Gott hat Sie nicht vergessen

Haben Sie jemals Depression kennengelernt? Waren sie so besorgt und verwirrt, dass Sie unter schlaflosen Nächten litten? Haben Sie Zeiten gehabt, in denen Sie so am Boden und beunruhigt waren, dass keiner Sie trösten konnte? Waren Sie schon einmal so weit unten, dass Sie aufgeben wollten, wobei Sie empfanden, dass Ihr Leben ein totales Versagen war.

Ich spreche nicht von einem körperlichen Zustand. Ich beziehe mich nicht auf Leute, die ein chemisches Ungleichgewicht oder eine mentale Krankheit haben. Ich spreche von Christen, die, von Zeit zu Zeit, gegen eine Depression kämpfen, die sie aus dem Nirgendwo heraus trifft. Ihr Zustand stammt oftmals nicht nur von einer einzigen Ursache, sondern von vielen. Von Zeit zu Zeit werden sie von allen Seiten getroffen, bis sie so überwältigt werden, dass sie nicht mehr über ihre Verzweiflung hinaussehen können.

Wenn das Sie beschreibt, dann wurde Psalm 77 für Sie geschrieben. Er soll Ihnen den Weg aus Ihrer Verzweiflung und Angst weisen. Dieser Psalm wurde von einem Mann namens Asaph geschrieben, einem Leviten aus der priesterlichen Linie Israels. Asaph war auch ein Sänger und diente als Davids eingesetzter Chorleiter. Insgesamt schrieb Asaph elf Psalmen. Und sie waren so erfüllt mit rechtschaffener Weisung für Gottes Volk, dass ich diesen Mann einen Laienprediger nennen würde.

Asaph schrieb Psalm 77, nachdem er in ein schreckliches Loch der Verzweiflung fiel. Sein Zustand verschlechterte sich so sehr, dass Asaph untröstlich war: „Meine Seele weigerte sich, getröstet zu werden (Psalm 77,2). Dieser gottgefällige Mann war solcher Verzweiflung, dass nichts, was irgendjemand sagte, ihn aus seinem Zustand herausbringen konnte. Und Asaph selbst war nicht in der Lage, sogar nur ein Wort zu sagen: „Ich bin so voll Unruhe, dass ich nicht reden kann” (77,5; Lutherübersetzung 1984).

Dennoch war Asaph ein betender Mensch. Wir sehen dies im selben Psalm, wenn er bezeugt: „Mit meiner Stimme schrie ich zu Gott ... und er schenkte mir Gehör” (77,1; a. d. englischen King James Version).

Ich bin sicher, dass Asaph Davids sehr ähnliches Zeugnis gehört hatte, aus Psalm 34: „Die Augen des HERRN <sind gerichtet> auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien” (34,16). David sagt weiter vorne in diesem Psalm: „Ich suchte den HERRN, und er antwortete mir; und aus allen meinen Ängsten rettete er mich … Dieser Elende rief, und der HERR hörte, und aus allen seinen Bedrängnissen rettete er ihn” (34,5.7).

Kein Zweifel, Asaph hatte David die bedrückende Geschichte erzählen hören, wie er nach Gat fliehen musste, um von Saul wegzukommen. David musste in jener Stadt vorgeben, dass er ein Wahnsinniger sei, um mit dem Leben davonzukommen. Dieser verbannte Diener Gottes fühlte sich an jenem Punkt so gering, wie solch ein großer Versager, dass er nach Gott schrie. Er suchte den Herrn in seiner Qual. Und David bezeugt, dass er total ausgeliefert war. Tatsächlich hatte Gott ein Lied in Davids Herz gelegt.

Wir sehen David seinen Musikern in Psalm 40 ein neues Lied des Glaubens vermitteln. Sicherlich fand dieses Lied seinen Weg in die Hände Asaphs, dem Chorleiter. Der Psalm erklärt: „Er hat … mein Schreien gehört. Er hat mich heraufgeholt aus der Grube des Verderbens, aus Schlick <und> Schlamm; und er hat meine Füße auf Felsen gestellt, meine Schritte fest gemacht” (40,2-3).

