Ein Feuer in meinen Knochen

In Jeremia 19 gab Gott seinem Propheten ein Wort, um es zu Israel zu sprechen. Dann sandte er ihn in den Vorhof des Tempels, um zu prophezeien. Jeremia sprach diese Worte: „So spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels: Siehe, ich will über diese Stadt und über alle ihre Ortschaften all das Unheil kommen lassen, das ich gegen sie geredet habe, weil sie halsstarrig sind und meine Worte nicht hören wollen“ (Jeremia 19,15).

Paschhur war der Vorsteher des Tempels zu jener Zeit. Und er war erbost wegen der Worte Jeremias. Sofort kam er in Rage und schlug den Propheten. Dann rief er seine Mietlinge herbei, um Jeremia in den Block zu schließen. Er musste am Stadttor platziert werden, wo er für alle sichtbar gedemütigt werden würde.

Der Block war ein Folterinstrument. Und Jeremia würde volle vierundzwanzig Stunden lang Schmerzen haben. Zuerst wurde sein Kopf in einer bestimmten Position eingeschlossen. Dann wurde sein Körper verdreht wobei seine Arme über Kreuz eingeschlossen wurden. Er würde in dieser qualvollen Position für eine Nacht und einen Tag bleiben müssen.

Was für eine grauenhafte Szene. Erinnern Sie sich: Jeremia war ein gesalbter Prophet des Herrn. Er hatte von Jugend an gewusst, dass er berufen war, Gottes Wort zu seinem auserwählten Volk zu sprechen. Doch nun wurde Jeremia qualvoll festgebunden, weil er genau dies tat.

Doch trotz seines Leidens zweifelte Jeremia nie an seiner Berufung. Er kannte das Wort, das ihm von Gott gegeben worden war. Und so war es ganz von Anfang an in seinem Dienst gewesen.

Der Herr selbst hatte von seiner Beziehung zu Jeremia bezeugt: „Ich kannte dich, ehe ich dich im Mutterleibe bereitete, und sonderte dich aus, ehe du von der Mutter geboren wurdest, und bestellte dich zum Propheten für die Völker“ (Jeremia 1,5). Gott sagte damit im Wesentlichen: „Ich kannte dich, bevor die Welt erschaffen wurde, Jeremia. Ich hatte schon da einen Plan für dein Leben. Ich schuf dich, mein Wort zu predigen.“

Zuerst antwortete Jeremia: „Ach, Herr HERR, ich tauge nicht zu predigen; denn ich bin zu jung.“ Aber Gott antwortete: „Sage nicht: »Ich bin zu jung«“ (1,6-7). Mit anderen Worten: „Ich habe dich berufen, Jeremia. Also sage nicht, dass du nicht fähig bist, es zu tun.“

Dann fügte der Herr hinzu: „Du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen alles, was ich dir gebiete. Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir und will dich erretten, spricht der HERR“ (1,7-8).

An diesem Punkt sagt uns Jeremia: „Der Herr streckte seine Hand aus und rührte meinen Mund an und sprach zu mir: Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund“ (1,9).

Was für ein unfassbarer Augenblick in Jeremias Leben! Wie großartig, zu wissen, dass Gott seine Hand auf dich gelegt hat, dir seine Gedanken geoffenbart hat und dich gesalbt hat, für ihn zu reden. Hieran lag es, warum Jeremia nie an den Worten zweifelte, die Gott ihm gab.

Dann gab Gott Jeremia diesen Marschbefehl: „So gürte nun deine Lenden und mache dich auf und predige ihnen alles, was ich dir gebiete. Erschrick nicht vor ihnen, auf dass ich dich nicht erschrecke vor ihnen!“ (1,17).

Schließlich sprach Gott diese machtvollen Worte zu seinem Diener: „Denn ich will dich heute zur festen Stadt, zur eisernen Säule, zur ehernen Mauer machen im ganzen Lande wider die Könige Judas, wider seine Großen, wider seine Priester, wider das Volk des Landes, dass, wenn sie auch wider dich streiten, sie dir dennoch nichts anhaben können; denn ich bin bei dir, spricht der HERR, dass ich dich errette“ (1,18-19).

