Ihren Berg versetzen

„Und als sie frühmorgens vorbeigingen, sahen sie den Feigenbaum verdorrt von den Wurzeln an. Und Petrus erinnerte sich und spricht zu (Jesus): Rabbi, siehe, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt. Und Jesus antwortete und spricht zu ihnen: Habt Glauben an Gott!

Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berg sagen wird: Hebe dich empor und wirf dich ins Meer! und nicht zweifeln wird in seinem Herzen, sondern glauben, dass geschieht, was er sagt, dem wird es werden ... Alles, um was ihr auch betet und bittet, glaubt, dass ihr es empfangen habt, und es wird euch werden“ (Markus 11,20-24; Kursiv von mir).

Dieser sehr bekannte Abschnitt ist in der Gemeinde Jesu Christi sehr beliebt. Als ich ihn kürzlich las, wollte Gott nicht zulassen, dass ich ihn überflog, ohne ihn genauer zu untersuchen. Nun habe ich darin eine mächtige geistliche Wahrheit gefunden, die ich vorher nicht gesehen hatte.

Jesus befand sich in den letzten Tagen des Dienstes. Er hatte gerade den Tempel gereinigt, indem er die Geldwechsler hinausgeworfen hatte. Nun verbrachte er Zeit mit seinen Jüngern, um sie als die Säulen seiner zukünftigen Gemeinde vorzubereiten. Aber an diesem Punkt waren sie noch glaubenslos, „langsam zum Glauben“, Kleingläubige. Jesus hatte sie verschiedentlich wegen ihres Unglaubens getadelt, indem er sagte: „Könnt ihr nicht sehen?“ Er sah in ihren Herzen ein Hindernis, das beseitigt werden musste, oder sie würden sonst niemals in die notwendige Offenbarung gelangen, um die Gemeinde zu leiten.

Als sie an einem fruchtlosen Feigenbaum vorbeikamen, verflucht ihn Jesus: „(Er) sprach zu ihm: Nie mehr in Ewigkeit soll jemand Frucht von dir essen! Und seine Jünger hörten es“ (Markus 11,14). Später, als die Gruppe wieder am Feigenbaum vorbeikam, wies Petrus darauf hin: „Rabbi, siehe, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt.“ Jesus gab Petrus eine erstaunliche Erwiderung. Ohne ihm eine Antwort darauf zu geben, sagte er einfach: „Habt Glauben an Gott!“.

Wir erkennen anhand der Reaktion Jesu, dass die Botschaft, die darauf folgte sollte, sich ganz um den Glauben drehte

Der verdorrte Feigenbaum war eine weitere der Anschauungspredigten des Herrn. Was stellte dieser vertrocknete Baum dar? Er stand für Gottes Ablehnung des alten religiösen Systems der Werke in Israel. Bei diesem System ging es um den Versuch, Erlösung und Gottes Gunst durch menschliche Anstrengung und Eigensinn zu verdienen.

Etwas Neues sollte in Israel geboren werden: eine Gemeinde, in der Gottes Volk völlig aus Glauben leben würde. Erlösung und ewiges Leben würden allein durch Glauben kommen. Tatsächlich würde tägliches Wandeln mit dem Herrn eine Sache des Glaubens sein. Doch bis zu diesem Zeitpunkt wusste Gottes Volk nichts von einem Leben aus Glauben. In ihrer Religion war es ausschließlich um Leistung gegangen: bei Gottesdiensten erscheinen, die Tora lesen, umfangreiche Regelwerke einhalten. Nun sagte Jesus: „Dieses alte System ist überholt und geht dem Gericht entgegen.“ Ein neuer Tag brach an: Die Glaubensgemeinde wurde geboren.