Als Lobpreisleiter der Nation sang Asaph diese Lieder über Erlösung und über beantwortete Gebete. Er diente diese absoluten Wahrheiten Israel an, wobei er sie als Lied arrangierte und kundtat und den Chor in einer vereinten Stimme des Glaubens leitete. Tatsächlich züchtigt Asaph Israel in seinem eigenen Anbetungslied – Psalm 78 – wegen ihres Unglaubens. Er korrigiert sie, indem er ihnen sagt, dass Gott ihre Gebete wegen ihrer Sünde nicht beantwortet hatte:

„Deren Geist nicht treu war gegen Gott. Sie redeten gegen Gott; sie sprachen: Sollte Gott imstande sein, <uns> in der Wüste einen Tisch zu bereiten? Trotz alledem sündigten sie weiter und glaubten nicht an seine Wunder. Immer wieder versuchten sie Gott. Sie [waren] widerspenstig gegen ihn in der Wüste, betrübten ihn!” (siehe Psalm 78).

Doch jetzt sah sich Asaph seinem eigenen Kampf gegenüber. Die Bibel erzählt uns nicht, was die Depression dieses Mannes verursachte. Alles was wir wissen ist, dass seine Seele so beschwert war, dass er überhaupt nicht schlafen konnte: „Du hieltest <offen> die Lider meiner Augen” (77,5).

An diesem Punkt schreibt Asaph, dass er von Gottes Schweigen enttäuscht war: „Am Tag meiner Bedrängnis suchte ich den Herrn ... Wird der Herr auf ewig verwerfen? Und wird er künftig nicht mehr Gunst erweisen? Hat seine Verheißung aufgehört für immer? Hat Gott vergessen, gnädig zu sein?” (77,3.7-9; a. d. englischen King James Version). Israels Chorleiter schien zu schlussfolgern: „Gott beantwortet meine Gebete nicht!”

Könnte Asaphs Geschichte möglicherweise Ihre eigene geistliche Schlacht beschreiben? Hier war ein gottgefälliger, betender, treuer Mann. Asaph war kein sinnlicher Übeltäter. Er liebte Gottes Wort und lehrte es der Versammlung. Aber jetzt sah er sich einer schrecklichen Depression gegenüber.

Nach einer Zeitungsumfrage kürzlich, spiegelt Asaphs Haltung in Psalm 77 die Überzeugungen der meisten Amerikaner wider. Die Umfrage stellt fest, dass die Mehrheit der Leute glaubt, Gott höre Gebete, jedoch wenige dieser Menschen glauben, dass Gott ihre Gebete beantwortet.

Die Wahrheit ist: Asaphs Erfahrung ist für Gläubige nicht ungewöhnlich. In der Tat stellt sie eine Feuerprobe dar, die, gemäß dem Apostel Petrus, bei jedem Christen normal ist: „Geliebte, lasst euch durch das Feuer <der Verfolgung> unter euch, das euch zur Prüfung geschieht, nicht befremden, als begegne euch etwas Fremdes” (1. Petrus 4,12). Petrus sagt uns heute praktisch: „Deine Prüfung ist nichts neues. Sie ist schon seit Jahrhunderten von Gottes Volk erlebt worden.”

Ich fand heraus, dass diese tiefen, dunklen Prüfungen von den größten Predigern der letzten 200 Jahre erfahren wurden. Zum Beispiel Charles Haddon Spurgeon war bekannt als einer der gottgefälligsten Bibelprediger aller Zeiten. Spurgeon war ein betender Mann, der den Herrn fortwährend suchte. Doch er sah sich auch tiefen, schrecklichen Depressionen gegenüber. (In jenen Tagen war dieser Zustand als „Melancholie” bekannt.)

John Fletcher ist ein weiterer derartiger Diener Gottes, der unter großen Depressionen litt. Er diente unter keinem anderen als John Wesley, der Fletcher als den gottgefälligsten Mann auf dem Angesicht der Erde bezeichnete. Die Gegenwart Christi in Fletchers Leben war so stark, dass seine Freunde häufig verstummten, wenn er in den Raum trat. Dieser Mann verströmte den Geist Christi.

