Gottes Güte im Beantworten Unserer Gebete

Gary Wilkerson

Glaube für kommende Zeiten

Gerade haben Sie nach einer Zeit des Gebets den Kopf gehoben und langsam die Augen aufgeschlagen. Nun, was geschieht als Nächstes?

Oft vergessen wir unsere Gebete, sobald wir sie ausgesprochen haben. Einige von uns fassen Gebet als eine Pflicht auf, als etwas, das wir tun, bevor wir unseren Tag beginnen oder wenn wir ihn beschließen. Für einige ist Gebet eine Geste, mit der wir für jemand in Not eintreten oder eine Bitte für uns selbst äußern. So oder so: Was glauben wir wirklich darüber, welchen Unterschied unsere Gebete machen?

Natürlich ist es großartig, wenn wir erleben, dass unsere Gebete erhört werden. Wir sehen darin ein Zeichen der Gunst Gottes, auf das wir uns besinnen, wann immer wir uns seine Güte in Erinnerung rufen möchten. Werden unsere Gebete dagegen nicht erfüllt, dann können wir dazu neigen, an Gottes Güte zu zweifeln. Und das kann eine Spur des Zweifels ziehen, die unsere Vorstellung von ihm völlig verändert.

Vielleicht teilen wir viele unserer Gebete in zwei Kategorien ein: erhört oder nicht erhört

Ich erinnere mich an ein Gebet, als ich ein Gemeindeprojekt in Detroit leitete. Wir lebten in einem ziemlich rauen Viertel und es war sehr, sehr schwer, dort zu evangelisieren. In dieser Zeit machte ich eine Pause, um einen Freund im Bundesstaat Washington zu besuchen, der ein wunderschönes Haus an einem See besaß. In dieser erfrischenden Umgebung saß ich unter einem Baum und betrachtete das Plätschern der Wellen, was meiner Seele wohltat. Plötzlich spürte ich einen starken Wunsch in mir aufsteigen und betete: „Herr, es ist so herrlich hier. Würdest du unser Gemeindeprojekt an einen anderen Ort verlegen, der auch in einer solchen Umgebung liegt?“

Am nächsten Tag flog ich nach San Franzisko, um bei einer Straßenevangelisation zu helfen. Als ich gerade meine Predigt beendet hatte, kam ein junger Kerl auf mich zu, der wie ein Hippie aussah, und sagte: „Ich habe ein Bild vor Augen, wie Sie an einem wunderschönen See unter einem Baum sitzen. Sie haben Gott gefragt, ob er Ihr missionarisches Projekt an einen ähnlichen Ort verlegen könnte.“ Ich staunte und dachte: „Nie habe ich ein genaueres prophetisches Wort gehört als von diesem Mann.“ Er versicherte mir: „Der Herr hat eine Antwort für Sie.“ Als ich gespannt wartete, sagte er: „Gottes Antwort ist Nein.“

Heute lache ich über mein Gebet, das nicht erhört wurde. Der Herr hatte bessere Pläne als ich, um seine Absichten für mich zu erfüllen. Und genau das ist letztlich das beabsichtigte Ergebnis bei allen unseren Gebeten, die nicht erhört werden.

Es ist nicht zum Lachen, wenn wir an Gottes Nein auf unsere Bitten zweifeln und dann versuchen, auf eigene Weise das zu bekommen, was wir uns wünschen. In solchen Situationen stehen wir vor derselben Versuchung wie Eva, als die Schlange versuchte, ihr Zweifel einzuflößen: „Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?“ (1 Mose 3,1). Seit damals versucht der Teufel ständig, im Volk Gottes Zweifel an Gottes Wort zu säen. Der Teufel möchte die wunderbaren Pläne vereiteln, die der
Herr für unser Leben bereithält.

Nicht erfüllte Bitten sind etwas leichter zu verkraften als Gebete, die unbeantwortet bleiben

Wenn wir wissen, dass Gott uns unsere Bitte nicht erfüllen wird, können wir im Glauben weitergehen, weil uns bewusst ist, dass er unendlich und ausschließlich gut ist. Wenn unsere Gebete längere Zeit nicht beantwortet werden, ist das schwerer zu verkraften. Wenn wir nicht wissen, ob Gottes Antwort ja oder nein lautet, müssen wir mehr Glauben aufbringen, um weiter voranzugehen.

Es ist eine Sache, auf eine Antwort zu warten, und eine ganz andere Sache zu denken, dass Gott uns ignoriert und unsere Bitte nicht in Betracht ziehen will. Denken Sie einmal darüber nach. Wenn jemand, den wir kennen und achten, nicht auf unsere E-Mail oder unseren Anruf antwortet, besteht unsere natürliche Reaktion darin, uns verletzt zu fühlen. Wir grübeln, womit wir die Person vielleicht verärgert haben, und fühlen uns vielleicht unwürdig oder wütend. Mit der Zeit zweifeln wir vielleicht, ob diese Person eine so freundschaftliche Beziehung zu uns hat, wie wir dachten. Es fällt uns sehr schwer, eine solche Beziehung aufrechtzuerhalten. Genauso fällt es uns bei Gott schwer, ein Gebetsleben aufrechtzuerhalten, wenn wir nicht sicher sind, ob er sich für uns interessiert.

Hier ist ein bestimmter Bibelabschnitt, der offenbar viele Christen frustriert: „Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet! Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder ist einer unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er um Brot bittet, oder eine Schlange, wenn er um einen Fisch bittet? 11 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten“ (Matthäus 7,7-11).

