Nie von Christus abfallen

Gary Wilkerson

Eines ist nötig, um in diesen Zeiten standzuhalten

Im Neuen Testament wird uns immer wieder gesagt, dass es in der Endzeit einen massiven Abfall vom Glauben geben wird. Jesus sagte, dass selbst einige der Christen, die ihm mit Hingabe dienen, vom Glauben abfallen könnten: „…um selbst die von Gott Auserwählten zu verführen“ (Matthäus 24,24).

Das wirft für alle ernsthaften Christen, die in dieser gefährlichen Zeit leben, eine wichtige Frage auf: Was kann uns den Glauben nehmen und was ist nötig, um an ihm festzuhalten?

Der Verfasser des Hebräerbriefs spricht diese Frage direkt an. Dazu zitiert er einen Bibelabschnitt aus dem Alten Testament, der von dem wankelmütigen Glauben der Israeliten unter Mose handelt.

Deshalb spricht der Heilige Geist: „Heute sollt ihr auf seine Stimme hören. Verschließt eure Herzen nicht gegen ihn, wie die Israeliten es taten, als sie sich auflehnten am Tag der Versuchung in der Wüste. Dort haben eure Vorfahren meine Geduld auf die Probe gestellt, obwohl sie vierzig Jahre Zeugen meiner Wunder gewesen waren! Deshalb war ich zornig auf sie und sagte: ‚Ständig kehren ihre Herzen sich von mir ab. Sie weigern sich zu tun, was ich ihnen sage.‘ Deshalb schwor ich in meinem Zorn: ‚Niemals werden sie meine Ruhe finden.‘“ (Hebräer 3,7-11).

Nachdem er diesen Abschnitt zitiert hat, richtet der Verfasser eine klare Warnung an die neutestamentlichen Gläubigen: „Achtet deshalb darauf, liebe Freunde, dass eure Herzen nicht böse und ungläubig sind und ihr euch damit vom lebendigen Gott abwendet“ (Vers 12).

Der Verfasser des Hebräerbriefs nennt uns nicht einfach ein Beispiel für einen schwachen oder wankenden Glauben. Er mahnt uns zur Wachsamkeit: „Lass nicht zu, dass ein böses, ungläubiges Herz deinen Glauben zunichte macht. Ja, das könnte dir tatsächlich passieren.“

Was meint der Verfasser damit? Ist es wirklich möglich, dass Christen in der Endzeit unter Gottes Zorn fallen, wie die Israeliten im Alten Testament? Und wie kann es sein, dass wir nicht in Gottes Ruhe eintreten, die Christus für uns errungen hat? Bedeutet es, dass wir uns bis zur Ziellinie abstrampeln müssen, wenn wir hoffen wollen, in den Himmel zu kommen?

Dieser Abschnitt klingt so negativ, dass es Christen, die sich von der Gnade leiten lassen, verunsichern kann. Doch eingebettet in dieses Kapitel finden wir die herrliche Zusage, nach der alle sich abmühenden Christen hungern.

Oft lesen wir die Bibel, als wären wir immer noch unter dem Gesetz, statt uns auf das zu konzentrieren, was Jesus im Neuen Bund seiner Gnade für uns getan hat.

Wenn wir Warnungen wie diese aus dem Hebräerbrief hören, ist es unser erster Impuls, zu sagen: „Ich muss mein Leben neu ausrichten.“ Und dann versuchen wir un willkürlich, durch eigene Anstrengung und Selbstkontrolle Gott zu gefallen. Doch diese Reaktion steht im Widerspruch zu dem allumfassenden Werk, das Jesus schon für uns vollbracht hat.

Seine Gute Nachricht hat tatsächlich solche Macht, dass sie unser menschliches Fassungsvermögen übersteigt. Das Evangelium Christi ist so befreiend und tiefgreifend, so vernichtend für das falsche Vertrauen auf uns selbst und unsere irdische Natur, dass es unser ganzes Sein erfasst. Die Gute Nachricht dringt durch bis in die tiefsten Ecken und Winkel unseres Inneren und lässt aus den früher dunklen Rissen und Spalten Freiheit, Freude und überfließendes Leben hervorbrechen. Geliebte, das ist eine Wirklichkeit, die wir niemals aus eigener Kraft erreichen könnten.

