Eine Zeit zu weinen und eine Zeit zu kämpfen

Wir alle brauchen ein Wort von Gott, das uns durch angefochtene Zeiten bringt
David Wilkerson

Beim Lesen des Alten Testaments merke ich, wie sehr mein Glaube durch das Beispiel von David ermutigt wird. Ein schlimmes Unglück traf diesen Mann, sodass sogar sein Leben bedroht wurde – und das durch Menschen, die ihm am nächsten standen. Mich bewegt, mit welcher Entschlossenheit David mitten in dieser angefochtenen Zeit danach suchte, ein Wort von Gott zu erhalten.

Hier ist die Situation: David und seine 600 loyalen Männer waren auf der Flucht vor König Saul, der versucht hatte, ihn zu töten. Schließlich ließ die kleine Truppe sich in einer Stadt namens Ziklag nieder, wo sie ihre Familien unterbrachten. Von dort zogen sie aus, um zu kämpfen, und ließen ihre Frauen und Kinder zu ihrer Sicherheit zurück.

Nach einem dieser Kämpfe befanden sich David und seine Truppe auf einem dreitägigen Heimweg, als ihr Dorf plötzlich von den Amalekitern angegriffen wurde. Diese erbarmungslosen Feinde entführten die Familien David und seiner Männer und brannten alles nieder. Stellen Sie sich den Anblick vor, der David und seine Leute erwartete: „David und seine Männer kamen zur Stadt. Und siehe, sie war mit Feuer verbrannt, und ihre Frauen, Söhne und Töchter waren gefangen weggeführt“ (1. Samuel 30,3).

Diesen tapferen Männern verschlug es bestimmt die Sprache, als sie entdeckten, was geschehen war. Es traf sie so plötzlich und verheerend, dass sie es zuerst gar nicht fassen konnten. Ich stelle mir vor, dass sie fassungslos und verstört umherliefen und voller Schmerz ausriefen: „Wie konnte das passieren? Warum hat Gott das zugelassen?“ „Da erhoben David und das Volk, das bei ihm war, ihre Stimme und weinten, bis sie nicht mehr weinen konnten“ (Vers 4).

Diese Situation in Davids Leben zeigt uns, dass es ganz gewiss eine Zeit des Weinens gibt, wenn ein Unglück geschehen ist. Die Bibel beschreibt Davids Gefährten als „mächtige Kämpfer,“ als kampferprobte Männer, die nicht weinten. Doch dieses katastrophale Ereignis ließ die starken Männer in heftiges Weinen ausbrechen.

Schließlich war es kein geringes Unglück. Es war nicht der Verlust von Häusern, Vieh oder Getreide, der Davids mächtige Männer zum Weinen brachte; darüber würden sie bald hinwegkommen. Es war vielmehr die Bedrohung ihrer geliebten Frauen und Kinder, die sie zutiefst erschütterte. Und was nach dieser Szene folgte, hätte für David sogar noch schlimmer ausgehen können: „Und David war in großer Bedrängnis, denn das Volk sprach davon, ihn zu steinigen. Denn die Seele des ganzen Volkes war erbittert“ (Vers 6).

Die Zeit, die wir in der heutigen Welt erleben, wird in der Bibel beschrieben als „Tag der Rache des Herrn, ein Jahr der Vergeltung für den Streit um Zion“ (Jesaja 34,8; Zürcher).

Ich glaube, dass Gott durch die vielen aufwühlenden und chaotischen Ereignisse, die heute in der Welt ablaufen, gegen Habgier, Begierde und Stolz vorgeht. Ich bin überzeugt, dass er nicht länger zulassen konnte, dass sexuelle Perversionen die Seele einer ganzen Generation zerstören. Und ich glaube, dass gleichgeschlechtliche Ehen ein Brennpunkt in Gottes Vergeltung geworden sind.

Die geschichtliche Periode, die Jesaja beschreibt, ist von Weinen, Angst und Bangen erfüllt. Doch der Herr gab Jesaja einen Zuspruch für sein Volk: „Stärkt die schlaffen Hände und festigt die wankenden Knie! Sagt zu denen, die ein ängstliches Herz haben: Seid stark, fürchtet euch nicht! Siehe, da ist euer Gott, Rache kommt, die Vergeltung Gottes! Er selbst kommt und wird euch retten“ (Jesaja 35,3-4).

