Sich an Christus ärgern

In Matthäus 11 finden wir Johannes den Täufer im Gefängnis. Sein mächtiger, vom Heiligen Geist gesalbter Dienst an Menschenmengen in Israel war von König Herodes abrupt abgeschnitten worden. Nun waren die Mengen, die Johannes so leidenschaftlich gefolgt waren, verschwunden. Die „Stimme eines Rufers in der Wüste“ war zum Schweigen gebracht worden.

Johannes’ öffentlicher Dienst hatte nur ein Jahr angedauert. Aber während dieser Zeit hatte Gott seine Macht durch Johannes’ Verkündigung demonstriert. Gebildete Sadduzäer waren seine überführenden Botschaften hören gegangen. Selbst die stolzen Pharisäer konnten nicht aufhören, ihm zuhören zu gehen. Soldaten, Politiker, Zöllner, Reiche und Arme versammelten sich gleichermaßen, um die brennenden Worte des Propheten zu hören.

Jesus selbst würdigte diesen gottesfürchtigen Mann. Er sagte über Johannes: „Dass unter denen, die von einer Frau geboren sind, keiner größer ist als Johannes“ (Lukas 7,28). Christus identifizierte Johannes auch als den Propheten, den Jesaja vorhergesagt hatte. Johannes war derjenige, der dem Messias einen ebenen Weg bereiten würde, in Vorbereitung auf sein Kommen (siehe Jesaja 40,3).

Wir wissen, dass Johannes auch ein Studierender der Prophezeiungen Jesajas war. Das Wort, das zu ihm kam, konnte zu Jesajas Schriften zurückverfolgt werden. Und Johannes bezog sich auf Jesaja, als die Priester und Leviten ihn aufforderten, sich zu identifizieren. Wenn sie sich erkundigten: „Wer bist du tatsächlich?“, antwortete Johannes immer: „Ich bin nicht der Christus.“ Schließlich, als sie ihn weiterhin bedrängten, identifizierte sich Johannes als der, über den Jesaja prophezeit hatte. Er sagte diesen religiösen Führern: „Ich bin das, was Jesaja über mich sagt. Ich bin die Stimme von einem, der in der Wüste ruft: ‚Ebnet den Weg des Herrn!’“ (siehe Johannes 1,19-23).

Offenbar erlaubten die Häscher des Johannes, mit seinen Jüngern in Kontakt zu bleiben. So brachten seine Nachfolger ihm Berichte über die Wunder und den Dienst Jesu. Diese Berichte mussten für Johannes’ Ohren erstaunlich gewesen sein. Tag für Tag wirkte Christus wunderbare Werke und Wunder in der ganzen Region.

Johannes’ Jünger befanden sich in Nain, als Christus den Sohn einer Frau auf wunderbare Weise von den Toten auferweckte. Sie standen in der Menge, als dieser junge Mann sich in seinem Sarg aufsetzte und zu sprechen begann. An diesem Punkt berichtet die Schrift: „Furcht ergriff sie alle, und sie priesen Gott und sprachen: Es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden, und: Gott hat sein Volk besucht“ (Lukas 7,16).

„Die Jünger des Johannes verkündeten ihm das alles“ (7,18). Johannes’ Nachfolger erzählten ihm alles voller Begeisterung, Erstaunen und Ehrfurcht. Und sie waren von Verehrung für Jesus erfüllt, als sie die Werke schilderten, die er vollbrachte: Die Lahmen gingen, die Blinden konnten sehen und böse Geister flohen aus Menschen, die sie jahrelang gequält hatten.

Erstaunlicherweise teilte Johannes den Enthusiasmus seiner Jünger nicht. Stattdessen nahm er zwei von ihnen beiseite und wies sie an: „Geht zurück zu Jesus. Ich will, dass ihr ihn fragt: ‚Bist du der Messias? Bist du derjenige, der kommen soll?’ Bittet ihn, euch zu sagen, wer er ist.“ „Als aber Johannes im Gefängnis von den Werken Christi hörte, sandte er seine Jünger und ließ ihn fragen: Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?“ (Matthäus 11,2-3).