Bedenken Sie die eindrucksvolle Botschaft, die Gott diesem Mann gab. Er sagte damit: „Jeremia, von Ewigkeit her habe ich einen Dienst für dich geplant. Und nun sende ich dich aus, alle Lügen Satans auszurotten. Ich möchte von dir, dass du jeden Götzen niederreißt und vor den Augen meines Volkes zerstörst. Und du sollst auch meine Gemeinde aufbauen. Ich möchte, dass du den Samen meiner guten Nachricht einpflanzt. Sorge dich nicht, ich werde dir jedes Wort, das zu sprechen ist, geben, genau dann, wenn du es brauchst.

Aber habe niemals Angst vor Menschen. Fürchte ihr Stirnrunzeln oder ihre Drohungen nicht. Und habe niemals Angst vor Fehlschlägen. Denke daran: Solange du lebst bin ich mit dir. Kein Dämon oder Feind kann dich antasten. Deshalb darfst du nicht entmutigt sein. Also, steh jetzt im Glauben auf, und tue, wie ich dir befohlen habe. Du hast einen göttlichen Auftrag, und der ist, meine Gedanken auszusprechen. Lass dich durch nichts und niemanden brechen.“

Der Herr fügte dann dieses Schlusswort hinzu: „Auf dass ich dich nicht erschrecke vor ihnen!“ (1,17).

Geliebte, hier ist Gottes Botschaft nicht nur für Jeremia, sondern für jeden Pastoren und christlichen Arbeiter, der je von ihm berufen wurde. Er sagt uns damit: „Lass dich von niemandem brechen! Es gibt keinen Grund für dich, zu verzweifeln. Du hast keine Ursache, vor Menschen konfus zu sein. Ich habe dir gesagt, dass ich mit dir bin. Ich habe gesagt, dass du eine uneinnehmbare Festung bist. Also, es gibt es keinen Grund zum Burnout, keine Ursache, den Dienst zu quittieren.

Wenn du nicht glaubst, was ich dir gesagt habe – wenn du an meiner Treue zu dir zweifelst –, dann kannst du nur noch ausbrennen. Du wirst bitter und ausgezehrt enden und du wirst den Dienst quittieren. Und du wirst dazu verdammt sein, vor jedem zu erschrecken, der sich dir entgegenstellt. Aber das wird sein, weil du nicht auf mein Wort an dich vertraut hast.

Ich sage dir, es ist egal, welchen Unannehmlichkeiten du dich gegenübersiehst. Es ist egal, wie schlecht dich die Menschen behandeln oder wie sehr sie dich beschimpfen. Deine Freunde, deine Familie und selbst Fürsten oder Könige mögen sich gegen dich wenden. Aber sie werden niemals siegen. Ich habe Mauern aus Messing und mächtige Säulen, die dich umgeben, aufgestellt. Ich bin mit dir, um dich zu erlösen!“

Der Apostel Paulus sagt über Gott: „Er hat uns selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unsern Werken, sondern nach seinem Ratschluss und nach der Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt“ (2. Timotheus 1,9).

Einfach ausgedrückt: Jede Person, die „in Christus“ ist, ist vom Herrn berufen. Und wir alle haben dasselbe Mandat: Gottes Stimme zu hören, sein Wort zu proklamieren, niemals Menschen zu fürchten und dem Herrn angesichts jeder erdenklichen Prüfung zu vertrauen.

In der Tat gilt das, was Gott Jeremia verhieß, für alle seine Diener. Das ist: Wir brauchen keine Botschaft zu haben, die vorzubereitet ist, um sie vor der Welt auszusprechen. Er hat versprochen, unseren Mund in exakt dem Moment mit seinem Wort zu füllen, in dem es gebraucht wird. Aber das wird nur geschehen, wenn wir ihm vertrauen.

