Sind sie ein barmherziger Mensch?

„Groß sind deine zärtlichen Erbarmungen, o Herr“ (Psalm 119,156; a. d. englischen King James Version). „Der Herr ist gnädig und voller Mitgefühl; langsam zum Zorn und groß an Gnade. Der HERR ist gut zu allen; und seine zärtlichen Erbarmungen sind über alle seine Werke“ (Psalm 145,8-9; a. d. englischen King James Version; Kursiv von mir).

Ich möchte Ihnen eine Frage stellen, die ich mir selbst in letzter Zeit gestellt habe: Sind Sie ein barmherziger Mensch? Die meisten von uns würden antworten: „Ich denke, ich bin barmherzig. Soweit es in meinen Kräften steht, fühle ich mit denen mit, die leiden. Ich fühle den Schmerz meiner verletzten Brüder und Schwestern in Christus, und versuche, ihnen zu helfen. Ich tue mein Bestes, um Nachbarn in Not beizustehen. Und wenn die Leute mich verletzen, vergebe ich ihnen und habe keinen Groll auf sie.“

Ich glaube, dass alle wahren Christen ein gutes Maß an Barmherzigkeit für die Verlorenen und Verletzten haben. Dafür danke ich Gott. Aber die traurige Wahrheit ist, Gottes Wort deckt in vielen von uns tiefe Wurzeln der Voreingenommenheit und sehr enge Vorstellungen von Barmherzigkeit auf.

Die meisten Religionen, die beanspruchen, Gott zu fürchten, haben ein Glaubensbekenntnis oder eine Lehre, die besagt: „Gottes gütige, liebende Barmherzigkeit gilt allen Menschen.“ Als Nachfolger Jesu sprechen wir so oft von seiner liebevollen Barmherzigkeit und Güte für die weite Welt. Aber hier ist die Wahrheit:

In den meisten evangelikalen Denominationen praktizieren Christen Gottes zärtliche, liebevolle Barmherzigkeit nicht einmal untereinander oder gegenüber denen, die sich von ihnen getrennt und eine neue Gruppe gegründet haben.

In den letzten fünf Jahren habe ich etwa fünfzig Länder besucht, um Konferenzen für Pastoren und leitende Christen durchzuführen. Überall in der Welt habe ich zankende, uneinige Gemeindenetzwerke gesehen, die weder zärtlich noch barmherzig sind. Ich denke an einige Leiter von baptistischen, pfingstlichen, charismatischen oder anderen Gemeindegruppierungen, die so lieblos zu anderen waren. Zu oft verweigern sie die Gemeinschaft oder sogar das Gespräch miteinander.

In einem Land wollte eine Denomination unserem Vorbereitungsteam nicht einmal Zutritt zu ihrem Büro gewähren. Sie erklärten, dass sie es solange ablehnen würden, mit uns zu arbeiten, solange wir mit anderen Werken kooperierten, die sich ihnen entfremdet hatten.

Eine riesige Zahl weißer Gemeinden lassen nicht einmal ihren schwarzen Brüdern oder Schwestern, oder hispanischen oder puerto-ricanischen, oder anderen ethnischen Gruppen Gottes Güte und Barmherzigkeit zuteilwerden.

Tragischerweise ist dieses Vorurteil in einigen ethnischen Gemeinden genauso vorhanden. Die Versammlung wird unbequem, wenn sich Weiße blicken lassen. An manchen Orten ist die unausgesprochene Einstellung: „Dies ist nicht dein Platz. Du bist hier nicht willkommen.“ Das geschieht nicht nur im Süden, sondern auch in den Städten im Norden, Osten und Westen. Ich weiß, dass es hier in New York so ist.

Selbst bei einigen ergebenen Gläubigen existiert eine voreingenommene, begrenzte Barmherzigkeit, die eine bestimmte Art von Sündern nicht einschließt.

Es gibt viele Menschen, denen gegenüber eine große Zahl von Christen die Barmherzigkeit Gottes begrenzt. Ich denke an Prostituierte, die in gottlosen Bordellen arbeiten. Ich denke an Menschen in Afrika oder auf anderen Kontinenten, die zu Tausenden an AIDS sterben. Ich denke an Homosexuelle, die endloses Herzeleid und seelische Not, die Prüfungen ihres Leben, durchmachen und die sich bewusstlos trinken, um zu versuchen, den Schmerz zu bedecken.

