sofort realisierte ich, was ich getan hatte. Ich ging zu Gwen und entschuldigte mich: „Schatz, vergib mir. Ich habe hier nichts getan, außer ein lautes Geschrei erregt.“

Der letzte Punkt auf Paulus’ Liste ist „Bosheit“. Bosheit ist der Wunsch, einen anderen Menschen leiden zu sehen. Bei vielen Christen bedeutet Bosheit, dass sie hoffen, dass Gott einen Menschen bestrafen wird, der sie verletzte. Es ist ein teuflischer Geist, und er ist gewöhnlich tief im Herzen verborgen. Tatsächlich bringen die meisten Gläubigen ihre Bosheit niemals zum Ausdruck. Aber schließlich steigt sie auf, wenn sie erfahren, dass ihr Feind geschlagen wurde. Sie mögen nur einen kurzen Moment der Befriedigung haben, oder sogar Bedauern wegen der verletzten Person zum Ausdruck bringen – aber sie haben immer noch einen Geist der Bosheit.

Wenn Paulus sagt: „Tut alle diese Übel von euch weg“, meint er keine Schnellverfahren. Er beschreibt einen Prozess – eine Wachstumsangelegenheit, die Zeit braucht. Manchmal mögen wir dabei versagen, uns von diesen Übeln zu befreien. Aber wenn wir schnell Buße tun, und uns verpflichten, die Dinge mit der anderen Person in Ordnung zu bringen, dann werden diese Dinge mit der Zeit nachlassen.

Jesus macht klar: Wir können nicht festhalten am Nichtvergeben, an Zorn und Wut. Wenn wir unser Leben nicht von solchen tödlichen Punkten befreien, werden unsere eigenen Sünden unvergeben bleiben. Dann werden sich unsere Ungerechtigkeiten gegen uns auftürmen, trotz unserer Ergebenheit und unserer guten Werke (siehe Matthäus 6,14-15).

Also, untersuchen Sie Ihr Leben sorgfältig. Und erinnern Sie sich selbst an diese Definitionen: Gnade ist die Befähigung durch den Heiligen Geist, mehr wie Jesus zu werden. Und in der Gnade wachsen ist, in der Christusähnlichkeit durch die Kraft des Geistes Gottes zuzunehmen. Schließlich: Bleiben Sie dabei, die Frage zu stellen: „Werde ich immer mehr wie Jesus, indem ich auf die Kraft des Heiligen Geistes vertraue?“

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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.