Jesus beschreibt, wie gut Gott ist, Gebete zu erhören. Er bringt eine bohrende Frage zur Sprache, die bei vielen Christen an einem entscheidenden Punkt aufkommt. Wenige von uns zweifeln an Gottes Macht, unsere Gebete zu erhören, aber viele von uns zweifeln an Gottes Güte, wenn wir gar keine Antwort bekommen.

Manche Christen sagen sich: „Ich weiß, dass Gott fähig ist, meine Bitte zu erhören, aber er hat es nicht getan. Ich bitte ja nicht um etwas Falsches, sondern um etwas Gutes, um etwas, das ihn sogar verherrlichen würde. Wenn Gott seinen Kindern gute Gaben gibt, warum sollte er mir eine Bitte nicht gewähren? Habe ich etwas falsch gemacht? Ich habe mein Herz erforscht und kann nichts finden. Ich komme ins Zweifeln, wie gut Gott wirklich ist.“ Wenn wir in einer solchen Verfassung sind, stellt Jesus unsere Frage vielleicht auf den Kopf. In dem Vers, der unmittelbar auf seine Lehre über Gottes Güte folgt, sagt Christus: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten“ (Vers 12). Ich stelle mir vor, dass Jesus hier vielleicht fragt: „Du möchtest also, dass ein Bedürfnis in deinem Leben gestillt wird? Nun, die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass dein Nächster dasselbe wünscht. Geh also hin und tue, was er braucht, und du wirst Gottes Antwort auf sein Gebet sein.“

Als Kinder unseres himmlischen Vaters sind wir Werkzeuge seiner großzügigen Güte. Statt uns also auf die guten Dinge zu konzentrieren, die wir gern haben möchten, sollten wir überlegen, wie wir so leben können, dass wir sein Segen für andere Menschen werden.

In ähnlichen Abschnitten knüpft Jesus unsere Gebetsanliegen an Voraussetzungen

Betrachten Sie diesen bekannten Vers aus dem Johannesevangelium: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten“ (Johannes 15,7). Jesus verknüpft unsere Gebetsanliegen mit der Voraussetzung, dass wir in ihm bleiben.

Wenn wir in Jesus Christus bleiben und in allem seine Wege und Absichten zu verstehen versuchen, wird das unsere eigenen Wünsche beeinflussen. Indem wir danach hungern, ihn zu erkennen, werden wir besser zwischen unseren eigenen irdischen Wünschen und dem Wunsch, ihm zu gefallen und seinem Reich zu dienen, unterscheiden können.

In ihm zu bleiben bedeutet einen zusätzlichen Segen. Es erspart uns eine Menge Stress, Sorge und schlaflose Nächte über Gebete, die nicht erhört werden. Wir hören auf, endlos zu grübeln, was wir vielleicht falsch gemacht haben könnten, sodass unsere Gebete nicht erhört werden. Stattdessen finden wir, indem wir in ihm bleiben, einen tiefen und bleibenden Frieden.

„Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott! Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren“ (Philipper 4,6-7). Paulus sagt, wir sollen unsere Gebet „mit Dank“ vor Gott bringen. Dankbarkeit befreit unsere Herzen von der Begierde nach irdischen Dingen und bringt unsere Wünsche in Einklang mit dem, was der Herr möchte.

Das Vertrauen auf Gottes Güte macht uns auch frei. In der Bergpredigt in Matthäus 6 weist Jesus uns in dieser Reihenfolge an: Gebt den Bedürftigen, betet, fastet, sammelt euch Schätze im Himmel statt auf der Erde und sorgt euch nicht um materielle Bedürfnisse. Er schließt mit den Worten: „Sucht aber zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben“ (Matthäus 6,33).

David bekannte, dass er allzu rasch an Gott zweifelte und dass der Herr sich am Ende immer treu erwies

David blickte auf eine schwierige Zeit zurück, als er bezeugte: „Gepriesen sei der Herr, denn er hat seine Huld wunderbar an mir erwiesen in einer befestigten Stadt. Ich aber sagte in meiner Angst: Ich bin verstoßen aus deinen Augen. Doch du hast mein lautes Flehen gehört, als ich zu dir um Hilfe rief“ (Psalm 31,22-23).

In anderen Bibelversionen wird das Wort für „Angst“ mit „Hast“ übersetzt. David sagte also im Grunde: „Ich dachte, Gott hätte mich verstoßen und würde sich weigern, mich amzuhören, aber ich sprach voreilig. Ich beschuldigte ihn, kein guter Gott zu sein, doch am Ende hat er mich treu erhört und meine Bitten nach seinen Absichten erfüllt.“

Heute, wenn ich mich dabei ertappe zu klagen, dass Gott meine Gebete nicht erhört, weiß ich sofort, dass ich mich täusche. Das zeigt mir, dass ich reifer werde. Manchmal beantwortet er meine Gebete immer noch so, wie er es vor Jahren tat, als ich mich nach einem beschaulichen Dasein an einem See sehnte: mit einem klaren „Nein“.

Glauben Sie mir: In dem Dienst, zu dem er mich berufen hat, hatte ich reichlich Gelegenheit zu beschaulichen Tagen an einem See. Bliebe ich meinen eigenen Wünschen überlassen – ohne im Herrn zu bleiben, ohne ihm zu dienen, ohne ihn innig zu kennen – würde ich nie erfahren, was es heißt, mit der Freude seiner Güte belohnt zu werden. David hat es bezeugt: Gottes Güte ändert sich nie, und wir können ihm vertrauen, dass er immer zu unserem Wohl handelt. Amen.