Ja, ich glaube, dass Homosexualität eine Sünde ist und in der Schrift verdammt wird. Ja, ich glaube, dass der Lohn der Sünde in dieser Welt Krankheit und Tod bringt. Aber ich kann nicht glauben, dass Gott irgendeinen Sünder von seiner zärtlichen Gnade ausschließt, der zu ihm nach der Barmherzigkeit und Liebe Christi aufschreit.

Von dem aus gesehen, was ich in der Schrift lese, kann ich nicht hinnehmen, dass mein Heiland den Verzweiflungsschrei einer Prostituierten, eines Homosexuellen, eines drogensüchtigen oder alkoholabhängigen Menschen jemals abweisen würde, der am Ende ist. Seine Barmherzigkeit hat kein Ende: Sie hört niemals auf. Deshalb, als seine Gemeinde – als der stellvertretende Leib Christi auf der Erde – können wir niemanden ausschließen, der nach Barmherzigkeit und Rettung schreit.

Es gibt Voreingenommenheit in unseren Herzen, die wie ein tiefer Strom fließt, und mit den Jahren hat sie die Kanten von Vorurteilen freigelegt.

Wir mögen uns solcher Voreingenommenheit gar nicht bewusst sein, bis sie uns plötzlich vor Augen steht und uns mit der Wahrheit über unser Herz konfrontiert. Während Sie sich dies für ihr eigenes Leben überlegen, frage ich Sie noch einmal: Sind Sie ein barmherziger Mensch, zärtlich und liebevoll? Ich stelle mir vor, dass viele Leser sagen: „Ja.“ Doch fragen Sie einmal diejenigen um Sie herum – Ihre Familie, Ihre Arbeitskollegen, Ihre Freunde und Nachbarn, ihre Freunde mit einer anderen Hautfarbe – und schauen Sie, wie sie reagieren.

Sagen Sie mir: Wo ist die Stimme der Gemeinde bei alledem? Hören Sie mir gut zu: Die alten, voreingenommenen, rechthaberischen, entzweiten Organisationen, die wir die Gemeinde nannten, sind jetzt wie „Silo“, wie „Ikabod“ – Die Herrlichkeit ist gewichen!“ Der Heilige Geist will mit solchen alten Weinschläuchen nichts zu tun haben. Sie haben seit langem jede Salbung verloren, die von ihrer ursprünglichen Berufung noch übrig war.

Lasst doch dieses alte, leblose System Schwule ordinieren und verheiraten, lasst sie die Gottheit Christi zertrampeln, lasst sie ihren eigenen Weg getrennt von Gott gehen. Sie predigen eine „Toleranz“, die sich völlig von dem unterscheidet, was die Bibel Gottes zärtliche Barmherzigkeit nennt. Das ihre ist keine Toleranz, sondern Blindheit, und die hat bei ihren Organisationen jede Kraft des Evangeliums ausgetrocknet. Sie haben keine Zukunft in Gottes Plänen für diese letzten Tage.

Mögen solche Gemeinden und Werke umkehren. Die Barmherzigkeit des Herrn ist immer ausgebreitet, aber er hat diejenigen vollkommen verlassen, die damit fortfahren, seine Wahrheit abzulehnen.

Diese Gemeinde der letzten Tage geht aus feurigen Öfen und langen Zeiten der Bedrängnis hervor. Was also, fragen Sie, plant Gott zu tun?

Was ich geschehen sehe ist, dass der Heilige Geist am Werk ist, Menschen in völlige Zerbrochenheit zu bringen. Er führt sie zu einer Offenbarung der Schwachheit in ihrem eigenen Fleisch, damit er sich selber stark zeigen kann. Ich sehe, wie er seine Leute an ihr Ende bringt, indem er ihren störrischen Willen bricht, bis sie nur noch eines im Sinn haben: „Sein Wille geschehe.“ Ich sehe, wie er seine Geliebten an so schwierige Orte der Prüfung stellt, dass nur ein Wunder sie retten kann. Und durch all das werden sie in allem vom Herrn abhängig.