Paulus sagt uns, dass viele zum Prediger, Lehrer und Apostel berufen sind und dass sie alle aus diesem Grund leiden werden. Er zählt auch sich selbst zu ihnen: „Ich[bin] eingesetzt ... als Prediger und Apostel und Lehrer. Aus diesem Grund leide ich dies alles“ (2. Timotheus 1,11-12). Er sagte damit, kurz: „Gott hat mir ein heiliges Werk zu tun gegeben. Und weil ich diese Berufung habe, werde ich leiden.“

Die Schrift zeigt, dass Paulus geprüft wurde, wie es nur wenige Geistliche jemals wurden. Satan versuchte ein ums andere Mal, ihn zu töten. Die sogenannte religiöse Menge lehnte ihn ab und verspottete ihn. Manchmal ließen ihn sogar diejenigen, die ihn unterstützten, beschimpft und verlassen zurück.

Aber Paulus war nie zu den Menschen verdammt. Er war nie vor der Welt bestürzt oder beschämt. Und Paulus brannte nie aus. Bei jeder Gelegenheit hatte er ein gesalbtes Wort von Gott auszusprechen, gerade wenn es gebraucht wurde.

Tatsache ist, dass Paulus einfach nicht erschüttert werden wollte. Er verlor nie sein Vertrauen auf den Herrn. Stattdessen bezeugte er: „Ich weiß, an wen ich glaube, und bin gewiss, er kann mir bewahren, was mir anvertraut ist, bis an jenen Tag“ (2. Timotheus 1,12). Einfach ausgedrückt: „Ich habe mein Leben vollkommen der Treue des Herrn übergeben. Leben oder sterben, ich bin sein.“ Und er drängte seinen jungen Schützling Timotheus, es ebenso zu tun: „Halte dich an das Vorbild der heilsamen Worte, die du von mir gehört hast, im Glauben und in der Liebe in Christus Jesus“ (1,13).

Erst in der vergangenen Woche gab ich denselben Rat einem Pastor. Dieser Mann hatte gerade seine Gemeinde aufgegeben. Er fühlte, dass er versagt hatte, weil er keine Bekehrten dazugewann oder seine Leute nicht zu reifen Gläubigen heranziehen konnte.

Seine Frau quälte sich, als sie ihren Mann in tiefe Verzweiflung stürzen sah. Sie sagte: „Er ist ein gottgefälliger, umsorgender Mann, der treu für seine Leute betet. Aber er wurde entmutigt, weil er kein geistliches Kind mehr zur Geburt brachte. Sein Predigen ist gesalbt, aber die Leute wollten es einfach nicht hören. Er fühlte, dass da nichts anderes übrig blieb, als aufzugeben.“

Ich sah zu, diesem Mann unverzüglich Paulus’ Ermutigung zuzusenden. Ich drängte ihn, an seinem Glauben und an dem Wort, das ihm gegeben worden war, festzuhalten. Gott würde treu sein, alles zu erfüllen, was er verheißen hatte.

Es war nicht nur Jeremias Leib, der verbogen wurde. Auch seine Seele wurde angegriffen. Es war eine dunkle, qualvolle Nacht für diesen hingegebenen, fürsorglichen Mann.

Schließlich, nach vierundzwanzig Stunden voller Schmerz und Demütigung, wurde Jeremia freigelassen. Er ging geradewegs zu Paschhur, dem Mann, der ihn eingeschlossen hatte. Und er prophezeite: „Der Herr hat einen neuen Namen für dich, Paschhur. Der bedeutet: ‚Du wirst den Rest deiner Tage in ständiger Angst und Furcht leben.‘“ Sie sehen, Jeremia wusste, wie gefährlich es für irgendjemanden ist, Gottes Gesalbte anzutasten. Empört nannte Paschhur den Propheten bloß einen Lügner.

Inzwischen war Jeremia am Ende seiner Ausdauer angekommen. Und er begann, die Sprache eines ausgebrannten Dieners zu sprechen: „HERR, du hast mich betört, und ich habe mich betören lassen. Du hast mich ergriffen und überwältigt. Ich bin zum Gelächter geworden den ganzen Tag, jeder spottet über mich“ (Jeremia 20,7; Elberfelder Bibel 2006). Das hebräische Wort für „betört“ hier bedeutet ursprünglich „aufmachen“. Jeremia sagte damit, kurz: „Herr, du hast mich einer großen Illusion ausgesetzt. Ich endete als ein Diener, der vollkommen getäuscht worden ist.“

Wir können nicht mit Zucker glasieren, was Jeremia Gott hier zu tun vorwirft. Er sagt: „Herr, du hast mich berufen, dein Wort zu predigen. Du hast mich beauftragt, zu prophezeien, niederzureißen und aufzubauen. Du hast mir ein hartes, schwerwiegendes Wort in den Mund gelegt. Aber dann, als ich es sprach, hast du mich verlassen.