Die Wahrheit ist, dass Gott von Anfang an ein Volk gewollt hat, das ohne Angst vor ihm leben würde. Er wollte, dass seine Kinder in Leib, Seele und Geist ruhen konnten, indem sie völlig auf seine Verheißungen vertrauten. Gott nannte dies „in meine Ruhe eingehen“. Also führte er sein Volk in eine unfruchtbare Wüste, wo es kein Wasser, keine Nahrung und keine Versorgungsmöglichkeit gab, und gab ihnen nur seine Zusage, sie zu bewahren. Seine Botschaft an Israel war einfach: „Habt Glauben an mich.“ Er forderte die Israeliten auf, all ihr Vertrauen auf ihn zu setzen, dass er das Unmögliche für sie tut.

Doch gemäß dem Verfasser des Hebräerbriefs trat Gottes Volk in jener Zeit nie ganz in seine Ruhe ein, weil es nicht auf seine Zusagen vertraute. Daraufhin werden wir gewarnt, uns zu hüten, damit nicht auch wir es durch Unglauben versäumen, in seine Ruhe zu gelangen.

Der „Berg” vor Gottes Volk war, ist und wird immer Unglaube sein

In dem Abschnitt über den Feigenbaum bezieht sich Jesus auf einen nicht namentlich bezeichneten Berg: „Wer zu diesem Berg sagen wird: Hebe dich empor und wirf dich ins Meer!, und nicht zweifeln wird in seinem Herzen, sondern glauben, dass geschieht, was er sagt, dem wird es werden“ (Markus 11,23).

Wir wissen nicht, von welchem Berg Jesus hier sprach. Gelehrte haben dem Berg die unterschiedlichsten Namen gegeben: der Berg der hartnäckigen Sünde, der Armut, der Angst, der Entmutigung. Das Entscheidende ist, dass alle diese Dinge aus Unglauben geboren werden. Jesus sagte zu seinen Jüngern und auch zu uns heute: „Unglaube ist wie ein hindernder Berg in eurem Herzen, der nicht bewegt werden kann. Er muss hinausgeworfen werden, sonst kann ich nicht mit euch arbeiten.“

Tatsache ist, dass Jesus in einer bestimmten Stadt wegen des Unglaubens der Menschen nicht in der Lage war, Wunder zu tun: „Und er tat dort nicht viele Wunderwerke wegen ihres Unglaubens“ (Matthäus 13,58). Dasselbe gilt auch für die Gemeinde Christi heute: Wo auch immer Unglaube ist, kann er nicht wirken. Unglaube ist immer der Berg, der die Fülle der Offenbarung und des Segens Gottes behindert. Jesus gibt uns im Wesentlichen zu verstehen: „Ich kann kein großes Werk für dich tun – ich kann in deiner Lebenssituation nicht das Unmögliche tun –, solange ein Berg des Unglaubens vor dir steht.“

Die Schrift macht klar, dass Gott Unglauben nicht leicht nimmt

Das Neue Testament gibt uns in der Geschichte von Zacharias ein Beispiel dafür. Gott versprach in Lukas 1 dem alternden Priester ein Wunder-Kind, einen Sohn, der ein Vorläufer des Messias sein würde. Zacharias war ein gottesfürchtiger, treuer Diener, der sein Leben lang für das Kommen des Messias gebetet hatte. Als er diese Nachricht erhielt, brachte er gerade im Tempel Weihrauch dar. Der Engel Gabriel erschien ihm und sagte: „Dein Gebet ist erhört worden, Zacharias. Du wirst einen Sohn bekommen und du wirst ihn Johannes nennen.“

Zacharias wusste, dass er und seine Frau längst über das Alter hinaus waren, um noch Kinder zu bekommen. Stellen Sie sich sein Dilemma vor: In seinen Augen war dies eine gewichtige Verheißung. Er musste sich fragen: „Wie kann das sein? Meine Frau und ich sind schon in die Jahre gekommen.“ Für ihn war es ein Berg des Unglaubens.