Doch weil wir Menschen sind, vergessen wir leicht, mit welcher Macht die Gnade Christi in unserem Leben wirkt. Martin Luther sagte, dass er sich das Evangelium der Gnade täglich selbst predigen müsse, weil er es jeden Tag vergesse. Heute sind viele Christen so sehr in ihren Gewohnheiten und Denkmustern gefangen – versuchen immer wieder neu, sich durch eigene Anstrengung zu „bessern“ –, dass es nicht verwundert, wenn so viele, die sich ihr Leben lang im Glauben abgemüht haben, erschöpft sind und schließlich den Glauben aufgeben. Nach einem inneren Maßstab der Gesetzestreue zu leben, statt nach der lebensspendenden Gnade, scheint eine Zeit lang zu funktionieren, aber es ist eine Illusion, die nur eine gewisse Zeit aufrechterhalten werden kann. Scharen von Gläubigen werden müde und entmutigt und resignieren schließlich ganz.

Viele derjenigen Christen, deren Glaube noch intakt ist, lesen Hebräer 3 und ziehen den Schluss: „Wenn ich mich nicht bessere, werde ich am Ende nicht leben können. Die Botschaft, die sie daraus ziehen, ist: „Ich muss es irgendwie hinkriegen.“

Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Tatsächlich zeigt sich in dieser Denkweise ein mangelnder Glaube. Es ist eine Mentalität, die sagt: „Ich muss…“ Nein! Gott hat durch seine Gnade des Neuen Bundes die entscheidende Wende gebracht und gesagt: „Weil ich lebe, werdet auch ihr leben.“ Das sagte Jesus wortwörtlich. „Der Vater, von dem das Leben kommt, hat mich gesandt, und ich lebe durch ihn. Genauso wird jeder, der mich isst, durch mich leben“ (Johannes 6,57; GN). In diesem Vers geht es um mehr als um das ewige Leben. Wir essen von Christus selbst und empfangen von ihm überfließendes Leben.

Jeremia spricht die Frage des Glaubensabfalls an, indem er das Kommen des Neuen Bundes prophezeit.

„Es wird der Tag kommen“, spricht der Herr, „an dem ich einen neuen Bund mit dem Volk Israel und mit dem Volk Juda schließen werde“ (Jeremia 31,31). Mit diesem Vers beginnt Jeremia, auf genau das Dilemma einzugehen, von dem in Hebräer 3 die Rede ist. Er leitet einen meiner liebsten Bibelabschnitte ein, in dem gezeigt wird, wie der herrliche Neue Bund die dringende Frage löst, wie unser Glauben standhalten kann.

„Doch dies ist der neue Bund, den ich an jenem Tage mit dem Volk Israel schließen werde“, spricht der Herr. „Ich werde ihr Denken mit meinem Gesetz füllen, und ich werde es in ihr Herz schreiben. Und ich werde ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein. Niemand muss dann noch seine Freunde belehren und keiner seinen Bruder ermahnen: ‚Lerne den Herrn kennen!‘ Denn alle werden mich kennen, alle, vom Kleinsten bis hin zum Größten“, spricht der Herr. „Und ich will ihnen ihre Sünden vergeben und nicht mehr an ihre bösen Taten denken“ (Verse 33-34; Hervorhebung des Autors).

Was Jeremia hier prophezeit, war für die Israeliten atemberaubend. Gott sagte, dass sein Gesetz nicht mehr außerhalb seines Volkes sein würde – in Steintafeln gemeißelt und durch menschliche Lehrer vermittelt –, sondern in die Herzen seines Volkes geschrieben werden würde. Es würde keine selbstgesteuerten Versuche mehr geben, das Gesetz zu halten, und die Erkenntnis der Wege Gottes würde kein bloßes Kopfwissen mehr sein; durch den Geist Gottes, der in uns wohnt, leben und handeln wir nun in seiner Kraft, frei von aller Angst.

