Mit den Pferden Mithalten

Gary Wilkerson

Glaube für kommende Zeiten

Ich kann mich noch gut erinnern, wie sehr ein Song, der vor einigen Jahren herauskam, mich berührte. Es war der Song „Clear the Stage“ (die Bühne räumen) von dem Musiker Jimmy Needham.

Der Song handelt davon, wie zahlreiche Gemeinden – darunter diejenige, in der ich zuletzt Pastor war – durch den Einsatz von Nebelmaschinen, riesigen Video-Leinwänden und starken Lichtanlagen großen Eindruck machen können. Jimmys Botschaft machte uns bewusst, wie leicht wir von solchen Äußerlichkeiten abhängig werden können und am Ende Jesus verpassen.

In meinen Predigten und Andachten habe ich oft das hebräische Wort kavod gebraucht. Es bezeichnet das „Gewicht“ der heiligen Gegenwart Gottes und ihre Art, in uns Ehrfurcht und Ehrerbietung zu wecken. Für mich liegt darin der Kern des Songs „Clear the Stage“. Er zeigt uns, wie zielgerichtet wir – metaphorisch, symbolisch und manchmal buchstäblich – sein müssen, um uns der „kavod“ Jesu – seiner heiligen Gegenwart – zu nähern und seine zentrale Stellung in unserem Leben zu bewahren.

In einigen Gemeinden hat die Pandemie erzwungen, was der Song uns nahelegt. Viele Gemeinden räumten die Bühne oder das Podium, als sie aus Rücksicht auf den Schutz der Besucher ihre Gottesdienste aussetzten. Unzählige Christen mussten auf Zoom oder Videodienste zurückgreifen, um Gottesdienste zu feiern.

Natürlich war diese Zeit für viele im Leib Christi schmerzlich. Doch sie hat uns zugleich daran erinnert, wie wichtig echte Gemeinschaft und reine Anbetung sind.

Nun, da immer mehr Menschen geimpft sind und Gemeinden anfangen, ihre Türen wieder ganz zu öffnen, bleibt eine Frage bestehen: Werden wir diese Erfahrungen vergessen und an götzendienerischen Äußerlichkeiten festhalten? Oder hat diese ernüchternde Zeit in uns einen Hunger nach kavod geweckt? Wurden wir dazu bewegt, nach der gewichtigen Gegenwart und dem Wesen Gottes zu suchen, in dem wir leben und handeln und sind?

In der Geschichte des Volkes Gottes konnten schwere Zeiten auch Zeiten der Reinigung oder Läuterung sein

Selbst in einigen der schlimmsten Zeiten schickte der Herr Manna, um sein Volk an seine Güte zu erinnern. Solche Zeiten sind dazu bestimmt, in unseren Herzen den Ruf zu wecken: „Herr, alles, was ich jetzt noch will, bist du. Ich erkenne all die Götzen, auf die ich mich verlassen habe, die irdischen Dinge, von denen ich mich vereinnahmen ließ. Jetzt haben sie für mich ihre Bedeutung verloren. Bitte mach mich frei von meinen irdischen Begierden und richte meine Wünsche auf deine Absichten aus. Ich bitte dich, die Bühne meines Herzens zu räumen, damit ich ein reines Gewissen und einen klaren Blick habe. Ich möchte nichts vor Augen haben als nur das Gewicht deiner Herrlichkeit, Jesus.“

Während die Beschränkungen der Pandemie verschwinden, hungert Ihr Herz nach der herrlichen, gewichtigen Gegenwart Gottes? Sehnen Sie sich mehr denn je danach, Jesus in jedem Bereich Ihres Lebens zum Mittelpunkt zu machen?

Paulus betonte die zentrale Stellung des Herrn in seinem Brief an die Kolosser: „Alles ist durch ihn und für ihn erschaffen. Er war da, noch bevor alles andere begann, und er hält die ganze Schöpfung zusammen“ (Kolosser 1,16-17).