Doch Fletcher erfuhr auch die schrecklichen Tiefen, die Asaph beschrieb. Eine grauenvolle Melancholie kam auf ihn aus dem Nirgendwo und plagte ihn tagelang. Fletcher ertrug schreckliche Prüfungen der Verzweiflung, ohne eine rationale Erklärung dafür.

Andrew Bonar, ein gottesfürchtiger, betender Pastor des neunzehnten Jahrhunderts, beschrieb, dass er ähnliche Erfahrungen hatte. Er schrieb diesen qualvollen Eintrag in sein Tagebuch:

„Ich falle im göttlichen Lauf zurück ... Gott gebraucht mich nicht bei der Bekehrung von Seelen, wie er es einst tat … Ich muss frei sein vom Schatten der Furcht, der Ungewissheit ... Einige meiner besten Freunde scheinen meine Bedürfnisse nicht länger nachzuempfinden ... Scham und Kummer erfüllen mich wegen meiner Unheiligkeit.

O, was habe ich verloren! Mein Herz versinkt in mir. Ich werde durch die Heiligkeit, die ich in anderen sehe, getadelt ... Da scheint eine Wolke zwischen mir und dem Sohn der Gerechtigkeit zu sein. Ich denke, ich hörte den Herrn sagen: ‚Ich brauche dich jetzt nicht besonders …’”

Es scheint, dass jeder der heiligsten, hingegebensten und gebetsvollsten Diener sich einer solchen Stunde gegenübergesehen hat. Sie alle beschreiben, dass sie von Verzagtheit und Entmutigung überwältigt wurden. Und wenige von ihnen konnten erklären, woher ihre dunkle Wolke kam. Es schien selten von einer einzelnen Ursache herzurühren, sondern war eher die Folge davon, dass sich eine Schwierigkeit auf die andere auftürmte.

Nicht einmal der gottgefällige, hingegebene Apostel Paulus war gegen solche Depressionen immun. Er schrieb den Korinthern: „Bedrängnis, die uns in Asien widerfahren ist, dass wir übermäßig beschwert wurden, über Vermögen, so dass wir sogar am Leben verzweifelten” (2. Korinther 1,8).

Das griechische Wort, das Paulus in diesem Vers für „verzweifeln” gebraucht, lässt sich mit „Wir konnten es nicht verstehen; wir verzweifelten, sogar bis zum Tod” übersetzen. Er sagt damit, kurz: „Wir sehnten uns danach, zu sterben, weil wir nicht verstehen konnten, durch was wir gingen. Wir wurden über unsere Belastbarkeit beschwert.”

Es ist schwer vorzustellen, dass diese Worte von Paulus kommen. Wer vertraute Gott mehr als dieser furchtlose Apostel? Wer fastete und betete mehr als Paulus? Wer hatte genauso viele erhörte Gebete? Doch da kam eine Stunde der Niedergeschlagenheit über Paulus, wie er sie noch nie erlebt hatte. Was war das für ein Zustand?

Einige Bibelkommentatoren glauben, dass es eine Kombination von Prüfungen war. Unter denen war eine tiefe geistige Qual, die von Leuten verursacht wurde, die Paulus liebte, die sich später gegen ihn wandten. Diese engen Freunde ließen Paulus nicht nur im Stich, sondern verbreiteten Lügen über ihn. Sie diffamierten seinen Namen. Zusätzlich wurde Paulus durch heftige Krankheiten niedergeworfen. Er erlebte bei mehr als einer Gelegenheit Schiffbruch. Und böse Verschwörungen wurden gegen ihn ausgeheckt, die darauf abzielten, ihn umzubringen. Über all diese Dinge hinaus hatte Paulus Sorgen wegen der Betreuung vieler Gemeinden.

Das alles könnte als zu schwer für einen Menschen zu ertragen erscheinen. Aber selbst zusammen genommen erklären all diese Dinge immer noch nicht die tiefe Verzweiflung, die Paulus empfand. Er schrieb: „Ich fiel in eine solche Agonie, dass ich nicht dachte, ich würde es überleben. Ich dachte, sie würde mich umbringen.”

Natürlich wurde Paulus erlöst. Er kam siegreich hervor. Aber er vergaß nie jene schreckliche Stunde der Verzweiflung.