Aber Gott entschuldigte Zacharias’ Unglauben nicht. Er hatte kein Mitgefühl wegen seines Alters oder seines ergebenen Dienstes in der Vergangenheit. Tatsache ist, Gott beabsichtigte nicht, bei einem so hingebungsvollen Diener über Unglauben hinwegzusehen. Stattdessen sagte der Engel Gabriel zu Zacharias: „Siehe, du wirst stumm sein und nicht sprechen können bis zu dem Tag, da dies geschehen wird, dafür, dass du meinen Worten nicht geglaubt hast, die sich zu ihrer Zeit erfüllen werden“ (Lukas 1,20).

Was für eine schwere Strafe. Zacharias’ eigener Sohn würde das Kommen des Messias ankündigen, aber der Priester selbst würde in der Zeit der Schwangerschaft seiner Frau nicht in der Lage sein, diese Neuigkeit zu verlesen.

König Asa ist ein weiteres Beispiel für einen treuen Diener, dessen Unglaube Gottes Missfallen nicht entkam. Während seiner gerechten Herrschaft in Juda löschte Asa den Götzendienst aus, indem er heidnische Tempel niederriss und Erweckung ins Land brachte. Als das Volk sich dann an Gottes Segen freute, fiel ein Millionenheer aus Äthiopien ein. Einem solchen Heer eine Schlacht zu liefern, war Juda völlig unmöglich. Also wandte sich Asa an den Herrn und rief das Volk zum Gebet.

Obwohl es unmöglich schien, errang Asa’s Heer einen großen Sieg über die Angreifer. Es war eines der größten Glaubenswunder in der Geschichte des Volkes Gottes. Gelehrte sagen, dass damals in der gesamten bekannten Welt über diesen Sieg gesprochen worden sei.

Auf dem Heimweg nach dem Sieg wurde Asa von einem Propheten angehalten. Dieser Mann war nicht gekommen, um Asa zu beglückwünschen, sondern um ihm eine Warnung zu geben. Er sagte zum König: „Solange du dich auf den Herrn verlässt, indem du ihm völlig vertraust, wirst du gesegnet sein. Er wird mit dir sein und dir einen Sieg nach dem anderen geben. Doch wenn du dich von ihm abwendest und auf dein Fleisch vertraust, wirst du in allen Bereichen Unordnung und Chaos haben.“

Asa nahm sich diese Warnung zu Herzen und wandelte sechsunddreißig Jahre lang treu mit dem Herrn. Während dieser Zeit wurde Juda von Gott reich gesegnet. Es war eine wunderbare, herrliche Zeit, um in diesem Land zu leben. Dann, nach all diesen Jahren, kam es zu einer weiteren Krise. Der abgefallene König von Israel (das sich selbst von Juda getrennt hatte) startete einen Angriff gegen Asa. Er nahm Rama ein, eine Stadt nur acht Kilometer entfernt von der Hauptstadt Juda’s, Jerusalem, und blockierte so die lebenswichtige Handelsroute, die in die Stadt führte. Wenn nicht rasch etwas geschah, würde die gesamte Wirtschaft in Juda zusammenbrechen.

Diesmal handelte König Asa aus Angst. Statt dem Herrn zu vertrauen, wandte er sich an einen notorischen Feind, den König von Syrien, um Hilfe zu bekommen. Es ist unfassbar, dass Asa Juda’s Schatzkammer ihres ganzen Reichtums beraubte und ihn den Syrern anbot, um Juda zu befreien. Es war ein Akt absoluten Unglaubens.

Man sagt oft, dass die härteste Herausforderung des Glaubens die letzte halbe Stunde ist. Tatsache ist, dass Gott seinen Plan, Juda zu befreien, bereits eingeleitet hatte. Aber Asa unterbrach diesen Plan, indem er aus Angst und Panik handelte. Nun kam ein Prophet zu Asa und sagte: „Weil du nicht auf den Herrn vertraut hast, wirst du von nun an Kriege haben.“ Und so geschah es in Juda. Aus Unglauben zu handeln, bringt völlige Unordnung und Chaos.

