Es mag so aussehen, als wären wir von allen Seiten umzingelt

Gary Wilkerson

Unser ganzes Vertrauen auf Gott setzen

Als David Psalm 3 verfasste, machte er gerade eine dramatische, niederschmetternde Zeit in seinem Leben durch. Überwältigt von den zermürbenden Anfeindungen rief er verzweifelt aus: „Herr, wie zahlreich sind doch meine Feinde! So viele lehnen sich auf und verfolgen mich!“ (Psalm 3,2).

Das war nicht nur eine innere Krise für David. Er klagte hier nicht über seine Sünden, wie er es in anderen Psalmen tat, sondern er steckte in einer schweren äußeren Krise. Der vermutlich schmerzlichste Aspekt dieser Krise kommt in der Überschrift dieses Psalms zum Ausdruck: „Ein Psalm Davids. Entstanden in der Zeit, als er auf der Flucht vor seinem Sohn Absalom war“ (Vers 1).

In seinem Königreich hatte es einen Staatsstreich gegeben, einen gewaltsamen Aufstand, den nicht irgendein ehrgeiziger General anführte, sondern Davids eigener Sohn. Es ging um alles, was David am Herzen lag: die Zukunft des Volkes Gottes, Davids Familie und sogar sein eigenes Leben.

In dieser Situation schrieb David einen Psalm, eine öffentliche Erklärung über die Ereignisse. Offen gestanden finde ich das erstaunlich. Als Pastor bin ich verpflichtet, vor den mir anvertrauten Menschen offen und verletzlich zu sein, doch als Vater möchte ich nicht, dass Konflikte in meiner Familie öffentlich werden. Fast alle Menschen, die ich kenne, möchten solche Dinge lieber hinter verschlossenen Türen halten; David dagegen schrieb offen über etwas, das in der Öffentlichkeit beschämend für ihn sein würde.

Im Grunde hatte David keine andere Wahl, als die Sache öffentlich zu machen. Alle im Königreich sahen, was geschah, und mussten sich für die eine oder die andere Seite entscheiden. Ich glaube, dass die Bibel dieses schmerzliche Ereignis schildert, damit wir lernen, genau so offen und ehrlich vor Gott zu sein, wie David es war. Er wusste, dass der Herr vertrauenswürdig ist, was immer auch geschehen mochte, und er vertraute, dass Gott für einen gerechten Ausgang sorgen würde.

Wenn Sie Jesus in Ihren Krisen vertrauen, wird das Ende der Geschichte immer anders aussehen als das Kapitel, das Sie gerade erleben.

Dieser Psalm Davids hat einen bedrückenden Anfang. Doch am Ende ist Davids Stimme voller Hoffnung, Frieden und Glauben, alles zu Gottes Ehre und Herrlichkeit.

Davids Sohn Absalom hegte schon lange einen Groll gegen seinen Vater. Was als ein kleiner Aufstand unter Absalom begonnen hatte, weitete sich immer mehr aus. Der Sohn sammelte eine große Truppe gegen seinen Vater und war entschlossen, ihn vom Thron zu stürzen.

Als der Aufstand losbrach, musste David vor dem Kampf fliehen. Er schlich im Schutz der Nacht aus der Stadt, weinend und trauernd über das, was geschah. Vielleicht haben auch Sie solche Nächte erlebt. Sie haben über etwas geweint, das Ihnen wie ein gebrochenes Versprechen Gottes vorkam. Ihr Kummer war so groß, dass Sie wie David ausriefen: „Wie zahlreich sind doch meine Feinde! So viele lehnen sich auf und verfolgen mich!“ (Psalm 3,3).

In den einleitenden Versen 2 und 3 des Psalms kommt dreimal das Wort „zahlreich“ oder „viele“ vor. Die Anfeindungen gegen David hatten sich so gehäuft, dass er sie nicht mehr bewältigen konnte. Viele von uns schaffen es, ein Problem nach dem anderen zu bewältigen, doch wenn unsere Probleme sich häufen, neigen wir dazu, vor allem wegzulaufen, weil wir Angst haben, dass die Dinge uns überwältigen und erdrücken werden. Der wachsende Widerstand bringt unsere Gedanken durcheinander und löst solche Unsicherheit aus, dass wir in unserer Vorstellung ein beängstigendes Szenario nach dem anderen durchspielen. Wir verlieren jede geistliche Zuversicht und denken: „Da komme ich nie wieder raus. Das wird mein Leben völlig zerstören.“

David rief: „Es sind viele, die von mir sagen: Er hat keine Hilfe bei Gott.“ (Psalm 3,3).

Offensichtlich breitete sich in der Stadt die Nachricht aus, dass David verloren hatte und es keine Hoffnung mehr für ihn gab. Diese Stimmen waren so laut, dass David anfing, es selbst zu glauben. So kam die Stimme des Feindes nicht mehr nur von außen, sondern aus Davids eigenen Gedanken.