Ich verstehe nicht. Ich habe dir gehorcht, Herr. Ich war treu. Ich habe nicht gegen dich gesündigt. Tatsächlich habe ich mein Leben für dich auf des Messers Schneide gelegt. Und was habe ich erhalten? Illusion, Täuschung, Verlassenheit und Beschimpfung.“

Versuchen Sie sich vorzustellen, was diesem Mann während jener vierundzwanzig Stunden der Folter durch den Kopf ging: „Ich habe zu all diesen Menschen, die hier vorübergehen, Barmherzigkeit gepredigt. Aber jetzt ist alles, was sie tun, mich zu beschimpfen. Herr, ich redete als dein Orakel zu ihnen. Ich bat sie darum, sich zu dir zu wenden. Ich sagte ihnen, du würdest sie heilen und segnen. Aber sie greifen mich mit äußerster Bosheit an.

Tagelang weinte ich um diese Männer und Frauen. Mein Herz brach wegen ihnen. Ich trauerte sogar über ihre Sünden. Meine Eingeweide wurden von Mitgefühl für sie bewegt. Aber nun verspotten mich alle. Täglich machen sie sich über mich lustig. Gott, du hast mich in eine lebendige Hölle gesteckt. Genau das Wort, das du mir gabst, wurde mir zur Anklage“ (siehe Jeremia 20,7-8).

Sie mögen sich fragen: „Gott hat Jeremia versprochen, er würde nie zuschanden werden. Aber ist das nicht das, was hier geschieht?“

Ich versichere Ihnen, dass Gottes Diener nicht zuschanden wurde. Ganz im Gegenteil, der Herr tat etwas Mächtiges in dem Land, und es würde nur zu seiner Zeit offenbart werden. Er war dabei, der Nation zeigen, dass Jeremia zu keinem Menschen verdammt war. Stattdessen würde Jeremia ein Zeugnis sein. Und es würde so durch die Zeitalter hindurch bleiben.

Ein Geistlicher schrieb mir: „Ich fühle mich so besiegt. Ich war treu, alles zu tun, was Gott mich bat. Aber als ich im Glauben hinausging, ließ er mich auf dem Trockenen sitzen.“

Ich habe einen jungen, missionarischen Freund, der gerade seinen Posten verlassen hat. Er trat mit großen Erwartungen in den Dienst ein, aber nun verlässt er ihn ausgebrannt. Er hatte eine große Last für Seelen und er arbeitete eifrig. Doch nach mehreren Jahren hatte er noch immer nicht irgendwelche Ergebnisse von Bedeutung gesehen. Er war von den Leuten, unter denen er diente, nie akzeptiert. Seine Kinder wurden von den einheimischen Kindern beschimpft. Und seine Frau wurde erschöpft und entmutigt.

Dieser Mann liebt den Herrn sehr. Er ist ein kostbarer Diener Jesu. Aber am Ende hatte er genug. Er sagte mir: „Bruder David, ich fühle mich wie solch ein großer Versager. Ich hatte für so viel gehofft. Aber nichts davon hat jemals stattgefunden.“

Jedes Jahr macht eine wachsende Zahl von Missionaren dasselbe durch. Sie werden entmutigt, geben auf und kommen nach Hause zurück. Sie mögen nicht so ungestüm wie Jeremia reden und Gott vorwerfen, sie zu täuschen. Aber tief im Innern hegen sie einen Groll gegen den Herrn. Sie empfinden, dass er sie in eine bestimmte Richtung geführt, sie dann aber im Stich gelassen hat.

Ein anderer treuer Missionar schrieb an unseren Dienst, dass er seine Stelle aufgegeben hatte. Er erklärte: „Ich empfand, als hätte Gott mich in eine Wüste geführt und mich dann im Wind flattern lassen. Er hat mich meinen Feinden ausgeliefert und mich dann verlassen. Ich habe Dienst unter äußerster Bestürzung verlassen. Und ich habe den Test der Zerbrochenheit nicht bestanden. Ich wurde bitter.