Beschreibt das Ihre Situation? Vielleicht folgen Sie Jesus schon seit Jahren nach und sahen sich noch nie einer solchen Prüfung gegenüber wie gerade jetzt. Dinge kommen auf Sie zu, die so überwältigend sind, dass nur Gott etwas dagegen unternehmen kann. Und Sie erkennen, dass nur er Sie hindurchbringen kann.

Gerade jetzt bereiten sich Islamisten auf einen letzten Dschihad vor, um für Allah „die Welt einzunehmen“. Islamistische Ausbildungscamps entstehen weltweit, mit einer Botschaft des Hasses, der durch gnadenlose Enthauptungen gekennzeichnet ist.

Doch auch der Herr hat ein Volk in der Ausbildung, ein Volk, das er gebrauchen wird, um dem Zorn dieser Welt entgegenzutreten. Wie wird er dies tun? In seiner liebevollen Freundlichkeit und in seinem Frieden schult er sie und rüstet sie aus. Unser Gott ist ein Gott der Liebe, und er wird keine Bomben, Gewehre oder Selbstmordtruppen benutzen, sondern ein überwindendes Volk, das in dem Herrn zärtlicher Barmherzigkeit furchtlos ist.

Überall in der Welt erleben Gottes Leute Leid, Bedrängnis und Folter, mehr als je zuvor in ihrem Leben. Und ich bin mir sicher: Es gibt eine göttliche, ewige Absicht in der Intensität dieser geistlichen und physischen Kämpfe, die jetzt im wahren Leib Christi ausgestanden werden. „seine zärtlichen Erbarmungen sind über alle seine Werke“ (Psalm 145,9; a. d. englischen King James Version; Kursiv von mir).

Unser Herr hat schon von Anfang an einen Plan gehabt. Gott selbst kam herab und nahm die Gestalt und die Lebensbedingungen des Menschen an und lebte unter sündigen Menschen. Er ertrug ihren Hass, erlebte ihre Ablehnung, sah sich unvorstellbaren Vorwürfen gegenüber. Und in dem allen schlug er niemals zurück.

Jesus stellte nie Armeen rachsüchtiger, hasserfüllter Dschihadisten auf. Er benutzte keine fleischlichen Waffen. Stattdessen riss er Festungen durch seine mächtige liebevolle Freundlichkeit nieder. Unser Herr hatte nur einen Schlachtplan: zärtliche, barmherzige Liebe. In der Tat treibt seine Liebe alle seine Werke auf der Erde an. Er ist der umfassende Ausdruck der Liebe Gottes: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Erbarmungen und Gott allen Trostes“ (2. Korinther 1,3).

Jesus erlaubte seinen Feinden, ihn zu misshandeln, zu verspotten, sogar ihn körperlich zu töten. Und als er aus dem Grab auferstand, tat er es als das gesalbte Haupt einer neuen Art von Gemeinde, einer neuen Art von Mensch. Hier war nun ein viele-Glieder-Leib, der aus allen Rassen und Völkern bestehen würde: Juden, Nicht-Juden, Mohammedanern, Buddhisten – allen, die Christus als Herrn anerkennen würden. Sie würden in den einen Menschen, den einen Leib gebracht werden und eine neue Menschheit bilden. Und am jüngsten Tag werden sie alle in dem einen Menschen, Jesus, auferstehen.

Geliebte, wenn Sie in Christus sind, dann sind Sie Teil dieses Leibes. Und Sie sind auch Teil des letzte-Tage-Werkes, des Herrn. Sehen Sie, diesem einen neuen Menschen gilt heute Gottes Interesse auf der Erde. Wie Christus auf der Erde war, so werden es alle sein, die in seinem Leib sind. Und so wie Jesus die Offenbarung der zärtlichen Liebe des Vaters zur verlorenen Menschheit war, so sollen heute alle, die in Christus sind, dieselbe zärtliche Liebe sichtbar machen.