Viele gottgefällige Menschen – hingegebene, heilige, betende Diener Jesu – wissen, worum es in Asaphs Schrei geht. Ihr Zustand ist nicht eine Lebensweise. Nein, sie sind einfach Liebhaber Gottes, die überwältigt wurden, weil Satan wie eine Flut hereinbrach. Wie Paulus werden sie über ihr Vermögen hinaus bedrückt.

Christus ist berührt von den Gefühlen unserer Schwachheiten. Und sogar er ging durch solch eine tiefe Stunde der Prüfung. Er sagte Andreas und Philippus: „Jetzt ist meine Seele bestürzt” (Johannes 12,27). Als Jesus dies sagte, sah er sich dem Kreuz gegenüber, wobei er wusste, dass die Zeit seines Todes nahe war. Das griechische Wort für „bestürzt ” bedeutet hier „aufgewühlt” oder „verstört”.

Jesus stand der größten Prüfung seines Lebens gegenüber. Tatsächlich war es so tief und dunkel, dass er später ausrufen würde: „Gott, warum hast du mich verlassen?” Er sagte sogar jenen, die ihn kreuzigen würden: „Dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis” (Lukas 22,53).

Was war das für eine Aussage, die Jesus hier machen musste! Christus sagte damit im Wesentlichen: „Dies ist Satans Stunde!” Die Zeitspanne kurz vor seinem Tod war der Augenblick des Feindes, ihn zu schikanieren. Der Teufel nahm alle seine Kraft zusammen, um das Herz eines betenden, heiligen Mannes zu bestürzen.

Ebenso können auch Sie sicher sein, dass Ihre dunkle, bestürzende Stunde Satans Tun ist. Der Herr bringt nicht eine solch schreckliche Depression über sein Volk. Woher wissen wir das? Wie Asaph beten wir, anbeten wir, streben wir danach, Gottes Willen zu tun, wir sehnen uns nach totaler Freiheit von der Macht der Sünde. Und das ist genau die Art von Leben, die Satan verderben will.

Zur gleichen Zeit können wir sicher sein, dass Gott diese Stunde aus einem sehr guten Grund zugelassen hat. Jesus sagte seinen Jüngern: „Was soll ich sagen? Vater, rette mich aus dieser Stunde?” (Johannes 12,27). Er sagte ihnen damit: „Ich kann euch das nicht vollständig erklären. Alles was ich sagen kann ist, dass Gott diesen Augenblick zugelassen hat, diese Stunde der Dunkelheit.”

Haben Sie jemals gedacht: „Was soll ich sagen? Ich habe keine Worte um zu erklären, was ich gerade durchmache. Ich bin verwirrt, ich bin verstört, aber ich kann nicht sagen warum. Bitte mich nicht, es zu erklären, weil ich dazu nicht fähig bin.”

Paulus zeigt uns Gottes spezifische Absicht in unseren äußerst versuchenden, dunklen Zeiten: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Erbarmungen und Gott allen Trostes, der uns tröstet in all unserer Bedrängnis, damit wir die trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, durch den Trost, mit dem wir selbst von Gott getröstet werden.

Denn wie die Leiden des Christus überreich auf uns kommen, so ist auch durch den Christus unser Trost überreich. Sei es aber, dass wir bedrängt werden, so ist es zu eurem Trost und Heil; sei es, dass wir getröstet werden, so ist es zu eurem Trost, der wirksam wird im <geduldigen> Ertragen derselben Leiden, die auch wir leiden. Und unsere Hoffnung für euch steht fest, da wir wissen, dass, wie ihr der Leiden teilhaftig seid, so auch des Trostes” (2. Korinther 1,3-7).

Sehen Sie Gottes Absicht hier? Inmitten unserer Bedrängnisse tröstet uns der Geist. Und im Gegenzug sind wir in der Lage, anderen, die schwere Bedrängnisse erleiden, Trost zu bringen. Das ist das Werk des Geistes: seinem Volk Trost zu bringen durch Stimmen, die geprüft worden sind. Daher können wir wissen, dass, je mehr sich unser eigenes Leiden verschlimmert, der Trost des Herrn sogar noch mächtiger in uns wird.