Sagen Sie mir, erscheint Ihnen Johannes’ Frage verblüffend? Dies war die Reaktion des größten Propheten, der jemals gelebt hatte. Denken sie darüber nach: Er erhielt täglich Augenzeugenberichte von all den unfassbaren Wundern, die von Christus gewirkt wurden. Doch immer noch musste Johannes von Jesus selbst erfahren, ob er der Messias war, über den in den Schriften prophezeit wurde.

Erinnern Sie sich: Johannes war ein Mann des Wortes. Er hatte sein ganzes Leben damit verbracht, die Schriften in der Einsamkeit zu studieren. Er hatte täglich über das Gesetz, die Propheten und die Psalmen meditiert. Und die Bibel sagt uns klar, dass Johannes die Gottheit Christi erkannte.

Er hatte auf Jesus gezeigt und erklärt: „Seht das Lamm Gottes.“ Er hatte den Heiligen Geist als Taube auf Christus herabkommen sehen. Und er hatte die Stimme des Vaters kundtun hören, dass Jesus sein eigener Sohn sei. Schließlich hatte Johannes selbst über Christus gesagt: „Ich muss abnehmen, während er zunehmen muss.“

Das wurde von einem Mann ausgesprochen, der sein ganzes Erwachsenenleben in Höhlen gelebt und auf jeden Komfort verzichtet hatte. (In der Tat haben Archäologen gerade vor wenigen Wochen behauptet, eine Höhle entdeckt zu haben, in der Johannes lebte, während er die Menschenmengen taufte.) Alles, was dieser gottesfürchtige Mann tat, war zur Vorbereitung, um Gottes Berufung zu erfüllen. Also, was veranlasste Johannes nun, Jesus wegen seiner Identität in die Mangel zu nehmen? Warum ein so untypischer Ausbruch nach dem Hören von all den Wunderwerken, die in Israel getan wurden?

Was noch rätselhafter ist, ist, dass Johannes’ Jünger seine Fragen Jesus vor einer riesigen Menschenmenge präsentierten (siehe Matthäus 11,7). Wie schockiert muss diese Menge gewesen sein, als sie Johannes’ Männer diese verwegenen Fragen stellen hörten. Kein Zweifel, Jesu eigene Jünger waren genauso schockiert. Was könnte Johannes zu dieser Zeit gedacht haben?

Klar, Zweifel hatte Johannes’ Herz ergriffen. Und er konnte ihn einfach nicht länger in sich behalten. Trotz all der Wunder, die Christus gewirkt hatte, all der unfassbaren Werke, von denen seine eigenen Jünger berichtet hatten – Tote waren auferweckt, Lahme waren geheilt, den Armen war gedient – beunruhigte etwas die Seele dieses gottesfürchtigen Mannes.

Doch als Jesus an diesem Tag Johannes’ Fragen hörte, sorgte er nicht für eine direkte Antwort. Auch versuchte der Herr nicht, Johannes von seiner Gottheit zu überzeugen. Stattdessen wies er Johannes’ Jünger einfach an, ihn zu erinnern, dass große Wunder geschahen: „Geht hin und sagt Johannes wieder, was ihr hört und seht: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf, und Armen wird das Evangelium gepredigt“ (Matthäus 11,4-5).

Warum antwortete Jesus auf diese Weise? Er tat es, weil er Gott im Fleisch war, und er wusste, dass Johannes menschlich war. Egal wie mächtig Johannes gesalbt war, er blieb von allen Gefühlen und Leidenschaften abhängig, die den Menschen gemeinsam sind. Und Christus wusste, dass Johannes in der Gefahr stand, von Zweifel überwältigt zu werden.