Der Herr gab damit zu verstehen: „Stärkt die Erschöpften. Richtet die Schwachen unter euch wieder auf. Ermutigt alle, die ängstlich und voller Furcht sind. Sagt ihnen: ‚Ihr braucht nicht ängstlich zu sein. Es ist der Herr, der das alles tut. Und in alledem wird er sein Volk bewahren. Er handelt, um euch zu retten.‘“

Geliebte, selbst die Bewährtesten unter uns erleben ein inneres Bangen, eine plötzlich aufkommende Furcht, wenn eine schlimme Krise eintritt. Es ist keine Sünde, in einer solchen Zeit Augenblicke tiefer Angst durchzumachen. Durch den Zuspruch, den der Herr Jesaja für das Volk gab, sorgte er gerade dafür, dass alle, die sich von der beängstigenden Situation überwältigt fühlten, nicht daran zerbrechen würden. Er wollte jedes erschöpfte, beunruhigte Herz hören lassen: „Fürchte dich nicht! Fasse Mut, denn der Herr ist ein Retter für sein Volk.“

Nach einer Zeit des 
Weinens folgt eine Zeit des Kämpfens.

Es kommt eine Zeit, in der alles Weinen aufhören muss. Dann soll Gottes Volk aus der Bekümmerung aufstehen, sich über jede düstere Vorahnung hinwegsetzen und den Kampf wiederaufnehmen. Im Neuen Testament erinnert der Hebräerbrief an Jesajas Worte: „Darum richtet auf die erschlafften Hände und die gelähmten Knie, und macht gerade Bahn für eure Füße!, damit das Lahme nicht abirre, sondern vielmehr geheilt werde“ (Hebräer 12,12-13).

Das bedeutet im Grunde: „Bleibt nicht am Boden. Steht auf und kämpft für euren Glauben. Setzt euer Vertrauen auf den Herrn. Gebt den müden, zitternden Knien nicht nach, sondern lauft weiter. Wenn ihr euch der Angst und Sorge überlasst, kann euer Glaube am Ende gelähmt werden.“

Betrachten Sie die lähmende Reaktion der Truppe Davids auf ihr Unglück. Als diese mächtigen Männer aufgehört hatten zu weinen, wurden sie wütend. Sie gaben David die Schuld, indem sie ihm vorwarfen, er habe das Unglück zugelassen. Sie waren so außer sich und so verbittert über ihr schreckliches Unglück, dass sie Steine aufhoben, um ihn zu töten.

Meiner Meinung nach ist das genau die Art und Weise, wie die meisten Menschen heute auf die aktuellen wirtschaftlichen Desaster reagieren. Viele werden blind vor Zorn. Sie schauen nach rechts und links und fragen: „Wer ist an diesem Unglück schuld? Werfen wir sie alle ins Gefängnis!“

Ich bitte alle Nachfolger Jesu inständig: Denken Sie nicht weiter darüber nach, wie wir an diesem Punkt gekommen sind. Suchen Sie nicht nach dem Schuldigen. Vergessen Sie vor allem Ihre persönlichen „Was wäre, wenn“-Fragen: „Hätte ich doch nur dies oder jenes getan, dann wären meine Finanzen jetzt in Ordnung.“ Wenn Sie sich ständig mit solchen Gedanken beschäftigen, wird Ihre Angst zu Wut oder einer anderen lähmenden, zerstörerischen Einstellung werden. Nein! Der Herr möchte, dass Sie alle Ihre Energien in eine andere Richtung lenken. Sein Wort sagt uns: „Jetzt ist die Zeit, für deinen Glauben zu kämpfen!“

Betrachten Sie, wie David auf sein Unglück reagierte: Er sprach sich selbst Mut zu. „David stärkte sich in dem Herrn, seinem Gott“ (1. Samuel 30,6). Statt der Angst nachzugeben, beschloss David, seine Ängste zu bekämpfen. Ich glaube, er tat dies, indem er sich an alle Situationen der Vergangenheit erinnerte, in denen Gott ihn befreit hatte. In seinen jungen Jahren hatte David einen Bären getötet, einen Löwen erschlagen und den Riesen Goliath besiegt. Nun dachte er an diese und viele andere Kämpfe zurück, die er gewonnen hatte. Jeder Sieg war durch seinen unerschütterlichen Glauben errungen worden.

David sagte sich: „Ich brauche jetzt ein Wort vom Herrn.“ Er wusste, dass niemand ihn ermutigen konnte – sein Priester Abjatar nicht, seine weisen Heerführer nicht und auch nicht irgendein Ratgeber. David musste selbst von dem Einen hören, der ihn bisher aus jeder Notlage befreit hatte.