Vor einigen Jahren, nachdem ich „Clear the Stage“ zum ersten Mal gehört hatte, sprach ich in einer Predigt darüber. Ein junger Pastor kam anschließend zu mir und sagte: „Ich weiß Ihre Predigt zu schätzen, aber ich denke, dass sie für unsere Gemeinde nicht das Richtige ist. Sie ist viel zu ernst und nüchtern. Ich kann mir vorstellen, dass sie für Konferenzen der Leiter von World Challenge passend wäre, bei denen Sie Pastoren an ihre Verantwortung für ihre heiligen Berufung erinnern. Doch hier in der Gemeinde brauchen viele Gottesdienstbesucher Ermutigung.“

Ich gab ihm sanft und aufrichtig zur Antwort: „Ich denke, dass es keine ermutigendere Botschaft gibt als die Aufforderung ‚Gib Jesus den ersten Platz in deinem Leben. Trenne dich von jedem Götzen, der dich davon abhält, ihm nachzufolgen. Dann wirst du, was immer auch geschieht, Segen für dich und deine Familie und alle in deiner Umgebung finden.‘“

Jesus sagte uns, dass es in dieser Welt herausfordernde Zeiten geben wird, so wie dieses zermürbende Jahr, das wir durchgemacht haben

In Matthäus 24 sehen wir, dass die Jünger beunruhigt waren, als sie hörten, wie Jesus die Zerstörung Jerusalems und des Tempels voraussagte. Sie fragten, wann diese schweren Katastrophen – und das „Ende der Welt“ (Matthäus 24,3) – geschehen würden, und die Antwort Jesu war bezeichnend: „Seht zu, dass euch niemand verführt“ (Vers 4; ELB).

Ich finde es bezeichnend, wie Jesus hier antwortet. Als er nach den kommenden Ereignissen gefragt wird, gilt sein Augenmerk der Irrlehre. Genau dieses Thema, besonders die Frage nach der Endzeit, zieht sich durch das ganze Neue Testament und findet sich in den Briefen von Paulus, Petrus und Judas.

„Doch es gab in Israel auch falsche Propheten, genauso wie es falsche Lehrer unter euch geben wird. Geschickt werden sie euch ihre Irrlehren über Gott vortragen, die ins Unheil führen. Damit wenden sie sich gegen ihren eigenen Herrn, der sie doch freigekauft hat. Ihr Ende wird nicht lange auf sich warten lassen, und es wird furchtbar sein. Viele Menschen werden jedoch ihren zügellosen Lebensstil nicht aufgeben, und ihretwegen wird der Weg der Wahrheit in Verruf geraten“ (2 Petrus 2,1-2).

In schweren Zeiten voll Sorge und Verwirrung können wir Gefahr laufen, uns Stimmen oder Dingen zuzuwenden, die uns ein falsches Gefühl der Sicherheit oder Annehmlichkeit vermitteln. Wir müssen uns ganz dem Heiligen Geist zuwenden und völlig darauf vertrauen, dass er uns an das zuverlässige Wort erinnern wird, das wir empfangen haben. Und dann sollen wir treu sein, unseren Brüdern und Schwestern, die vielleicht Gefahr laufen, zerstörerischen Irrlehren zu folgen, biblische Wahrheit zuzusprechen.

In schwierigen Zeiten, wie wir sie gerade erleben, richtet der Heilige Geist eine Frage an alle, die Jesus nachfolgen

Die Spanische Grippe löschte vor 100 Jahren einen großen Teil der Weltbevölkerung aus. Nun sagen uns Wissenschaftler, dass nach den schlimmen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie weitere Viren folgen können. Die aktuelle Pandemie hat die Welt schon ermüdet; wie werden wir mit weiteren möglichen Katastrophen umgehen?

Ich finde einen Abschnitt aus Jeremia sehr hilfreich. Als der Prophet nach einem üblen Angriff erschöpft war, stellte Gott ihm eine Frage: „Wenn du schon müde wirst, wenn du mit Fußgängern um die Wette läufst, wie willst du dann mit Pferden mithalten?“ (Jeremiah 12,5).