Ich erkenne jetzt, was mein Problem war. Ich habe in der Zeit meiner Prüfungen keine Wurzeln des Vertrauens ausgebildet. Als die Prüfungen begannen, verließ ich mich nicht auf das, was ich über Gottes Wort und seine Treue wusste. Ich vergaß seine Zusage: ‚Ich werde dich nie verlassen.‘“

Ich weiß, wie es ist, diese Art von Anfechtung durchzumachen. Vor etwa fünfzehn Jahren, als die Times Square Church gerade anfing, versuchte Satan, unseren Dienst Schiffbruch erleiden zu lassen und die Gemeinde zu zerstören. Es gab unglaubliche Anschuldigungen wegen Rassenkonflikten und persönliche Angriffe gegen meine Familie und mich. Das Denken vieler junger Menschen wurde durch die üble Nachrede, die um sich griff, vergiftet. Einige kamen nach unseren Gottesdiensten zu mir und fragten: „Sind Sie wirklich ein Heuchler, wie ich gehört habe?“

Bis zu diesem Tag schmerzt es noch immer, mein Tagebuch aus jener Zeit zu lesen. Ich fing an, die Sonntagmorgen zu hassen, an denen ich predigen musste. Oft saß ich in meinem Arbeitszimmer und weinte, bis meine Frau Gwen ihre Arme um mich legte und sagte: „David, es ist Zeit, zu gehen.“

Über Wochen weinte ich über den Schmerz aus all dem. Schließlich sagte ich zu Gwen: „Das habe ich nicht nötig. Warum gehe ich mich nicht einfach wieder dazu über, Bücher zu schreiben und zu evangelisieren?“ Alles was sie tun konnte war, den Kopf zu schütteln und zu sagen: „Wie können manche Christen so grausam sein?“

Natürlich, ich gab nicht auf. Und das werde ich nie. Warum? Aus demselben Grund, aus dem Jeremia nicht aufgeben konnte. Es ist der Grund, aus dem auch andere Geistliche und christliche Arbeiter nicht aufgeben können: „So ist es in meinem Herzen wie brennendes Feuer, eingeschlossen in meinen Gebeinen. Und ich habe mich <vergeblich> abgemüht, es <weiter> auszuhalten, ich kann nicht <mehr>[aufgeben]!“ (Jeremia 20,9; Elberfelder Bibel 2006).

In Jeremia 20,14-18 ließ der Prophet eine Tirade ab, die nahezu selbstmörderisch klingt:

„Verflucht sei der Tag, an dem ich geboren wurde; der Tag, an dem meine Mutter mich gebar, sei nicht gesegnet! Verflucht sei der Mann, der meinem Vater die frohe Botschaft brachte und sagte: »Ein Sohn ist dir geboren … Dieser Mann werde den Städten gleich, die der HERR umgekehrt hat, ohne es zu bereuen! … weil er mich im Mutterleib nicht <schon> getötet hat … Wozu nur bin ich aus dem Mutterleib hervorgekommen? Um Mühsal und Kummer zu sehen? Und dass meine Tage in Schande vergehen?“ (Elberfelder Bibel 2006).

Ich hörte dieselbe Verzweiflung in der Stimme eines Geistlichen, der kürzlich anrief. Er sagte: „David, ich habe den Herrn tief betrübt. Ich bin so niedergeschlagen von meinem Versagen, ich bin leer, nichts ist übrig. Ich empfinde, dass das Leben nicht mehr lebenswert ist.“

So viele von Gottes Dienern in der Schrift, bringen dieselben Gefühle zum Ausdruck. Als Hiob in seiner tiefsten Dunkelheit steckte, drängte ihn eine Stimme: „Gib Gott auf und stirb.“ Elia hörte eine ähnliche Stimme. Der einst so mächtige Prophet endete damit, zu bitten: „Herr, nimm mein Leben. Ich bin ein Versager, wie alle meine Vorväter.“