Geliebte, dasselbe gilt auch für Sie und mich heute. Es gibt einfach niemanden auf der Welt, der Ihre Seele aus der Verzweiflung heraufholen kann. Niemand kann bewirken, dass Sie im Lauf Ihrer Krise nicht den Mut verlieren. Jeder von uns muss selbst ein Wort vom Herrn empfangen. Wie David sollen auch wir uns stärken, indem wir uns an Gottes Befreiungen in unserem Leben erinnern. Und wir müssen uns auch an die Zeiten vergangener Generationen erinnern, in denen Gott sich als treu erwiesen hat.

Unsere gegenseitige Ermutigung reicht nicht weit.

Wenn die Predigten Ihres Pastors vom Heiligen Geist inspiriert sind, dann werden sie Leben in Ihnen hervorbringen. Die Verkündigung von Gottes Wort wird seine Heiligen immer ermutigen. Auch die gemeinsame Anbetung wird Sie eine Zeitlang stärken. Doch wie rasch haben wir diese Stärkung vergessen, wenn der Sonntagsgottesdienst vorüber ist! Wenn am Montag oder Dienstag schlechte Neuigkeiten eintreffen, fallen wir oft in Sorge und Angst zurück.

In normalen Zeiten kann ich mir bei meiner Frau Gwen Rat holen. Sie hat immer ein gutes Wort für mich, genau das, was ich brauche. Es geht mir bei ihr so wie David, als er zu Abigail sagte: „Siehe, ich habe auf deine Stimme gehört“ (1. Samuel 25,35). Doch in Krisenzeiten können die Dinge anders sein. Wenn unser Glaube – oder sogar unser Leben – bedroht wird, können die Ratschläge von Ehepartnern, Pastoren und weisen Freunden uns nur ein Stück weit helfen.

Heute leben wir in beängstigenden Zeiten, wie nur wenige von uns sie je erlebt haben. Tatsache ist, dass nur ein persönliches Wort vom Herrn uns in solchen Zeiten die beständige Hoffnung geben kann, die wir brauchen. Und Gott ist in der Geschichte immer treu gewesen, seinem Volk ein Wort zuzusprechen.

Im Alten Testament lesen wir immer wieder: „Das Wort des Herrn geschah zu…“ Die Bibel berichtet bei Abraham: „Nach diesen Dingen geschah das Wort des Herrn zu Abram“ (1. Mose 15,1). Bei Josua lesen wir: „…nach dem Wort des Herrn, das er dem Josua befohlen hatte“ (Josua 8,27). Und so war es auch bei David und den Propheten, bei denen es heißt: „Des Herrn Wort geschah zu…“

Für Gottes Volk heute gilt, dass wir den Heiligen Geist in uns haben, der uns ein Wort vom Himmel zuspricht. Durch ihn können alle, die ihm vertrauen, das tröstende, heilende, leitende Wort des Herrn empfangen.

Denken Sie an die 600 Männer, die David folgten. Sie hörten das Wort, das Gott ihrem Leiter gab. Aber dieses Wort musste für jeden dieser Kämpfer persönlich real werden. Sie mussten es in ihrem eigenen Geist von Gott empfangen, damit auch sie anfangen konnten, den Kampf wiederaufzunehmen.

Ich glaube, dass auch heute jeder Glaubende herausgefordert ist, beim Lesen der Bibel zu verharren, bis der Heilige Geist ihm Gottes Verheißungen persönlich lebendig macht. Wir können wissen, wann das geschieht, wenn wir die leise Stimme des Heiligen Geistes wahrnehmen, der uns die innere Gewissheit gibt: „Diese Verheißung ist für dich. Es ist Gottes Zuspruch für dich, um dich durch diese harte Zeit zu bringen.“

Ich bin überzeugt, dass Sie den Kampf des Glaubens nicht kämpfen können, ohne die vergewissernde Stimme des Herrn zu hören.

David stärkte sich im Herrn, nahm den Kampf wieder auf und handelte sofort im Glauben.

Als David seinen Kampfesmut wiedergewonnen hatte, ließ er das sogenannte Efod holen. Das war ein Priesterschurz, in dem zwei Steine aufbewahrt wurden, die der Priester über der Brust trug. In bestimmten Situationen sprach Gott durch das Efod. Und David war entschlossen, ein Wort der Weisung vom Herrn zu empfangen.

„Und David sagte zu dem Priester Abjatar, dem Sohn des Ahimelech: Bring mir doch das Efod her! Und Abjatar brachte das Efod zu David. Und David befragte den Herrn: Soll ich dieser Schar nachjagen? Werde ich sie einholen? Und er sprach zu ihm: Jage ihr nach, ja, du wirst sie gewiss einholen und die Gefangenen ganz gewiss befreien““ (1. Samuel 30,7-8).