Zuallererst wusste Jesus, dass dieser feurige Prophet lieber tot wäre, als im Gefängnis eingekerkert zu sein wie ein Tier im Käfig. Johannes hatte all seine Jahre in einer nicht ummauerten Wüste gelebt. Er schlief in Höhlen und aß, was er auf den Feldern fand. Er liebte Freiheit, er liebte Natur, er liebte es, das Land zu durchwandern und über Gottes Wort zu meditieren. Jetzt im Gefängnis zu sitzen, musste für Johannes die Hölle auf Erden sein. Ich bin sicher, dass er über alles, was er jemals erfahren hatte, hinaus deprimiert war.

Johannes musste sich auch gefragt haben, warum er noch im Gefängnis saß, warum Jesus ihn nicht gerettet hatte. Schließlich hatte Jesaja prophezeit, dass der Messias bei seinem Kommen die Gefangenen frei machen würde. Und, falls Jesu’ Worte über Johannes wahr waren, würde dieser Mann nicht einer der Ersten sein, der gerettet werden müsste?

Missverstehen Sie nicht: Ich glaube nicht, dass Johannes nach irgendeiner persönlichen Bestätigung vom Herrn suchte. Ganz und gar nicht. Tatsache ist, dass Johannes der Täufer eine glühende Leidenschaft für Gott hatte und einen Hass auf das Böse. Und er wollte einfach die Sünde bezwungen sehen.

Johannes hatte jahrelang mit einer bestimmten Vision vom Reich Gottes gelebt. Und er hatte sich Tag für Tag danach gesehnt. Alles, was dieser gottesfürchtige Mann wollte, war, Gottes Wort erfüllt zu sehen.

Für Johannes bedeutete dies, Gottes Name auf der Erde bestätigt und seine Gerechtigkeit aufgerichtet zu sehen. Als der Messias kam, erwartete Johannes, ihn die Axt an die Wurzel aller Bosheit legen zu sehen, wobei alles Stolze erniedrigt würde, woran er sich ärgerte. Er erwartete, dass die Bösen wie Spreu verzehrt würden, abgeschnitten und mit unauslöschlichem Feuer verbrannt.

Waren diese Dinge nicht von allen Propheten der Vergangenheit vorausgesagt worden? Johannes wusste, dass Gott gnädig war. Aber solange die Sünde nicht entwurzelt wurde, konnten die Menschen nicht ohne Furcht leben (siehe Lukas 1,72-75).

Doch nun, da der Tag des Messias gekommen war, geschah nichts von diesen Dingen. Was Johannes zu sehen erwartet hatte – wonach er sich sein ganzes Leben gesehnt hatte –, fand einfach nicht statt.

Sie mögen an dieser Stelle einwenden: „Ist es einem gottesfürchtigen, betenden, vom Heiligen Geist erfüllten Gläubigen wirklich möglich, am Leben zu verzweifeln?“ Nach der Bibel: Ja, absolut. Fragen Sie mal David, Hiob oder Jeremia. Selbst der Apostel Paulus schrieb davon, geprüft zu werden: „über unsere Kraft, so dass wir auch am Leben verzagten“ (2. Korinther 1,8).

Trotzdem sprach Jesus nie Johannes’ Verzweiflung an. Stattdessen schickte er Johannes’ Jünger mit dieser speziellen Nachricht zu ihm zurück: „Selig ist, wer sich nicht an mir ärgert“ (Matthäus 11,6).

Liebevoll zeigte Christus Johannes die Wurzeln des Zweifels in seinem Herzen auf. Jesus sagte ihm damit: „Johannes, du ärgerst dich an mir. Du bist im Geist beunruhigt über den Weg, auf dem ich das Reich meines Vaters errichten werde. Ich erfülle deine Erwartungen über die Wege nicht, von denen du hofftest, die Dinge würden so sein. Und das ruft Zweifel in dir hervor.“

Die Wahrheit ist, dass die Berichte, die Johannes über den Dienst Jesu hörte, nicht dem entsprachen, was er glaubte es würde geschehen, wenn der Messias käme

Johannes war durch den Dienst Jesu verwirrt. Die Werke, die Christus tat, waren nicht nach der Art, die Johannes in seiner Verkündigung gepredigt hatte. Johannes‘ Prophetien wiederholten, was viele alttestamentliche Propheten gesagt hatten: dass der Messias seine Kraft mit Feuer, Läuterung und Reinigung offenbaren würde. Gemäß Johannes würde Christus kommen, um alle Bosheit zu rächen.