Jesus sagte, dass es uns möglich ist, den Berg vor uns zu versetzen

Das gebirgige Hindernis des Unglaubens in unseren Herzen kann tatsächlich beseitigt werden, aber nur durch Glauben. „Wer zu diesem Berg sagen wird: Hebe dich empor und wirf dich ins Meer!, und nicht zweifeln wird in seinem Herzen, sondern glauben, dass geschieht, was er sagt, dem wird es werden“ (Markus 11,23).

Jesus sagt uns, was unsere Rolle hier ist; und was für eine herrliche Verheißung gibt er: Welche Dinge wir uns auch immer wünschen, wenn wir beten sollen wir glauben, dass wir sie empfangen werden, und wir werden sie haben. Können Sie das glauben?

In den Jahren meines Dienstes habe ich gesehen, dass wenige Christen glauben, dass solch ein übernatürliches Werk geschehen könnte. Tatsächlich mögen Sie sagen: „Das habe ich versucht, und es hat bei mir nicht funktioniert. Ich betete im Vertrauen und ich glaubte. Aber mein Gebet wurde nicht beantwortet.“

Ich denke an einen jungen Pastor, der zu mir kam und mir seine Pornografiesucht gestand. Dieser junge Mann liebt Gott und liebt seine Frau, und sie erfreuen sich einer guten Ehe. Aber er wurde von Pornografie abhängig und war unfähig, sie abzuschütteln. Nun hatte sie begonnen, ihn all seiner geistlichen Kraft zu berauben. Er hatte ernsthaft gebetet, war aber nicht befreit worden.

Als ich die Angelegenheit weiter mit ihm erörterte, erzählte er mir etwas aus seinen früheren Jahren. Als junger Mann hatte er vom Herrn eine wunderbare Verheißung für sein Leben empfangen. Aber diese Verheißung hatte sich nie erfüllt. Der Pastor sagte zu mir: „Gott hat mich im Stich gelassen. Er gab mir eine Verheißung, aber sie ist nie eingetroffen.“ Darüber war er dem Herrn gegenüber verbittert geworden. Nun konnte er nicht mehr mit Glauben an irgendeine Art der Befreiung vor Gott stehen.

Das Problem des jungen Mannes war nicht lediglich eine Sucht, sondern Unglaube. Er akzeptierte nicht, dass Gott Gebet erhört. Und nun stand sein Unglaube wie ein sich abzeichnender Berg vor ihm, unüberwindlich und unbeweglich. Er verhinderte die Fülle, die ihm in Christus gehört.

Meine Frau Gwen und ich haben Zeit mit einem anderen Ehepaar im Dienst verbracht. Seit langem hatten diese lieben Menschen finanziellen Druck erduldet und schwere Lasten bezüglich ihrer Kinder getragen. Die Dinge schienen immer düsterer zu werden. Die Frau bekannte uns:

„Manchmal denke ich, dass ich ein Recht auf Unglauben habe. Ich habe alles nach Gottes Wort getan, aber unsere Familie leidet weiter. Ich habe gebetet, ich habe mich auf Gottes Verheißungen gestellt, ich bin treu darin gewesen, ihm in allem zu gehorchen. Doch alle meine Gebete sind vergebens gewesen. Ich kann nicht glauben, dass er für uns wirkt, weil ich gar keinen Beweis dafür sehe.“

Seit diesen beiden Gesprächen hat Gott sowohl für den jungen Pastor als auch für das Ehepaar auf wunderbare Weise eingegriffen. Sie sind durch ihre Stürme hindurchgekommen und an einen wunderbaren Ort des Vertrauens in den Herrn gelangt. Aber sie stehen stellvertretend für viele Gläubige, die wegen ihres Unglaubens mächtig zu kämpfen haben.