Paulus sagt, dass die Leiden, die der Leib Christi erträgt, so heftig sind, dass sie „über Vermögen [jenseits des Erträglichen]“ sind, so dass wir sogar am Leben verzweifelten ... Wir selbst aber hatten in uns selbst <schon> das Urteil des Todes erhalten“ (1,8-9). Warum ist das so?

Es ist so, um Teilhaber am Trost der zärtlichen Liebe und Barmherzigkeit des Herrn zu werden. Es geht darum, Tröstung zu erleben, Hoffnung und Ermutigung in diesen schweren Zeiten, damit wir anderen Leidenden, die jede Hoffnung verloren haben, Trost anbieten können. Je düsterer diese Tage werden, desto mehr wird die Welt diese Art von Trost, Hoffnung und Liebe brauchen. Menschen werden es nötig haben, zu sehen, dass es andere gibt, die im Kampf ihres Lebens gewesen sind und durchgebracht wurden. Das ist das Zeugnis der letzte-Tage-Gemeinde.

Tatsache ist, dass Gott mit einem einzigen Schlag jeden Kampf beenden, jeden Führer der Welt absetzen, alle Werke des Teufels zerstören könnte. Er hat Legionen von Engeln unter Befehl, die dies vollbringen könnten. Einmal beauftragte er einen mächtigen Engel, innerhalb weniger Stunden 185.000 feindliche Soldaten zu vernichten, die gegen Israel heraufzogen. Er beauftragte zwei Engel, Sodom über Nacht auszulöschen. Und er könnte das gleiche auch heute tun. Dieselben Engel stehen immer noch bereit.

Die Jünger Jesu wussten das und wollten, dass er Feuer vom Himmel auf die ungläubigen Samariter herabrief. Aber Christus sagte ihnen: „Ihr wisst nicht, welche Art Geist ihr habt [oder, euch ergreift]“ (Lukas 9,55; a. d. englischen King James Version).

Ich frage Sie: Wissen Sie in diesen angstvollen Tagen, welchen Geistes Sie sind? Was machen die heutigen Schlagzeilen mit Ihrem Herzen? Tauchen Sie in das politische Schlammbad ein, das heute täglich in den Medien präsentiert wird? Werden Sie zunehmend härter, skeptischer, misstrauischer und sogar rachsüchtig? Oder wird Ihr Herz weicher, zärtlicher?

Wenn ich diese Frage stelle, wende ich mich sowohl an alle Gläubigen als auch an jemanden, der vielleicht im Dienst steht, an jemanden, der vielleicht prophezeit, an jemanden, der voller Eifer für den Herrn ist, an jemanden, der Heiligung predigt, an jemanden, der vom Heiligen Geist gesalbt ist, ein Werk Gottes zu tun. Kann eine solche Person mit einem unangetasteten Bereich der Verhärtung ihre gottgefälligen Werke fortsetzen? Ist es wirklich möglich, Christusähnlich aufzutreten und doch kein weiches Herz zu haben?

Ja, das gilt für viele Christen. Und es ist ein so wichtiges Thema in Gottes Augen, dass er uns ein ganzes Buch in der Bibel gab, das sich mit dieser Angelegenheit beschäftigt. Es ist das Buch Jona, und alles, worüber ich in dieser Botschaft redete, wird darin angesprochen.

Die meisten Bibelgelehrten stimmen überein, dass Jona der Verfasser des Buchs ist. Es ist das ungeschminkte Bekenntnis eines Mannes Gottes über die Probleme seines eigenen Herzens. Damals war Jona ein geehrter und respektierter Prophet in Israel. Wir lesen in seiner ermutigenden Prophetie, dass Gott Israel aus einer bitteren Bedrängnis durch seine Feinde retten wollte.

Aber Jona zeigt sich in diesem Buch auch als ein bigotter, selbstsüchtiger, ungehorsamer Diener Gottes. Als Verfasser macht Jona keinen Versuch, seine Erfahrungen schönzufärben. Das Buch ist sein Versuch, jeden Gläubigen vor seiner eigenen Voreingenommenheit und seinen Vorurteilen bezüglich der Barmherzigkeit Gottes zu warnen.