Ich frage mich, ob der Heilige Geist einigen Nachfolgern Christi heute eine ähnliche Frage stellt. „Fühlst du dich durch die täglichen Probleme, mit denen konfrontiert bist, überfordert? Stürzen sie dich in Verzweiflung und Verwirrung? Sage mir, wenn du wegen solchen Dingen die Fassung verlierst, wie wird dein Glaube dich in den wirklich schweren Zeiten in der Zukunft durchtragen?

Es ist verständlich, wenn jemand Mühe hat, in Zeiten großer Belastungen Frieden zu finden, doch wie können wir heute Kraft schöpfen für schwierigere Kämpfe in der Zukunft? Mit Jeremia gefragt: Wie können wir lernen, mit Pferden mitzuhalten?

Ich glaube, die beste Vorbereitung für schwierige Zeiten liegt darin, zu überlegen, was es bedeutet, die Waffen des geistlichen Kampfes aufzunehmen

Wie sieht es konkret aus, wenn wir uns in besonders schweren Zeiten auf den Schild des Glaubens verlassen, auf das Schwert des Geistes, den Brustpanzer der Gerechtigkeit, den Helm des Heils, eine leidenschaftliche Hingabe an Jesus und das Feuer des Heiligen Geistes? Wie tragen wir diese geistliche Rüstung, sodass unser Glaube in den kommenden Zeiten nicht nur standhält, sondern gedeiht?

Darüber spricht Paulus in seinem zweiten Brief an Timotheus. Zu diesem Zeitpunkt war der Apostel ein älterer Mann, der in Rom inhaftiert war und der jede Art von Anfechtung erlebt hatte und sogar mit dem Tod konfrontiert gewesen war. Er schrieb an Timotheus: „Deshalb ermutige ich dich dazu, die geistliche Gabe wirken zu lassen, die Gott dir schenkte, als ich dir die Hände auflegte. Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ (2 Timotheus 1,6-7).

Paulus stellt klar, dass wir uns vor nichts fürchten sollen, was kommen mag. Er sagt, dass die Gabe des Heiligen Geistes in uns ist und dass wir die Flamme des Glaubens anfachen sollen, die schon in uns ist.

In der Zwischenzeit sollen wir nicht der Angst nachgeben, sondern vertrauen, dass Gott uns durch den Heiligen Geist alle Kraft, Liebe und Besonnenheit zuteilt „nach der Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt, jetzt aber offenbart ist durch die Erscheinung unseres Heilands Christus Jesus, der dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat durch das Evangelium“ (Verse 9-10).

Als Paulus dies schrieb, wusste er, dass er dem Tod nahe war. Er hatte keine Angst, und er hielt Timotheus zu derselben Geisteshaltung an, indem er mit anderen Worten sagte: „Fürchte dich nicht vor irgendwelchen Leiden, die du vielleicht durchmachen wirst. Gott hat dich errettet und dir eine heilige Berufung gegeben. Seine Absicht und Gnade sind offenbar geworden durch das Erscheinen von Jesus, der den Tod vernichtet und uns Unvergänglichkeit gegeben hat.“

Was immer hier auf der Erde geschehen mag: Durch den Heiligen Geist sind wir fähig, unsere Gedanken und Herzen auf den unwandelbaren Christus zu richten, der unsere Erlösung in seinen starken Händen hält. Die Gnade unseres Heilandes befähigt selbst die Schwächsten unter uns zu einem Glauben, der „mit den Pferden mithält“. Freunde, ich möchte Sie auffordern, die Flamme des Geistes in Ihnen anzufachen, um Kraft, Liebe und Besonnenheit zu erlangen. Dann werden Sie in Ihrer Sorge um die Menschen, die Sie lieben, Frieden finden und den Mut haben, sich jederzeit jeder Herausforderung zu stellen, alles zu seiner Ehre. Amen.