Manche Christen leben jahrelang im Gauben, doch wenn ihre entscheidende Krise kommt, geben sie dem Unglauben nach

Selbst bei solch ergebenen Gläubigen war der Berg des Unglaubens noch nicht völlig beseitigt worden. Wie sehr betrübt es Gott, wenn eine überwältigende Krise eine ganze Geschichte von Zeugnissen seiner Wunder wirkenden Kraft auslöscht. Wenn ich bedenke, was Jesus über den Berg des Unglaubens sagt, höre ich den Heiligen Geist mir zuflüstern:

„David, du weißt noch nicht, wie verletzend und betrüblich Unglauben für Gottes Herz ist. Du weißt nicht, wie seine Kinder ihm so viele Jahrhunderte lang misstraut haben. Gott hat sich nach einem Volk gesehnt, das in Krisenzeiten an seine Treue ihnen gegenüber glaubt. Er hat gesagt, dass er von den Gefühlen eurer Schwachheiten berührt wird.

Im Lauf der Jahrhunderte haben seine Leute herrliche Wunder und Befreiungen erlebt. Sie haben erfahren, dass dem Herrn nichts unmöglich ist. Doch wenn die ‚Mutter aller Krisen’ kommt, ist ihr Reden plötzlich voller Verzweiflung. Ihre Worte schmerzen ihn mehr als die irgendeines Ungläubigen. Er nimmt den Unglauben seiner Kinder nicht leicht.“

Das ist es, was bei Petrus geschah. Sein kühner Glaube ermöglichte ihm, auf dem Wasser zu gehen, um zu Jesus auf dem See zu gelangen. Doch als Petrus die Wellen um ihn herum aufsteigen sah, begann er zu sinken. Plötzlich rief dieser furchtlose Jünger in Panik aus: „Herr, rette mich!“

Jesus ergriff Petrus und sagte zu ihm: „Kleingläubiger, warum zweifeltest du?“ (Matthäus 14,31). Täuschen Sie sich nicht: Christus zwinkerte oder lächelte Petrus nicht zu, als er diese Worte zu ihm sagte. Jesus war betrübt über den Unglauben seines engen Freundes. Er fragte: „Warum hast du an mir gezweifelt, Petrus? Bin ich nicht der allmächtige Herr?“

Wie Petrus gehen wir vielleicht jahrelang im Glauben kühn voran, bevor eine Krise eintritt, die uns veranlasst, unser Augenmerk auf unsere Umstände zu fixieren. Wenn die Lage sich verschlimmert, macht sich ein Gefühl der Panik breit, und wir denken, dass wir untergehen werden. Doch die ganze Zeit über ist Gott in unserer Reichweite.

Ich habe den Heiligen Geist gebeten, mir zu zeigen, wie ich Berge des Unglaubens aus meinem Leben beseitigen kann, indem ich betete: „Herr, wie werfe ich diesen Berg aus meinem Herzen hinaus? Wie befreie ich meine Seele von allem, was deine Wunder wirkende Kraft behindert?“ Er flüsterte mir zu: „Wenn du Autorität über jeden Zweifel und jede Angst haben willst, gibt es einen Ort, an den du gehen musst.“

Die Antwort ist nur an einem Ort zu finden: Gethsemane

Gethsemane war der Garten, den Jesus zum Gebet aufsuchte, als seine Anfechtung erdrückend wurde und sein Kelch ihn überwältigte. Das war der Ort, an dem er seinen tiefsten Kummer vor den Vater herausweinte. Und es war auch der Ort, an dem er den Sieg über jedes böse Fürstentum und jede böse Macht errang. Gethsemane ist der Ort, an dem alle Berge seinem Wort gehorchen müssen.