Sehen Sie, als Jude war Jona mit einem Hass auf die Nation Ninives aufgezogen worden. Dieser Erzfeind Israels war damals so etwas wie der Iran heute für die Vereinigten Staaten. Ninive war darauf aus, Israel zu zerstören und stellte eine ständige Bedrohung für Israels Existenz dar. Es war auch eine Gesellschaft, in der unsägliche Bosheit reichlich vorhanden war. Jona war darin geschult, Ninive als eine böse, abscheuliche Stadt, als Feind seiner eigenen Nation zu sehen.

Dann wurde Jona von Gott angewiesen: „Geh nach Ninive und schreie gegen die Bosheit der Menschen an.“ Der Prophet sollte die Einwohner darauf hinweisen, dass sie ab dem Zeitpunkt seiner Prophetie noch vierzig Tage hatten, bevor Gericht kommen würde.

Aber Jona wollte Ninive nicht warnen. Er diskutierte mit dem Herrn: „Ich wusste, dass du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langsam zum Zorn und groß an Güte, und einer, der sich das Unheil [oder, den prophezeiten Zorn] gereuen lässt!“ (Jona 4,2).

Durch sein Verhalten drückte Jona aus: „Herr, warum sollte ich zu diesen Leuten predigen? Sie sind unsere Feinde. Wenn überhaupt, dann sollten sie vernichtet werden. Doch ich weiß, wenn diese Leute von Ninive irgendwie Buße tun, wirst du sie davonkommen lassen. Ich werde letztendlich wie ein Narr dastehen! Keiner in Israel wird jemals wieder auf mich hören. Und die Niniviten werden mich aus ihrer Stadt hinauslachen. Ich werde zum Welt-berühmten Gespött werden. Die Nachricht von meiner Torheit wird jeden Hafen erreichen.“

So rannte Jona davon, anstatt zu predigen. Er ging an Bord eines Schiffes, das in die entgegengesetzte Richtung von Ninive gesteuert wurde. Es war eine Tat, die seine eigene Voreingenommenheit und seine Vorurteile über Gottes Barmherzigkeit enthüllten. Einfach gesagt, Jona war nicht gewillt zu sehen, dass Gottes zärtliche Barmherzigkeit seinem Feind zuteilwird.

Viele Christen heute sind in dieser Hinsicht genauso wie Jona. Dieser Mann glaubte an Gottes Barmherzigkeit gegenüber seinem eigenen Land, Israel, wie es andere Propheten taten. Sie alle riefen: „Herr, komm und segne unser Land. Sende dein zärtliches Erbarmen auf Israel.“ Jona dehnte dieselbe Liebe und Barmherzigkeit nicht auf die Einwohner von Ninive aus. Er konnte Gottes zärtliches Erbarmen für irgendeine Nation, die gegen Israel auftrat, nicht sehen.

Als das Schiff, das Jona beförderte, in schweres, stürmisches Wetter geriet, bat der Prophet darum, dass die Mannschaft ihn ins Meer wirft. Uns allen ist diese Stelle der Geschichte geläufig: „Und der HERR bestellte einen großen Fisch, Jona zu verschlingen“ (Jona 2,1). Ein großer Fisch musste dem Schiff gefolgt sein und er verschlang Jona. Drei Tage und Nächte lang war Jona im Bauch des Wals und schrie „aus dem Bauch des Scheol“ (2,3; mit Fußnote). Er bekannte: „Das ist Gottes Tun. Er hat mich hier hineingeworfen!“

Einige Leser könnten sagen: „Ich bin nicht wie Jona. Ich stecke auch in einer Krise und bin verletzt wie nie zuvor in meinem Leben. Tag für Tag schreie ich aus dem Bauch meiner eigenen Hölle heraus. Ich werde von Ängsten überflutet und Stürme wirbeln mich umher. Aber ich bin kein Jona. Ich laufe nicht von Gott weg. Ich bin ein gehorsamer Diener. Und ich werde niemals sagen: ‚Gott tut mir das an.’“

Wir mögen unsere Anfechtungen als Gottes Züchtigung oder als Prüfungen für unseren Glauben betrachten. Aber die Tatsache bleibt: „Vielfältig ist das Unglück des Gerechten“ (Psalm 34,20). Und wir können sicher sein, dass der Herr diese Dinge in seiner allwissenden Liebe zu uns erlaubt: „Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er“ (Hebräer 12,6). Was immer wir durchmachen, es liegt eine göttliche Absicht darin, und alles geschieht nach Gottes zärtlichem Erbarmen.