Wenn wir stolpern, wenden wir uns deshalb nicht an das mosaische Gesetz, damit es uns packt und aufrüttelt und uns sagt: „Du bist nicht gut genug, also musst du es besser machen!“ Vielmehr ergreift Christus uns und sagt: „Bleib nicht in diesem Versagen stecken, sondern ergreife meine Gnade, die dich verwandelm wird! Versuche nicht, dich aus deinem Problem herauszuwinden. Mitten in dieser Krise stehe ich dir zur Seite. Ergreife in der Krise meine Gnade, die dir alle Kraft gibt, die du brauchst. Meine Gnade wird dich befähigen und mit Leben erfüllen!"

Keine noch so große menschliche Kraft kann uns die lebenspendende Macht des Himmels bringen. Martin Luther sagte, dass er zu Gottes Werk der Errettung nichts beigetragen habe, als nur seine eigene Sünde und Widerspenstigkeit. Es ist tatsächlich Gott selbst, der alles wirkt – nicht nur unsere Rechtfertigung und Erlösung von der Sünde, sondern auch unsere Heiligung während unseres ganzen Lebens, indem er uns ständig läutert.

Ein Hinweis zeigt, wie sich Jeremias Prophezeiung erfüllen sollte.

„Deshalb liebe Freunde, die ihr Gott gehört und an der himmlischen Berufung teilhabt…“ (Hebräer 3,1; Hervorhebung des Autors). Unsere Berufung ist nicht an die Erde gebunden, sondern wird im Himmelreich geformt. Deshalb müssen wir auf die Macht des Himmmels vertrauen, um unsere Berufung zu erfüllen.

Der nächste Hinweis in diesem Vers zeigt, wie uns diese Macht gegeben wird. „Seht auf Jesus…“ (Hebräer 3,1). Das – in drei Worten – ist die Erfüllung des Neuen Bundes. Der Schreiber des Hebräerbriefs sagt: „In Anbetracht all dessen, was ich euch dargelegt habe –  und angesichts gefährlicher Zeiten mit einem massiven Glaubensabfall – gilt es nur eines zu tun: auf Jesus sehen.“

Dann fährt der Verfasser fort und nennt die Rollen, die Jesus zu unserer Erlösung eingenommen hat: Christus ist der „Gesandte Gottes und Hohepriester, zu dem wir uns bekennen“ (Hebräer 3,1). Diese Titel Jesu zeigen, dass er mit einem Auftrag kam und bei der Erfüllung dieses Auftrags nicht versagt hat. Am Kreuz hat Christus für uns alles vollbracht, was wir für ein Leben in Fülle brauchen: Errettung von der Sünde, Rechtfertigung und fortwährende Heiligung. Das ist das erstaunliche himmlische Werk unseres Hohenpriesters.

Steht Ihre Ehe gerade unter Beschuss? Ist Ihre finanzielle Zukunft ungewiss? Macht eine Sünde Ihnen sehr zu schaffen? Sind Sie durch das Kämpfen an all diesen Fronten in Ihrem Leben entmutigt? Stößt Ihr Glaube an eine Grenze? Haben Sie Angst, Ihren Glauben zu verlieren und vom Herrn abzufallen? Vom Buch Jeremia bis zum Hebräerbrief nennt Gottes Wort das Eine, das wir tun sollen: auf unsern Hohenpriester Jesus sehen.

Im Hebräerbrief wird allerdings noch etwas genannt, das wir tun können. In demselben Kapitel steht, wir sollen „zuversichtlich bleiben und an unserer Hoffnung auf Christus festhalten“ (Hebräer 3,6). Wir setzen unser Vertrauen ganz auf das vollkommene, vollendete Werk unseres Hohenpriesters. Diese Zuversicht ist keine schwache, ohnmächtige Hoffnung, sondern eine Hoffnung „derer wir uns rühmen“ können (Hebräer 3,6; EÜ).

Freunde, das ist der Weg, wie Sie in unsicheren Zeiten an Ihrem Glauben festhalten können. Erstens: Sehen Sie auf Jesus. Zweitens: Halten Sie an Ihrem Vertrauen zu ihm fest. Wenn Sie das tun, werden andere Sie fragen, wie Sie in turbulenten Zeiten so gelassen bleiben können und Ihren inneren Frieden nicht verlieren. Dann können Sie bekennen: „Es kommt alles von Jesus. Tut euch selbst einen Gefallen und seht auf ihn.“ Amen.