Manche Christen sagen heute: „Unsere Generation ist keine der Tränen. Wir sind berufen, zu feiern. Und uns ist befohlen, alles im Glauben anzupacken. Alles, was wir tun müssen, ist, das Wort auszusprechen, unserem Berg zu befehlen: „Geh!“ Es bedarf keiner Tränen, keinem Weinen aus niedergeschlagenem Herzen. Wir können einfach über Gottes Güte meditieren.“

So ist die Haltung der wohlhabenden modernen Gemeinde. Sie wollen nichts opfern in der Fürbitte oder im tränenreichen Gebet. Ich stimme zu, dass unser Gott ein Gott der Liebe ist, und ja, wir sollen vor ihm feiern. Aber es kommt eine Zeit, in der unsere Anfechtungen so überwältigend sind, dass wir nichts tun können als vor dem Herrn zu weinen.

Das geschah bei Jesus. Doch Christus sündigte niemals in Unglauben, als er in Gethsemane betete. Ganz im Gegenteil zeigte er seinen Leuten, wie man Macht und Autorität über alle satanischen Kräfte erlangen kann. Bedenken Sie: Als die Jünger versuchten, Dämonen auszutreiben, lachten diese höllischen Geister sie aus. Erst als Jesus auf dem Schauplatz erschien, flohen die Dämonen. Die einzige Autorität, die sie anerkennen, ist die eines zerknirschten Herzens und eines zerbrochenen Geistes.

Betrachten Sie nun die Gebete Jesu in Gethsemane:

  • „Meine Seele ist sehr betrübt, bis zum Tod“ (Matthäus 26,38). Hier war eine Erklärung, die im Wesentlichen besagte: „Das übersteigt mein Verständnis. Und wenn es weitergeht, wird es mich umbringen.“
  • „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber!“ (Vers 39). Haben Sie je in solchen Todesqualen gebetet, unter heißen Tränen, die Ihnen übers Gesicht liefen?

In Gethsemane finden wir Jesus in einer Reihe geistlicher Todesqualen. Es ist ein Abschnitt voller Tränen, Flehen, Fürbitte, Sichhinstrecken. Doch jedes davon ist eine geistliche Episode, die schließlich zu einem Ort unfassbarer Offenbarung führt.

Wir wissen, dass wir als Nachfolger Jesu die gleichen Dinge erfahren werden wie er. Und er ist unser Vorbild in solchen Krisenzeiten. Wenn solche Zeiten kommen, sollen wir beten wie er es tat: mit Glauben, wissend, dass Gott alle unsere Tränen sammelt. Wie er sollen wir um Befreiung von unserem Kelch des Schmerzes beten. Und wir sollen flehen und Gott um einen Ausweg bitten.

Das ist natürlich kein Lebensstil, keine alltägliche Erfahrung in unserem Wandel mit dem Herrn. Es ist vielmehr eine Begegnung mit ihm, eine Konfrontation, bei der wir an einen Endpunkt gelangen. In diesem Moment hören wir auf, auf unsere Umstände zu sehen, und fangen an, unsere Seele vor dem Herrn auszuschütten. Und inmitten von alledem glauben wir, wie Jesus es tat, dass Gott uns liebt und uns etwas Wunderbares durch unsere Anfechtung offenbaren wird.

Jesus betete ein „durchbrechendes Gebet“ in Gethsemane

Ich betrachte das durchbrechende Gebet Christi als das „ultimative Gebet“. Mit „ultimativ“ meine ich das Ende einer Reihe. Denken Sie darüber nach: An diesem Punkt war alles schon versucht worden. Nun kam das ultimative, oder letzte, Gebet, das eine, das Berge versetzen und die Hölle erschüttern würde. Es lautet einfach: „Doch nicht wie ich will, sondern wie du <willst>“ (Matthäus 26,39; Kursiv von mir).

