Die Beschwernis der Sünde!

Sie kennen die Geschichte von König David – wie er Ehebruch mit Batseba beging und insgeheim den Tod ihres Mannes arrangierte. Doch nachdem der Prophet Nathan Davids Sünde aufdeckte und sie ihm vor das Gesicht hielt, tat der gebrochene König Buße für seine grauenhaften Missetaten. Und später schrieb er vier Psalmen, die die Belastung und den Schrecken ausdrückten, die er als Resultat aus seiner Sünde empfand.

Davids gequälte Herzensschreie werden in den Psalmen 6, 32 und 51 gefunden – wie auch in dem Psalm, auf den ich mich in dieser Botschaft fokussieren möchte: Psalm 38. In jedem dieser Psalmen schaute David zurück und rief sich die Pein in Erinnerung, die er in dieser dunklen Periode seines Lebens durchstand. Besonders in Psalm 38 beschreibt er, durch ein empfindsames Gewissen zerschlagen zu sein: „Deine Pfeile sind in mich eingedrungen, und deine Hand hat sich auf mich herabgesenkt“ (Psalm 38,3).

Die harte Tatsache war, dass David die Schande durchleben musste, die durch seine Sünde verursacht wurde. Sein schrecklicher Fall wurde öffentlich bekannt und die ganze Nation begann darüber zu reden. All die Leute – einschließlich Davids mutmaßliche Freunde – sagten: „Wie die Mächtigen gefallen sind! David ist am Ende. Seine Macht, sein Einfluss und seine Würde liegen in Trümmern.“

Sogar Israels Feinde freuten sich hämisch über Davids Fall. Nathan wies ihn darauf hin, dass „… du den Feinden des HERRN durch diese Sache Anlass zur Lästerung gegeben hast …“ (2. Samuel 12,14). Diese Worte verletzten David wahrscheinlich am meisten von allem. Er hatte Schmach auf den Namen seines kostbaren Herrn gebracht!

Viele Bibelgelehrte glauben, dass es während dieser Periode war – als David moralisch und geistlich schwach war –, dass sein Sohn Absalom plante, sich den Thron seines Vaters widerrechtlich anzueignen. David mag sogar von diesem Plan gehört haben. Ich glaube, er hatte Absalom in Sinn, als er schrieb:

„Meine Lieben und meine Gefährten stehen fernab von meiner Plage, und meine Verwandten stehen von ferne. Die nach meinem Leben trachten, legen Schlingen; und die mein Unglück suchen, reden von Verderben und sinnen auf Betrug den ganzen Tag“ (Psalm 38,12-13).

Offensichtlich wusste David, dass irgendeine Art Betrug vor sich ging. Also, warum sprach er es nicht aus? Warum wies er nicht auf die bösen Pläne der sich verschwörenden Übeltäter hin? Es war, weil er durch seine eigene verborgene Sünde schwer beladen war!

Die Sprüche sagen uns: „Wer seine Verbrechen zudeckt, wird keinen Erfolg haben; wer sie aber bekennt und lässt, wird Erbarmen finden“ (Sprüche 28,13). Der Satzteil „wird keinen Erfolg haben“ hier bezieht sich nicht auf materiellen Erfolg; vielmehr spricht er von physischer Gesundheit, emotionalem Zustand, geistlichem Wohlbefinden. Gottes Wort sagt damit, dass jeder, der seine Ungerechtigkeit zudeckt, von allem geistlichen Wohlstand abgeschnitten wird. Und Davids Leben beweist es!

Ein ganzes Jahr lang trug David die schreckliche Bürde seines Ehebruchs und Mordes. Nur sein Militärbefehlshaber Joab wusste davon. Dann erfuhr Nathan durch eine Offenbarung des Herrn davon. Doch was für eine furchtbare, erschreckende Zeit war es für David, bis seine Sünde aufgedeckt wurde!

Teil von Davids Schrecken könnte gewesen sein, dass er Batseba niemals die Wahrheit darüber gesagt hatte, wie ihr Mann Uria gestorben war. Er könnte vermutlich ihr gegenüber die Fakten zurückgehalten haben. Doch Batseba könnte vermutet haben, dass David bei Urias Tod seine Hand im Spiel gehabt hatte – einfach, weil sie die Emotionen ihres neuen Mannes täglich in Aufruhr sah.