Wie Jona, so glaube Ich, sehe ich klarer, was Gott versucht, in mir zu bewirken. Es ist genau dasselbe, das er auch versuchte in Jona zu vollbringen, im Bauch seiner Hölle. In der Tat, es ist dasselbe, was Gott in allen unseren Prüfungen tun will.

Es ist, dass der Herr versuchte, Jonas Herz weich zu machen und ihn völlig abhängig von Gott zu machen. Er wollte einen Propheten zu Diensten haben, der die Sünde hasste und vor Gottes kommendem Zorn warnte, doch der zu all denen, die Buße taten, zärtlich und barmherzig sein würde. Kurz gesagt: Gott will aus seinem letzte-Tage-Volk alles herausreißen, was an Härte und Selbstbezogenheit noch vorhanden ist.

Also beschloss Gott, Jona in eine Situation zu bringen, in der keine andere Person oder Macht ihm helfen konnte. Es war ein Ort, jenseits der Liebe oder Barmherzigkeit von Freunden, der Familie oder von Propheten – ein Ort scheinbaren Todes. Kurz, Jona musste jeder menschlichen Hoffnung entkleidet werden. Das ist es, was der Prophet beschreibt, wenn er schreibt: „Alle deine Wogen und deine Wellen gingen über mich dahin“ (Jona 2,4). Damit sagt er im Wesentlichen: „Das geht über meine Kräfte. Das ist mir über den Kopf gewachsen. Nur ein Wunder kann mich retten.“

Dann, wenn Jona an solch einen Punkt gekommen wäre, würde Gott ihn mit zärtlichster Barmherzigkeit überschütten. Und er würde die Berufung seines Dieners erneuern und ihn neu salben.

Sehen Sie, in jedem Diener, der prophetisch redet, muss etwas von Gottes zärtlicher Barmherzigkeit sein. Das ist eine der Lektionen, die Gott Jona lernen lassen wollte. Wenn irgendein Diener Gottes im Begriff steht, eine prophetische Äußerung zu machen, die Gericht einschließt, dann muss dieses Wort aus einer Haltung der Zerbrochenheit und der Tränen kommen. Und es muss aus einem Herzen kommen, das wirklich sagt: „Ich wollte lieber in den Augen der Welt zum Narren gemacht werden, als dass dieses Wort eintrifft.“

Seit Jahren spreche ich von tausend Feuern, die über New York City kommen werden. Wenn dieses Wort wirklich von Gott ist, dann muss etwas von seiner Barmherzigkeit in meinem Herzen sein, wenn ich es verkünde. Zuerst muss ich willens sein zu glauben, dass es durch Gottes zärtliche Barmherzigkeit niemals geschehen wird. Und zweitens muss ich willens sein, mich verspotten zu lassen, damit Gottes Barmherzigkeit erhoben werden kann.

Wenn wir Jonas Geschichte wieder aufnehmen, finden wir ihn jetzt in den Straßen von Ninive predigen, im Gehorsam zu Gott. Er ruft jenen verdorbenen Menschen zu: „Ihr habt nur noch vierzig Tage. Dann wird eure Stadt im Gericht untergehen.“

Kurz nachdem er prophezeit hatte, ging eine Welle der Buße durch Ninive. Die Niniviten „(riefen) mit <aller> Kraft zu Gott … Und Gott sah ihre Taten, dass sie von ihrem bösen Weg umkehrten. Und Gott ließ sich das Unheil gereuen, das er ihnen zu tun angesagt hatte, und er tat es nicht“ (Jona 3,8.10). Gott verschonte Ninive. Er sagte die Vernichtung ab, weil sie Buße taten.