Auf der Adressenliste unseres Dienstes stehen zwei liebe Brüder mit Namen Israel und Jesse Martin. Israel ist 100 Jahre alt und Jesse ist 102. Einer hörte mit 92 auf, zu arbeiten, der andere mit 97. Jeder von ihnen liebt den Herrn und hat meine Botschaften über Jahre erhalten.

Diese Männer sind nicht nur leibliche Brüder, sondern sind wirklich „Brüder im Herrn.” Beide bezeugen, dass aus einem Leben der großen Prüfungen heraus die Freude und Süße des Geistes sich in ihnen vertieft hat. Sie waren Zeugen schrecklicher Katastrophen eines ganzen Jahrhunderts – der Great Depression (Weltwirtschaftskrise), zweier Weltkriege, schrecklicher Dürren. Und sie haben persönlich während ihres ganzen Lebens hindurch gelitten. Doch im Alter von 100 Jahren sind diese Männer in der Lage, zu lächeln und verkündigen zuversichtlicher als jemals zuvor: „Durch das alles hindurch hat Gott nicht einmal versagt.” Ihr Zeugnis, nachdem sie „all das gesehen“ haben, ist ein Trost des Heiligen Geistes für den Rest von uns.

Asaphs Zeugnis war: „Ich schreie zum Herrn, ich bete in die Nacht hinein, und ich weiß, dass er mich hört. Aber ich sehe keine Antworten auf meine Gebete.”

Erinnern Sie sich, dieser Leiter des Israelischen Chores hatte Gottes Wesen in Psalm 50,15 bezeugt: „Rufe mich an am Tag der Not; ich will dich retten, und du wirst mich verherrlichen!” Klar, Asaph kannte Errettungen durch Gebet. Er hatte Antworten auf seine Fürbitten hin erfahren. Er war ein treuer Diener, der andere daran erinnerte, Gott zu vertrauen und ihn nicht durch Unglauben zu betrüben.

Aber jetzt, als ein Geist der Verzweiflung auf Asaph kam, konnte er ihn nicht abschütteln. Er schreibt: „Denke ich an Gott, so stöhne ich. Sinne ich nach, so verzagt mein Geist” (Psalm 77,4).

Dann erinnerte sich Asaph an seine vergangenen Prüfungen, andere harte Zeiten, durch die er hindurch gebracht wurde. Er sagt, er: „gedachte der alten Zeit ... Ich rufe in Erinnerung mein Lied in der Nacht” (77,5-6; a. d. englischen King James Version). Dieser treue Diener versuchte sich zu erinnern, wie Gott seine Gebete beantwortet hatte, und wie er danach freudig über die Glaubenssiege gesungen hatte.

Aber nun sah er sich der größten Prüfung seines Lebens gegenüber, und er wurde körperlich, geistig und geistlich überwältigt. Er stellt fest: „Ich beklagte mich, weil das alles zu ertragen zu viel für mich war.”

Was war Asaphs Klage? Er sagt: „Wird der Herr auf ewig verwerfen und künftig keine Gunst mehr erweisen? Ist seine Gnade für immer zu Ende? Hat das Wort aufgehört von Generation zu Generation? Hat Gott vergessen, gnädig zu sein? Hat er im Zorn verschlossen seine Erbarmungen?” (77,8-10).

Asaph, der von diesen Fragen geplagt wurde, schreibt: „Das ist mein Schmerz” (77,11). Er erklärte damit praktisch: „Hier ist, was mich betrübt: Gott hat sich verändert. Da hat es einen Wechsel beim Herrn, von dem ich dachte, dass ich ihn kenne, gegeben. Er hat seine Haltung mir gegenüber aus irgendeinem Grund geändert. Ich erinnere mich an all seine früheren Errettungen in meinem Leben. Aber jetzt ist keine für mich da.

Gott bevorzugt mich einfach nicht mehr. Ich empfinde, dass er mich auf die Seite geworfen hat. Ich bin durcheinander, beunruhigt, überwältigt, und ich bekomme das Gefühl, dass Gott in dieser Prüfung weit weg von mir ist. Ich weiß, er hört meine Gebete, aber er beantwortet sie nicht. Soweit ich das sagen kann, hat Gott mich vergessen. Offensichtlich ist es nicht mehr seine Angelegenheit, sein Volk zu befreien.”