Wir wissen, dass alles, was Johannes glaubte, auf „es steht geschrieben“ beruhte. Und Johannes kannte die Worte der Propheten. So war ihm die Weissagung von Maleachi voll bewusst: „Es kommt ein Tag, der brennen soll wie ein Ofen. Da werden alle Verächter und Gottlosen Stroh sein, und der kommende Tag wird sie anzünden, spricht der HERR Zebaoth, und er wird ihnen weder Wurzel noch Zweig lassen“ (Maleachi 3,19).

Das war die Vision, die Johannes vom kommenden Messias hatte. Und er sagte den Menschenmengen in Israel: „Der aber … kommt … wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Er hat seine Worfschaufel in der Hand; er wird seine Tenne fegen und seinen Weizen in die Scheune sammeln; aber die Spreu wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer“ (Matthäus 3,11-12).

Zu jener Zeit herrschte in Israel eine bestimmte Auffassung über den kommenden Messias vor. Kurz: Israels Retter würde kommen, um die unterdrückende römische Herrschaft zu zerschlagen. Wenn Christus erschiene, würde er seine eigene politisch-religiöse Herrschaft aufrichten und anfangen, Heiligkeit auf der Erde per Gesetz herbeizuführen. Und er würde über dieses Reich mit einem eisernen Zepter herrschen.

Doch dies stimmte nicht mit all dem überein, was Johannes über Jesus hörte. Zuerst hatte Johannes gehört, dass Jesus bei einer Hochzeit mitfeierte. Dann hörte er, dass Jesus sogar in die Häuser von Sündern ging und mit ihnen aß. Und nun erfuhr er, dass Jesus seine Jünger paarweise durch das Land schickte und sie bevollmächtigte, Menschen zu heilen und zu segnen.

Das alles ließ Johannes verwirrt werden. Er konnte nicht anders, als die Werke der Barmherzigkeit, die Jesus wirkte, mit den feurigen Prophetien zu vergleichen, die er sein Leben lang in der Schrift studiert hatte. War der Messias nicht dazu da, Sünde zu strafen? Was war mit der Prophetie Jesajas über die ungerechten Richter? „Er … gibt die Fürsten preis, dass sie nichts sind, und die Richter auf Erden macht er zunichte … da lässt er einen Wind unter sie wehen, dass sie verdorren“ (Jesaja 40,22-24).

Israels Richter waren zu jener Zeit überaus böse. Sie erfanden eigennützige Gesetze, die sich unmittelbar gegen Gottes Wort wandten. Aber diese Richter wurden gar nicht gerichtet. Ganz im Gegenteil: Die stolzen Pharisäer, Sadduzäer und Schriftgelehrten wurden sogar noch arroganter. Sie hatten Christus abgelehnt und suchten, ihn aus ihrer Mitte zu vertreiben. Doch die ganze Zeit schien Jesus dem gegenüber so passiv.

Johannes musste denken: „Das entspricht einfach nicht dem, was ich in den Schriften sehe. Warum legt Jesus nicht seine Axt an die Wurzeln der Bösen? Warum heizt er den Übeltätern nicht ein wie bei einem Ofen, wie Maleachi sagte, das er es tun würde? Warum setzt er diese bösen Richter nicht ab und reduziert sie zu Spreu?“

Also, Johannes’ Frage an Jesus war im Wesentlichen: „Bist du nicht der Eine, den die Propheten beschrieben? Wenn du es bist, warum ergibt das Bild keinen Sinn für mich?“

Gottes Verheißungen sind dazu bestimmt, unsere Erwartungen in ihm aufzubauen. Wir sollen sein Wort als die felsenfesten Verheißungen eines liebenden, mächtigen Vaters für seine Kinder in Anspruch nehmen. Doch oftmals, wenn wir sein Wort sich nicht nach unserem Zeitplan erfüllen sehen, überflutet der Feind unsere Gedanken mit Fragen über Gottes Treue. Satans Ziel ist einfach: uns all unseres Vertrauens auf den Herrn zu berauben.