Jesus richtet sich von der flehenden Bitte auf und sagt im Wesentlichen: „Ich habe gebetet, geweint, gefastet, alles getan. Nun, Vater, lade ich meine Seele bei dir ab, in völligem Vertrauen. Dein Wille geschehe.“

Haben Sie je dieses „ultimative“ Gebet über einer Situation gebetet? „Herr, ich habe gebetet, gefastet und Fürbitte in dieser Sache getan. Ich habe gebeten, angeklopft, gesucht und geglaubt. Doch was jetzt geschieht, ist nicht das, was ich möchte. Ich denke eigentlich nicht, dass ich es bewältigen kann. Aber du bist der allmächtige Gott, und ich lege alles in deine Hände. Nun, Vater, tue, was du tun willst, wann du es tun willst. Ich ruhe in deinen Verheißungen für mich.“

Das ist die Ruhe, die Gottes Volk heute bleibt, die Ruhe, von der im Hebräerbrief die Rede ist. Sie bedeutet, in die segensreiche Verheißung des Neuen Bundes zu kommen, in der Gott uns erklärt: „Ich werde dir Vater sein, und du wirst mein Kind sein.“

Geliebte, solange Sie nicht dieses ultimative Gebet beten, können Sie Ihren Berg nicht versetzen. Doch wenn Sie es tun, wird Gott Ihnen die Augen für etwas Erstaunliches öffnen. Sie werden die Antwort auf Ihr Gebet nicht mehr verpassen, wenn sie kommt. Viele Gläubige verpassen tatsächlich ihre Antwort, wenn sie direkt vor ihnen steht.

Ich weiß von einer Mutter, die für einen Sohn fastete und betete, der in Drogen und Raubüberfälle verwickelt war. Mit der Zeit hatte der junge Mann sich verhärtet. Seine Mutter betete: „O Herr, tu, was du tun musst, um ihn zu erreichen.“ Sie war entsetzt, als ihr Sohn letztendlich eine lange Gefängnisstrafe erhielt. Aber dort fand er Christus, und heute ist er in einer Gefängnisgemeinde aktiv. Was zuerst entsetzlich schien, war der Anfang ihrer Antwort.

Vor einigen Jahren kam mein jüngerer Sohn Greg mit Tränen der Zerbrochenheit zu mir. Es war eine Begegnung, die ich nie vergessen werde. Greg schilderte mir die Last, die ihm für junge Menschen gegeben worden war. Er fürchtete, dass eine ganze Generation dabei war, verloren zu gehen. Ich war durch seine Tränen so bewegt, dass ich sprachlos war. Ich konnte lediglich mit ihm beten. „Herr, tue, was immer nötig ist. Beantworte die Gebete meines Sohnes.“

Bald darauf geriet Greg in die größte Anfechtung seines Lebens. Er machte vier Jahre mit unglaublichen, unerträglichen Schmerzen durch. Seine körperliche Ausdauer und, infolgedessen sein Glaube, wurden bis ans äußerste Limit geprüft. Er verbrachte Jahre damit, gegen Verzweiflung anzukämpfen, weil Gott ihn nicht von seinen ständigen Schmerzen befreit hatte.

Jetzt, in den letzten Monaten, hat Gott meinen Sohn auf herrliche Weise aus seiner Anfechtung herausgebracht. Greg rief mich letzte Woche an, um zu sagen: „Dad, danke dass du mich während dieser Jahre nicht aufgegeben hast.“ Ich sagte ihm, dass ich nie daran zweifelte, dass Gott in ihm am Werk war.

Haben Sie um ein Leben in engerer Verbindung mit Jesus gebetet? Um mehr Geduld, mehr Treue? Lieber Heiliger, in dem Augenblick, als Sie beteten, ging Gott ans Werk. Vielleicht folgten schon bald Bedrängnisse, verbunden mit Ablehnung und schwierigen Zeiten, Dinge, die Sie inzwischen verachten. Doch die ganze Zeit hindurch war Gott am Werk, um Ihre Antwort zu bringen.

Ich rate Ihnen dringend, das ultimative Gebet mit Glauben zu beten. Bald wird der Herr offenbaren, dass genau die Dinge, die Sie durchmacht haben, die Antwort auf Ihre Gebete sind. Halleluja!

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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der revidierten Elberfelder Übersetzung 1991. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.