Denken Sie darüber nach, was David hier tat. Nachdem er geweint und dann seinen Kampfeswillen zurückgewonnen hatte, ging dieser Mann sofort auf die Knie. Und der Herr gab ihm das Wort der Weisung, das er brauchte: „Und er sprach zu ihm: Jage ihr nach, ja, du wirst sie gewiss einholen und die Gefangenen ganz gewiss befreien“ (Vers 8). Gottes Anweisung an David lautete: „Zieh aus. Du wirst siegen.“ Mit anderen Worten: „Kämpfe weiter!“

Schon im nächsten Vers lesen wir: „Da zog David hin, er und die sechshundert Mann, die bei ihm waren. Und sie kamen an den Bach Besor, wo einige zurückblieben und haltmachten“ (Vers 9). David handelte unverzüglich nach dem Wort, das Gott ihm gegeben hatte. Doch ich frage mich: Woher wusste David, wohin er gehen sollte? Welche Richtung musste er einschlagen, um alle zu befreien?

Ich glaube, dass es ein Wort gab, das ihm den inneren Impuls gab: „Das ist der Weg, den du gehen sollst.“ Und dasselbe gilt auch für uns heute, Geliebte. Viele Gemeinden singen das ermutigende Gospellied „Er zeigt mir den Weg“, und unser Herr tut genau das. Sehen Sie, er hatte für jeden uns schon einen Plan, bevor unsere aktuelle Krise eintraf. Und sein Plan trägt uns auch jetzt durch jede Schwierigkeit, die wir durchmachen.

Ich bin überzeugt, dass David sich diesen Zuspruch immer wieder durch den Kopf gehen ließ: „Du wirst alle ganz gewiss befreien.“ David wusste genau, dass er sein Haus in Ziklag nicht zurückgewinnen konnte. Keiner seiner Männer würde sein Zuhause, seinen Garten, seinen Besitz zurückbekommen. Diese Dinge waren verloren. Aber die Sicherheit und das Wohl ihrer Familien würden sie alle zurückgewinnen.

Erkennen Sie die Parallelen zu unserer eigenen Zeit? Diese Männer brachen nicht auf, um einen vergangenen Lebensstil zurückzugewinnen. Sie würden nicht zu den ruhigen, beschaulichen Tagen zurückkehren, die früher so friedlich gewesen waren. Diese „gute alte Zeit“ war nun Geschichte.

Aber das kümmerte David und seine 600 mächtigen Männer nicht. Alles, was ihnen wichtig war – alles, worauf es wirklich ankam –, war, ihre Familien in Sicherheit zu bringen. Vielleicht mussten sie anschließend mit ihren Frauen und Kindern in Zelten leben. Aber Gott hatte ihnen zugesagt, dass sie ihre Familien befreien würden.

Gott sagte David nicht, wie er ihn und seine Familie befreien würde.

Geliebte, der Herr wird uns nicht erklären, wie er für unsere geliebten Angehörigen sorgen wird. Er wird uns nicht zeigen, wie er uns in den schlimmsten Zeiten bewahren wird. Seine Wege sind so ungewöhnlich, so unerfindlich, dass wir sie uns nie im Leben vorstellen könnten.

Bei David kam die Befreiung von einer unwahrscheinlichen Seite: durch einen sterbenden jungen Ägypter. Dieser junge Diener war halbtot, als David ihn in der Einöde fand und ihm zu essen und zu trinken gab. Ich glaube, als David den jungen Mann fragte: „Wer bist du?“, flüsterte Gott ihm zu: „David, er ist deine Befreiung.“ Wie unerwartet, wie wundersam sind seine Wege! Dieser ägyptische Junge, der fast gestorben wäre, war es, der Davids Heer den Weg zum Lager des Feindes zeigte. Gott gebrauchte also einen namenlosen Knaben, um sein Volk zu führen, damit alle befreit werden konnten.

Zum Schluss möchte ich noch einmal zu Jesaja 35,4 zurückkehren: „Sagt zu denen, die ein ängstliches Herz haben: Seid stark, fürchtet euch nicht! Siehe, da ist euer Gott, Rache kommt, die Vergeltung Gottes! Er selbst kommt und wird euch retten.“

Während die Welt der Vergeltung ausgesetzt ist – wenn alle Dinge ganz aus der Kontrolle zu geraten scheinen – ist Gott dabei, uns zu retten. Er gebraucht sogar das Chaos der Weltereignisse, um sein Heil zu bringen. Er ist treu, in jeder Krise sein Volk zu retten und zu bewahren.