Vielleicht empfinden Sie gerade jetzt so, wie sie es alle taten. Sie wurden vom Feind verbogen und verdreht und Ihr Kopf ist in einem Block. Sie denken: „Ich habe es Tag und Nacht herausgeschrien, aber meine Gebete sind nicht beantwortet. Ich kann da nicht mehr hindurchgehen. So etwas brauche ich nicht in meinem Leben. Die Dinge waren einfacher, als ich in der Welt war, noch bevor ich Gott kannte. Er hat mich hängenlassen.“

Nun einige Christen mögen erwidern: „All dieses Gerede richtet sich gegen den Herrn. Es verlangt einen ernsten Tadel.“ Aber die Wahrheit ist, dass wir nur den äußeren Menschen betrachten können. Gott sieht hindurch, bis ins Herz. Und er kannte Jeremias innere Anteile. Er entschied sich, den verzweifelnden Propheten nicht zu tadeln. Warum?

Der Herr wusste, dass immer noch ein Feuer in diesem Mann brannte. Es war, als ob Gott sagte: „Jeremia wird nicht aufgeben. Ja, er lässt Dampf ab, wenn er seiner Konfusion Luft macht. Aber er glaubt immer noch meinem Wort. Es brennt in seiner Seele. Und er wird aus diesem Feuer mit einem Glauben hervorgehen, der nicht erschüttert werden kann.

Ich weiß, dass mein Diener nicht anders kann, als mein Wort zu predigen. Ich habe es auf seine Seele gestempelt, auf sein Herz, in seinen Verstand. Und seine besten Tage stehen ihm noch bevor. Er ist noch immer mein auserwählter Diener.“

Jeremia bekam eine zweite Luft. Plötzlich wurde er mit neuem Leben erfüllt. Und er stand auf, als wolle er sagen: „Warte ab, Satan – du kannst mich nicht täuschen. Du wirst mich nicht aus diesem Dienst vertreiben, den Gott mir gegeben hat. Der Herr hat mich berufen, und ich weiß, dass sein Wort gewiss ist.“

Der Prophet bezeugte dann: „Denn ich höre, wie viele heimlich reden: »Schrecken ist um und um!« … Alle meine Freunde und Gesellen lauern, ob ich nicht falle: »Vielleicht lässt er sich überlisten, dass wir ihm beikommen können und uns an ihm rächen.« Aber der HERR ist bei mir wie ein starker Held, darum werden meine Verfolger fallen und nicht gewinnen … Singet dem HERRN, rühmet den HERRN, der des Armen Leben aus den Händen der Boshaften errettet!“ (Jeremia 20,10-11.13).

Vielleicht denken Sie gerade, dass Ihr Feuer verloschen ist. Sie sind überzeugt, dass kein Funke mehr übrig ist. Vielleicht war es Sünde, die das Feuer ausgelöscht hat. Sie verfingen sich darin, und nach und nach verringerte sich Ihr Feuer. Ich habe die tragischen Geschichten vieler gottesfürchtiger Männer und Frauen gehört, die durch das Internet in den Ruin getrieben wurden. Bei den meisten Männern war die Verführung Pornografie. Bei den Frauen war es, einen Mann in einem Chat zu treffen und eine Affäre zu beginnen.

Leider gleicht ein großer Teil des Leibes Christi heute einem Tal von trockenen Knochen der Moderne. Es ist eine Wüste, die mit den ausgebleichten Skeletten gefallener Christen angefüllt ist. Geistliche und andere hingegebene Christen sind aufgrund einer hartnäckigen Sünde verloschen. Und jetzt sind sie von Scham erfüllt und verstecken sich in selbst gemachten Höhlen. Wie Jeremia haben sie sich selbst überredet: „Ich will nicht mehr an (den Herrn) denken und nicht mehr in seinem Namen predigen“ (20,9).

Die Antwort auf diese Frage ist ein absolutes „Ja!“ Wie? Es geschieht durch die Erneuerung unseres Glaubens an Gottes Wort.