Ich bin überzeugt, der Teufel versuchte, alle Arten von Zweifel in Johannes zu wecken. Ich stelle mir vor, wie er Johannes ins Ohr flüsterte: „Ja, dieser Jesus ist ein Mann Gottes. Er ist in der Tat ein heiliger Mann. Aber er ist nur ein weiterer Prophet, der Wunder vollbringt. Denk darüber nach: Mose öffnete das Rote Meer und brachte Wasser aus einem Felsen hervor. Elia erweckte einen Toten. Und Hosea predigte das Wort den Armen. Jesus ist nur ein weiterer Prophet, der umhergeht und Gutes tut.

Also, du kannst vergessen, dass du Gottes Reich kommen sehen wirst, Johannes. Sieh dir mal deine eigene Situation an. Wenn Jesus Gottes Sohn wäre, würde er dir erklärt heben, wer er ist. Aber er hat deinen Schrei nicht beantwortet. Und nun hörst du Berichte über andere, die Wunder empfangen. Ihre Gebete werden beantwortet, ihre Schreie werden gehört. Aber sieh dich an. Du hast gerade die Wachen sagen hören, dass Herodes’ Frau deinen Kopf auf einem Tablett verlangt.

Wenn Jesus der Messias ist, warum steckst du dann noch in solcher Not? Warum hat er sein Wort nicht gehalten, wie Jesaja und die anderen Propheten es eröffnet haben? Und warum hat dein eigenes Predigen bei dir nicht funktioniert?“

Satan benutzt dieselben Lügen und Täuschungen auch heute gegen uns. Und sein Ziel ist, Samen des Zweifels an Gottes Wort, seinen Verheißungen und seiner Freude an uns zu pflanzen. Der Feind flüstert: „Du sagst, dein himmlischer Vater ist ein Gott der Wunder, des Unmöglichen, sagst, dass er deine Bitten erhört, noch bevor du gebeten hast. Warum dann all dieses Leid? Warum dieses ganze Schweigen des Himmels? Warum gibt es keine einzige Spur eines Beweises, dass Gott deinen Schrei gehört hat?

Sieh dich doch um. Jeder empfängt Antworten auf sein Gebet. Aber du nicht. Du steckst in einer unerfüllten Ehe. Du betest, dass deine Kinder errettet werden, aber Jahr für Jahr vergeht, und nichts verändert sich. Jahrelang hast du anderen von der Treue Gottes gepredigt. Also, warum hat das bei dir nicht funktioniert? Warum hat er dich hier, in dieser furchtbaren Not stecken lassen?“

Es gibt einen sicheren Beweis, dass Unglaube in Ihrer Seele Wurzeln geschlagen hat. Der ist, wenn Sie aufhören, für etwas zu beten, von dem Sie einmal glaubten, dass Gott es tun könnte. Plötzlich bringen Sie Ihre Lasten nicht mehr zu ihm. Sie kommen nicht mehr im Glauben zu ihm. Kurz: Sie sind nicht länger bereit, ihn die Dinge auf seine Weise in Ihrem Leben regeln zu lassen. Ab hier wissen Sie, dass Unglaube aufgekeimt ist.

Petrus sagt uns, dass uns die Listen Satans nicht unbekannt sein sollen. Und Jesus deckte eine der größten Listen des Feindes auf, als er diese Botschaft an Johannes aussprach: „Selig ist, wer sich nicht an mir ärgert“ (Matthäus 11,6). Das griechische Wort für „ärgern“ bedeutet „verleiten, stolpern lassen, fangen“. Ich glaube, Jesus warnte Johannes behutsam: „Du fragst mich, ob ich derjenige bin, von dem du behauptest hast, der ich sei. Johannes, kannst du nicht sehen, dass diese Frage eine Falle ist? Satan versucht nicht, zu mir vorzustoßen. Nein, er hat dir eine Falle gestellt.“