Geliebte, Sie mögen nicht deprimiert sein. Sie mögen sich nicht so niedergeschmettert wie Asaph in seiner Prüfung fühlen. Sie bezweifeln nicht, dass Gott Ihre Gebete beantwortet, und Sie wissen, dass der Herr nicht sauer auf sie ist. Aber doch ist da eine Enttäuschung tief im Innern. Sie sind frustriert, weil die Dinge in Ihrem Leben nicht so laufen, wie Sie es gehofft oder geplant hatten.

Diese Frustration kann in beliebig vielen Gebieten auftauchen: Finanzen, Karriere, Ehe, Kinder, Dienst. Doch überall um Sie herum scheinen die Dinge für andere gut zu laufen. Ihren Brüdern und Schwestern in Christus scheint es gut zu gehen. Aber Ihr Leben scheint stillzustehen, oder verschlechtert sich vielleicht. Nun haben Sie sich zu fragen begonnen: „Wie werde ich jemals aus dieser Abwärtsspirale herauskommen? Da scheint keine Hoffnung zu sein.”

David tauchte aus dieser Abwärtsspirale mit einem Lied auf. Und so tat es Asaph. In der Tat tauchten in der Geschichte eine Menge von gottgefälligen Heiligen aus ihrer Depression und Entmutigung auf gerade diese Weise auf.

Die Schrift zeigt, dass David, Asaph, Hiob und andere Heilige des Alten Testaments aus ihren dunklen Zeiten herauskamen, indem sie sich an Gottes Treue gegenüber den vergangenen Generationen erinnerten. David schreibt, als sein Herz verzweifelt war: „Ich gedenke der Tage der Vorzeit, überlege all dein Tun. Ich sinne nach über das Werk deiner Hände” (Psalm 143,5). Asaph tat dasselbe: „Ich will mich an die Werke des Herrn erinnern: gewiss will ich mich erinnern an deine Wunder von alters her” (77,12; a. d. englischen King James Version). In der Tat sagt Asaph, dass ganz Israel „daran (dachte), dass Gott ihr Fels sei” (78,35).

Es ist ein wunderbarer Segen, sich an all unsere vergangenen Erlösungen zu erinnern. Deuteronomium sagt uns: „Du sollst dich an den ganzen Weg erinnern, den der Herr, dein Gott, dich geführt hat … Hüte dich, dass du nicht vergisst” (5. Mose 8,2.11; a. d. englischen King James Version).

Doch das Erinnern an Gottes Befreiungen war mehr als nur ein Segen für die Heiligen des Alten Testaments. Es war eine notwendige Disziplin. Die Israeliten dachten sich alle möglichen Rituale und Regeln aus, um sich die Erlösungen durch den Herrn in ihrem Leben ins Gedächtnis zu rufen.

Genauso ist heute die Gemeinde Jesu Christi gerufen, sich an Gottes vergangene Erlösungen zu erinnern. Doch uns wurde eine Möglichkeit, uns zu erinnern, gegeben, die viel besser ist, als die in alttestamentlichen Zeiten. Sehen Sie, seit den Tagen Davids und Asaphs hat Gott seinen Heiligen Geist ausgegossen. Und der Heilige Geist bleibt jetzt in unserem menschlichen Körper.

Der Heilige Geist tröstet uns nicht nur in unseren dunklen Zeiten. Er bringt uns nicht nur Gottes vergangene Treue ins Gedächtnis. Der Geist gibt uns auch ein Verständnis für die Absicht, die hinter unseren Feuerproben steht. Und er tut dies, damit unser Glaube nicht versagt.