Wie reagierte Jona auf diese Wendung des Geschehens? „Es missfiel Jona sehr, und er wurde zornig. Und er betete zum HERRN … Und nun, HERR, nimm doch meine Seele von mir!“ (4,1-3). Jona war jetzt verzweifelt. Was war geschehen? Wie konnte er auf eine so unfassbare Manifestation der Barmherzigkeit Gottes mit Zorn reagieren?

Man sollte meinen, dass Jona nach allem, was er durchgemacht hatte, für Ninive gebetet hätte: „Herr, du hast mir deine zärtliche Barmherzigkeit gezeigt. Du liebtest mich, als ich rebellisch war. Kannst du nicht dasselbe für diese böse Stadt tun? Kannst du nicht die vielen Kinder hier verschonen? Wirst du ihnen nicht die gleiche Barmherzig erweisen, die du bei mir hattest?“

Aber das war es nicht, was geschah. Jona war durch alle seine Prüfungen hindurchgegangen, ohne dass sein Herz irgendwie weich geworden wäre. Und das geschah, weil Jona die zärtliche Barmherzigkeit Gottes sich selbst gegenüber missbrauchte. Er nahm Gottes Barmherzigkeit für selbstverständlich. Er ließ nicht zu, dass sie in sein Herz geschrieben und er so gegenüber anderen milder gemacht wurde.

Als er dieses Buch schrieb, verbarg Jona die Scheußlichkeit seines boshaften Handelns nicht. Sein Bericht ist ein Geständnis, als wollte er sagen: „Kannst du glauben, dass ich immer noch so hart, gefühllos und unversöhnlich sein konnte, nach all der unverdienten Liebe und Barmherzigkeit, die Gott mir erwiesen hatte? Lass dich warnen: Vergiss die Barmherzigkeit Gottes dir gegenüber nicht! Ich wurde zornig auf Gott, weil diejenigen, die gegen mich standen, nicht gerichtet wurden. Ich dachte: ‚Sie kommen ungestraft davon.‘“

Hat es diese Einstellung je in Ihrem Herzen gegeben? Hat Sie jemand schlecht behandelt und Sie waren innerlich wütend, weil Sie nicht sahen, dass diese Person dafür bezahlen musste? Nun, fragen Sie sich selbst: Wie viel zärtliche Barmherzigkeit wurde Ihnen schon zuteil? Wie viele Sünden in Ihrem Leben hat der Herr mit seiner Barmherzigkeit und Vergebung bedeckt? Ich zittere bei dem Gedanken, dass ich eine solch unfassbare, zärtliche Barmherzigkeit empfangen könnte, ohne selbst barmherzig zu sein.

Jona beendete sein Buch nicht mit einem Bild des Sieges. Er schloss damit, indem er sich selbst unter einer liebevollen Zurechtweisung des Herrn zeigte, wegen seines Mangels an Barmherzigkeit gegenüber anderen. Jona sagte damit der Welt: „Ich hatte meine Lektion nicht gelernt. Aber ich bin immer noch ein Werk in Bearbeitung.“

Wir sind auch Werke in Bearbeitung. Und ich bin überzeugt, Gott möchte von dieser Lektion über Jona zu seinem Volk in diesen letzten Tagen sprechen. Gerade jetzt wird jede böse, furchterregende Sache, die in der Welt geschieht, von Satan entworfen, um die Herzen der Menschen zu verhärten. Und Gottes großes Anliegen für sein Volk in alledem ist diese „Herzensfrage“, die Jona anspricht. Während der Islam und andere Religionen immer herzenshärter werden, ist Gott durch seinen Geist am Werk, den wahren Leib Christi durch Schmerzen reifer zu machen und zu stärken.

Das ist ein Zeugnis für eine kalte, bekümmerte Welt. Wir sind in der Lage zu sagen: „Ich habe festgestellt, dass der Christus, dem ich diene, barmherzig und gütig ist. Er hat mich in allem geliebt.“

Seine Liebe und Barmherzigkeit kann genauso auch Ihnen gelten, egal, wie tief Ihre Sünde ist, egal, wie hoffnungslos die Dinge scheinen. Er hat zärtliche Barmherzigkeit für Sie, um Sie hindurchzubringen.

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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.