Christus hatte dieselbe Prüfung während seiner vierzig Tage in der Wüste selbst durchgemacht. Und nun sagte er Johannes: „Der Teufel bereitet dich vor, versucht, dich zu fangen. Aber du darfst seinen Lügen keine Nahrung geben. Er sagt, ich sei nicht der, der ich zu sein behaupte. Doch wenn du das glaubst, Johannes, dann musst du auch folgern, dass du nicht der bist, der du zu sein behauptest. Und das bedeutet, dass du dich der größten Lüge von allen stellen musst: dass du ein Betrüger, ein Heuchler bist. Du musst daraus schließen, dass du getäuscht bist, ein falscher Prophet. Johannes, du darfst nicht in diese satanische Falle tappen.“

Lassen Sie mich Sie fragen: Was denken Sie steht nach Jesu Formulierung „Sich an mir ärgern“ auf dem Spiel? Was macht diese vier Wörter so eindringlich? Das, dass Jesus die Konsequenzen für Johannes kannte, wenn er der Lüge Satans nachgeben würde. Er wusste, was passieren würde, wenn dieser gottesfürchtige Mann zu zweifeln begann, wer er in Christus war.

Sehen Sie, alles was Satan zu tun hatte war, Johannes hereinzulegen, drei Wörter zu sprechen. Diese drei Wörter würden schnell alle Prophetien, die Jahrhunderte zuvor verkündet worden waren, zunichtemachen. Sie würden all das Gute, das Gott in und durch Johannes getan hatte, zunichtemachen. Und sie würden unzählige Menschenmengen, einschließlich kommender Generationen, im Glauben Schiffbruch erleiden lassen. Was waren die drei Wörter, die Satan Johannes äußern lassen wollte? „Ich bereue es!“

Das Wort „bereuen“ bedeutet „betroffen wegen unerfüllter Erwartungen“. Zu bereuen heißt, zu sagen: „Meine Hoffnungen wurden nicht erfüllt.“ Kurz: Es ist eine Erklärung, die den eigenen Glauben widerlegt.

Doch ich glaube, dass Johannes nie an diesen Punkt gelangte. Stattdessen nahm er Jesu Botschaft an ihn an. Und hier war der Kern der Botschaft Christi: „Johannes, es erwartet dich ein Segen an Glauben und Gewissheit, wenn du den Lügen Satans widerstehst. Erlaube dem Unglauben darüber, wer ich bin, nicht, in dir Wurzeln zu schlagen. Wenn du es tust, wirst du daran zweifeln, wer du bist und was Gott alles in deinem Leben getan hat.“

Der Teufel spürte Ungeduld in Johannes. Ungeduld ist die Unfähigkeit, gelassen zu warten oder Bedrängnisse zu ertragen. Und wenn wir mit Gott ungeduldig werden – wenn wir ungeduldig dabei sind, Antworten von ihm zu erhalten, und wir Ungeduld mit Glauben vermengen –, dann wird unsere Haltung im Gebet zu einem „fremden Weihrauch“ für den Herrn. Es erfüllt unser Sein – seinen Tempel – mit einem widerlichen Geruch. Und anstatt einen wohlriechenden Weihrauch des Gebets aufsteigen zu lassen, verströmen wir einen fauligen Gestank. Satan nimmt diesen Duft sofort auf.

Ungeduldige Christen nehmen Anstoß, wenn sie Gott überall in ihrer Umgebung Wunder wirken sehen, aber nicht in ihrem eigenen Leben. Sie nehmen Anstoß an dem, von dem sie glauben, es sei Gottes Zögern, ihnen zu antworten, und mit der Zeit fühlen sie sich vernachlässigt und gefangen. Der Hebräerbrief sagt uns, dass eine solche Ungeduld eine Form der geistlichen Trägheit ist: „[Seid] nicht träge ... sondern Nachfolger derer, die durch Glauben und Geduld die Verheißungen ererben“ (Hebräer 6,12). Wir werden angewiesen, dem Beispiel Abrahams zu folgen: „So wartete Abraham in Geduld und erlangte die Verheißung“ (6,15).