Wir sehen den Unterschied in Asaphs Leben. Dieser hingegebene, gottgefällige Mann lässt uns in Psalm 77 an keiner Art von Verstehen teilhaben. Einfach ausgedrückt: Wir wissen nicht, was diese dunkle Stunde in seinem Leben bewirkt hat. Alles was er uns sagen konnte war: „Der Weg [Gottes] liegt im Meer, und dein Pfad in den gewaltigen Wassern, und deine Fußspuren sind nicht bekannt” (Psalm 77,19; a. d. englischen King James Version). Asaphs Schlussfolgerung war: „Gottes Wege sind nicht bekannt. Ich weiß nicht, warum er mich in eine solche Depression und Entmutigung fallen ließ. Ich frohlocke nur, dass er mich frei gemacht hat.”

Paulus‘ Reaktion im Neuen Testament ist ganz anders. Er sagt uns: „Uns aber hat Gott es offenbart durch den Geist, denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes” (1. Korinther 2,10). Dann fügt er diese wichtige Aussage an: „Kein Mensch kennt die Dinge Gottes, aber der Geist Gottes” (2,11; a. d. englischen King James Version). Er sagt damit, kurz: „Ohne den Heiligen Geist könnten die Schritte Gottes in unserem Leben nicht erkannt oder verstanden werden.”

Wir werden einfach nie Gottes Frieden in unserer Bedrängnis kennenlernen, bis seine Absicht damit zu einer beständigen Wahrheit in unserer Seele geworden ist. Wir müssen verstehen, dass unsere dunkle Stunde, unsere schmerzhafte Prüfung, vom Herrn für seine eigene siegreiche Absicht erlaubt worden ist. Was ist diese Absicht? Wir werden ganz einfach der Brennpunkt eines unfassbaren Heilig-Geist-Trostes.

Wir werden aus dem Feuer gereinigt und stärker hervorkommen. Und es wird uns ein Dienst gegeben werden, der größer ist als der des berühmtesten Predigers in der Welt. Was wird das für ein Dienst sein? Es ist der Dienst des unter Beweis gestellten Trostes und Sieges für ein verletztes Volk. Und das Ergebnis dieses Dienstes wird sein, wie es Daniel beschrieb: „Viele werden geprüft und gereinigt und geläutert werden. Aber die Gottlosen werden <weiter> gottlos handeln. Und die Gottlosen werden es alle nicht verstehen, die Verständigen aber werden es verstehen” (Daniel 12,10).

Was für eine unglaubliche Berufung haben wir! Wir erleiden große Prüfungen, um Gottes tröstende Hände für andere zu werden.

Vor zwei Jahren verloren meine Tochter Debbie und ihr Ehemann Roger ihre zwölfjährige Tochter Tiffany wegen Gehirnkrebs. Ich kenne die Qualen, durch die sie hindurchgingen, die Nächte, in denen sie sich fragten: „Welche etwaige Absicht könnte Gott mit dem haben?”

Vor einiger Zeit war Debbie in einem Einkaufszentrum, als sie dort eine Frau sitzen sah, mit Tränen, die an ihrem Gesicht herunterliefen. Debbie fragte: „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?” Die Frau erwiderte: „Sie könnten niemals verstehen, was ich gerade durchmache.” Schließlich überredete Debbie die Frau, ihr von ihrem Schmerz zu erzählen. Die Frau erklärte: „Ich habe ein Kind an den Krebs verloren.”

In jenem Augenblick kam die Süße des Himmels herunter. Debbie legte tröstende Arme um jene Frau. Und als meine Tochter ihre eigene Geschichte erzählte, fanden beide Frauen ein gewisses Maß von Gottes heilender Liebe.

Lieber Heiliger, Gott hat Sie nicht in Ihrer tiefen, dunklen Prüfung vergessen. Ich lasse Sie mit der Ermutigung des Psalmisten zurück: „Du hast uns geprüft, Gott, du hast uns geläutert, wie man Silber läutert. Du hast uns ins Netz gehen lassen, hast eine drückende Last auf unsere Hüften gelegt. Du hast Menschen über unseren Kopf reiten lassen; wir sind ins Feuer und ins Wasser gekommen, aber du hast uns herausgeführt zum Überfluss ... Doch Gott hat gehört, er hat geachtet auf die Stimme meines Gebets. Gepriesen sei Gott, der nicht verworfen hat mein Gebet noch seine Gnade von mir <zurückzieht>!” (Psalm 66,10-12.19-20).

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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.