Sind Sie je in einer solchen Lage gewesen? Der äußere und innere Druck in Ihrem Leben wird so groß, dass Sie anfangen, die negativen Behauptungen über Sie zu glauben. Sie denken: „Die Anderen haben Recht; ich habe das alles selbst verschuldet. Ich habe mich so weit von Gott entfernt, dass es keine Rettung mehr für mich gibt. Jetzt kann ich nur noch fliehen. Früher war ich einmal standhaft und kämpfte, aber jetzt habe ich keine andere Wahl als zu fliehen.“

Freunde, das ist genau der Punkt, an den Satan Sie bringen will. Er führt einen Feind nach dem anderen gegen Sie ins Feld, sodass Sie über den ständigen Kämpfen die Hoffnung verlieren. Sie werden so niedergeschlagen, dass Sie nicht mehr darauf vertrauen, dass Gott Sie aus Ihrer Not retten wird. „Du aber, Herr, bist mir Schild, bist meine Ehre und erhebst mein Haupt“ (Psalm 3,4). Bis zu diesem Punkt war sein Gebet verzweifelt, doch in Vers 4 ändern sich die Dinge. Der Fokus liegt nicht mehr auf den „Vielen“, sondern wendet sich zu Gott hin: „Du aber, Herr…“ David ermuntert sich selbst, sich an Gott zu halten, da er weiß, dass der Herr allein sein Schutzschild ist. Er sagt im Grunde: „Vater, ganz gleich, aus wie vielen Richtungen der Feind kommen mag, du bist mein Schutz. Du hast mich bewahrt, nicht nur in diesem Moment, sondern immer, in jeder Situation.“

Davids Erklärung erinnert mich an die Versuchung Jesu in der Wüste. Der Teufel griff Christus mit drei Versuchungen von allen Seiten an und das zu einem Zeitpunkt, als Jesus besonders geschwächt war. Doch Christus widerstand jedem dieser Angriffe, indem er sich auf das mächtige Wort seines Vaters stützte. In der Folge bezeugte er später: „Über mich hat [Satan] keine Macht“ (Johannes 14,30). Gottes Macht, seinen Sohn zu schützen, wehrte jeden Angriff Satans ab.

Dasselbe tut er auch für uns. David wusste das und sagte mit anderen Worten: „Ich dachte, ich wäre von Feinden umzingelt, die im Begriff standen, mich zu überwältigen. Nun sehe ich, dass meine Feinde diejenigen sind, die umzingelt sind! Herr, du schützt mich nicht nur, sondern schlägst meine Feinde in die Flucht.“

Diese Offenbarung richtete Davids Geist wieder auf: „Du aber, Herr, bist mir Schild … und erhebst mein Haupt“ (Psalm 3,4). Davids Selbstzweifel verschwanden, was immer die Folge ist, wenn Gott uns seine Herrlichkeit erkennen lässt. Wir werden daran erinnert, dass nur er allein die Schlüssel unseres Lebens in Händen hält. Dieses Wissen erneuert unsere Zuversicht und befreit uns von unseren Selbstzweifeln. Wir denken nicht länger: „Vielleicht verdiene ich nichts von Gott“, und erkennen stattdessen: „Ich werde nicht verworfen oder übergangen. Er ist mein Schild und meine Ehre und erhebt mein Haupt!“

Davids Ausruf der Anbetung erschreckte seine Feinde

David verfügte nicht über mehr Streitwagen oder Soldaten als seine Feinde. Was er hatte, war eine neue Zuversicht in Gottes Macht.

Was geschah als nächstes? David sagt uns: „Ich legte mich nieder, um zu schlafen“ (Psalm 3,6; NLB). Das nenne ich Vertrauen! Es gibt keinen größeren Beweis der Zuversicht als ein tiefer Schlaf. Vielleicht haben Ihre Probleme und Anfechtungen Sie nachts wachgehalten. Davids Beispiel in diesem Psalm fordert Sie auf, wieder auf Gottes Güte zu vertrauen. Auch wenn Sie überwältigt sind, hält er den Ausgang Ihrer Situation in der Hand, und dieses Wissen wird für einen guten Schlaf sorgen.

David fügt eine starke Aussage hinzu: „Ich …erwachte in Sicherheit, denn der Herr behütete mich“ (Psalm 3,6). David wachte nicht nur physisch auf; tief in seinem Herzen erwachte eine neue Erkenntnis der bewahrenden Macht Gottes.

Ich glaube, dass David sich in diesem Moment an alles erinnerte, was Gott schon für ihn getan hatte, und ihm wurde neu bewusst, dass der Herr es war, der ihn am Leben hielt. Als Hirtenjunge hatte David Löwen und Bären bezwungen. Er hatte den schrecklichen Riesen Goliat erschlagen. Er hatte seine Armee zum Sieg über mächtige Feinde geführt. Die Erinnerung an all diese Erfahrungen muss David mit neuer Vitalität erfrischt haben, sodass er bezeugen konnte: „Ich fürchte mich nicht vor vielen tausend Kriegern, die ringsum mich belagern.“ (Psalm 3,7).

Als David die Stadt verließ, schien das Königreich, das Gott ihm gegeben hatte, nicht mehr verloren.

Absalom hatte 12 000 Männer gegen David aufgestellt, doch Gottes Zusage würde dafür sorgen, dass dies nicht das Ende der Geschichte war. David betete mit Zuversicht: „Steh auf, Herr, hilf mir, mein Gott. Allen meinen Feinden hast du das Kinn zerschmettert, die Zähne der Frevler hast du zerschlagen. Beim Herrn ist die Hilfe, dein Segen über deinem Volk“ (Psalm 3,8-9).

Gottes Zusage gab David neue Hoffnung trotz aller düsteren Umstände. Freunde, machen Sie sich durch die erstaunlichen Worte dieses Psalms Davids Zuversicht zu eigen. Unser Glaube beruht nicht auf dem äußeren Anschein, sondern auf Gottes Zusagen, und das ist eine großartige Nachricht. David legte buchstäblich sein Leben in Gottes Hand. Mögen Sie dasselbe bezeugen können wie er: „In Frieden will ich mich niederlegen und schlafen, denn du allein, Herr, lässt mich sicher wohnen“ (Psalm 4,9).