Das Wort des Herrn ist selbst ein verzehrendes Feuer. In der Tat, es ist das einzig wahre Licht, dass wir in unseren dunklen Nächten der Verzweiflung haben. Es ist unsere einzige Verteidigung gegen die Lügen des Feindes, wenn er flüstert: „Es ist alles aus. Du hast das Feuer verloren. Und du wirst es niemals wieder zurückbekommen.“

Das Einzige, was uns aus unserer Dunkelheit herausholen wird, ist Glaube. Und Glaube kommt durch Hören des Wortes Gottes. Wir müssen uns einfach an das Wort klammern, das in uns eingepflanzt wurde. Der Herr hat verheißen: „Ich werde dich nicht fallen lassen. Deshalb hast du keinen Grund, zu verzweifeln. Es besteht kein Anlass, aufzugeben. Ruhe in meinem Wort.“

Sie mögen denken: „Aber diese dunkle Nacht ist schlimmer als alles, was ich je erlebt habe. Ich habe tausend Predigten über Gottes Wort gehört, aber nichts davon scheint jetzt irgendeinen Wert für mich zu haben.“

Machen Sie sich keine Sorgen. Gottes Feuer brennt noch in Ihnen, sogar, wenn Sie es nicht sehen können. Und Sie müssen den Brennstoff des Glaubens auf dieses Feuer gießen. Sie tun das, indem Sie einfach dem Herrn vertrauen. Wenn Sie das tun, werden Sie alle Ihre Zweifel und Begierden verzehrt werden sehen.

Ringsherum sehe ich ein massives Abfallen von Gottes Wort. Doch trotz alledem sehe ich Gott ein herrliches Werk der Wiederherstellung seines Volkes tun. Er geht jedem Soldaten nach, der verwundet wurde oder gefallen ist. Er kennt jene, die desertiert sind. Und er liebt sie noch immer. In der Tat spricht er zu jedem, der sich je in seine Armee eingeschrieben hat. Und er drängt sie, zu ihrer ursprünglichen Berufung zurückzukehren.

Gottes Geist haucht jedem Satz ausgedorrter Knochen wieder Leben ein. Er erinnert sie an das Wort, das er in sie gepflanzt hat. Und diejenigen, die einst tot dalagen, werden wiederbelebt. Sie schreien, wie es Jeremia tat: „Gottes Feuer war zu lange in mir eingeschlossen. Ich kann es schlicht nicht länger halten. Ich kann die Kraft des Herrn mich aufrichten spüren. Er legt Leben in mich hinein. Und ich werde das Wort sprechen, das er mir gab. Ich werde seine Barmherzigkeit und heilende Kraft proklamieren.“

Jesaja gibt uns allen den Beweis für Gottes Sehnsucht und Bereitschaft, seine gefallenen Diener wiederherzustellen:

„Denn nicht ewig rechte ich, und nicht für immer zürne ich; denn ihr <Lebens>hauch würde vor mir verschmachten und die Menschenseelen, die ich ja gemacht habe. Wegen der Sünde seiner Habsucht zürnte ich und schlug es, indem ich mich verbarg und erzürnt war; doch es ging abtrünnig auf dem Weg seines Herzens.

Seine Wege habe ich gesehen und werde es heilen. Und ich werde es leiten und ihm Tröstungen gewähren und seinen Trauernden die Frucht der Lippen schaffen. Friede, Friede den Fernen und den Nahen! spricht der HERR. Ich will es heilen“ (Jesaja 57,16-19; Elberfelder Bibel 2006).

Der Psalmist schreibt: „Der Herr baut Jerusalem auf und bringt zusammen die Verstreuten Israels. Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden“ (Psalm 147,2-3).

Liebe Heilige, ich weiß nicht, was Ihr spezieller Kampf ist. Sie mögen sich mitten in der dunkelsten Nacht befinden, die Sie jemals erlebt haben. Der Himmel mag wie Messing gegenüber Ihren Gebeten scheinen.

Aber dies weiß ich: Gott hat ein Feuer in Ihre Knochen gelegt. Und dieses Feuer brennt noch immer. Da mag nur noch ein kleiner Funken übrig sein. Doch der Heilige Geist bläst ihn mit seinem Atem an. Er ist treu, die Flamme in Ihnen neu zu entfachen. Er richtet Sie auf, um Sie für ihre ursprüngliche Berufung wiederherzustellen. Und er wird Sie durch jede dunkle Nacht hindurchbringen.

Lassen Sie sich nicht vom Teufel niederreißen!

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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Lutherübersetzung 1984. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.