Die Schrift sagt uns auch, dass „das Wort Gottes [Josef] prüfte“ (a. d. englischen King James Version). Genauso können uns heute Gottes Zusagen manchmal auf die Probe stellen. Und wenn wir unserem Glauben während solcher Prüfungen nicht Geduld hinzufügen, werden wir uns schließlich an Gott ärgern. In Sprüche 18,19 steht: „Ein Bruder, der verärgert ist, wird schwerer zurückerobert als eine befestigte Stadt: und ihre Streitigkeiten sind wie der Riegel einer Burg“ (a. d. englischen King James Version). Das hebräische Wort für „verärgern“ bedeutet hier „wegbrechen, abfallen“. Mit anderen Worten: Wenn wir uns an Gott ärgern, besteht die Gefahr, dass wir völlig aus dem Glauben herausgeschleudert werden. Und je länger wir an unserer Kränkung festhalten, desto schwerer wird es, unsere Gefängnisriegel des Unglaubens zu durchbrechen.

Doch Jakobus 1,2-4 gibt uns das Heilmittel: „Meine lieben Brüder, erachtet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen fallt, und wisst, dass euer Glaube, wenn er bewährt ist, Geduld wirkt. Die Geduld aber soll ihr Werk tun bis ans Ende, damit ihr vollkommen und unversehrt seid und kein Mangel an euch sei.“

Ich frage Sie, lieber Heiliger: Gibt es irgendein Bereuen in Ihrem Leben? Welche unerfüllte Erwartung bedrückt Sie? Was hat Sie sich an Christus ärgern lassen? Haben Sie nach ihm um Hilfe gerufen, aber er kam nicht rechtzeitig? Haben Sie für ein unerrettetes Kind gebetet und sie sind ungeduldig geworden, irgendwelche Ergebnisse zu sehen? Fühlen Sie sich in einer nicht erfüllenden Ehe oder Berufstätigkeit gefangen, und es hat sich trotz Jahren des Gebets nichts geändert? Scheinen alle Ihre Bitten auf taube Ohren zu stoßen?

Gerade jetzt will Satan, dass Sie ungeduldig sind. Er möchte Sie ängstlich besorgt machen über die Zusagen Gottes, die Ihr Leben, Ihre Familie, Ihre Zukunft, Ihren Dienst betreffen. Er will Ihnen einreden, dass Gott zu langsam ist, dass er Ihre Bitten ignoriert, dass er Sie hinter sich gelassen hat. Der Feind will Sie an den Punkt bringen, an dem Sie bereit sind, all Ihr Vertrauen auf den Herrn aufzugeben.

Das ist geradewegs das, wohin Satan Johannes den Täufer führte. Doch Johannes tat in diesem Augenblick der Bedrückung das Richtige: Er brachte seinen Zweifel direkt zu Jesus. Und Christus wusste augenblicklich, dass Johannes um Hilfe rief. Jesus liebte diesen Mann so, dass er Johannes genau das gab, was nötig war. Ich glaube, dass als Folge davon Johannes nie wieder seiner Ungeduld Ausdruck verlieh. Ich bin überzeugt, dass, als Johannes vor dem Henker stand, seine letzten Worte waren: „Jesus ist der Christus, das Lamm Gottes. Und ich bin Johannes, die Stimme, die in der Wüste ruft. Durch Gottes Gnade und Macht habe ich seinen Weg geebnet.“

Ebenso, Geliebte, tut Gott in Ihnen sein Werk. Und er wird dieses vollkommene Werk in Ihrer Seele vollenden. Ihre Aufgabe ist einfach, am Glauben festzuhalten. Dann, wenn Sie ertragen haben, werden Sie anschließend fähig sein, zu sagen: „Christus ist auferstanden und inthronisiert. Ich bin sein Geliebter. Und ich bereue nichts. Er hat alle meine Erwartungen erfüllt.“

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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Lutherübersetzung 1984. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.