Wie wahr sind Moses‘ Worte: „…dass eure Sünde euch finden wird (4. Mose 32,23). Nun, wie David in Psalm 38 schreibt, war seine Sünde schon an die Öffentlichkeit gebracht worden, ohne dass etwas verborgen war. Und er beginnt die schrecklichen Kosten seiner törichten Wahl zu nachzurechnen: „Meine Sünden wachsen mir über den Kopf, wie eine schwere Last sind sie zu schwer für mich“ (Psalm 38,5).

Zu dem Zeitpunkt, an dem Nathan David konfrontierte, hatte dieser gepeinigte Mann das Ende seines Seils erreicht (deutsch: war am Ende). Er war durch die Last seiner verborgenen Sünde zermalmt worden, und er hatte keine Kraft, weiterzugehen. Er schrie: „Schaut auf alles, was meine Sünde meinem Körper, meiner Familie, meinem Land angetan hat. Sie ist zu schwer für mich, um sie tragen zu können. Ich kann unter dieser furchtbaren Last nicht länger leben!“

Geliebte, da ist keine größere Bürde, die ein Gläubiger tragen kann, als die schwere Last einer verborgenen, nicht bekannten Sünde. Moses beschrieb Sünde als für eine Zeitlang für Genuss sorgend (siehe Hebräer 11,25) – doch was für eine kurze Zeit es ist! Es konnte eine einzige Nacht verbotenen Genusses sein, wenige Stunden dunkler Nachgiebigkeit oder nur ein momentanes Hoch. Doch danach kommt immer eine zum Krüppel machende Beschwernis.

David lebte ein Jahr lang unter solcher Beschwernis. Ständig fürchtete er Gottes züchtigende Hand, und unter jenem Druck zu leben machte ihn krank. Seine verborgene Sünde forderte einen furchtbaren Tribut von seinem Körper, plagte ihn möglicherweise mit Geschwüren, wie manche Bibelforscher glauben.

Natürlich, nicht jede Krankheit ist das Ergebnis aus einer nicht aufgegebenen Sünde; Hiobs Beispiel beweist das. Doch so sicher, wie die unwürdige Teilnahme am Mahl des Herrn zu Krankheit und sogar Tod führen kann, kann verborgene, nicht aufgegebene Sünde schwere und manchmal tödliche Krankheit verursachen.

So, liebte Gott David während all diesem? Ja, das tat er. Aber war Gott nicht zornig auf ihn wegen seiner Sünde? Natürlich war er es. Und züchtigte er David während des Jahres, in dem er seine Ungerechtigkeit zudeckte? Ja – absolut.

Nun lassen Sie mich Sie fragen: Liebt Gott sein Volk heute? Ja, ohne Frage. Doch macht unsere verborgene Sünde den Herrn zornig? Natürlich tut sie das. Und züchtigt Gott uns für das Zudecken unserer Sünde? Ja – zweifellos!

Von den Tagen Davids bis in unsere eigenen hat Sünde immer dieselben beängstigenden Auswirkungen über Gottes Volk gebracht. Betrachten Sie diese Liste von emotionalen und körperlichen Störungen, die von verborgener Sünde verursacht werden:

1. „Keine heile Stelle ist an meinem Fleisch ...“ (Psalm 38,4). Das Hebräische lässt hier schließen: „Mein Sinn und mein Körper werden von einer Furcht vor Gottes Missfallen an mir verzehrt!“

David sagte damit: „Ich wache jeden Morgen mit dem Wissen auf, dass ich im Herzen verborgene Sünde habe. Und sie ist wie Krebs in meiner Seele. Eine dunkle Wolke der Vorahnung hängt ständig über mir.“ Ebenso, wenn Sie eine verborgene, zugedeckte Sünde haben, wird ihr einst freudiger Geist von Ihnen weggenommen werden. Sie werden niemals im Frieden aufwachen!

2. „... nichts Heiles [ist] an meinen Gebeinen wegen meiner Verfehlung“ (38,4). Das Wort „Gebeine“ hier kann mit „Körper“ übersetzt werden. David sagte damit: „Da ist jetzt keine Gesundheit in meinem Körper. Meine Sünde hat sich auf mein physisches Wohlbefinden ausgewirkt!“

In den anderen drei Bußpsalmen spricht David ebenfalls von Gebeinen:

„Sei mir gnädig, HERR, denn ich bin welk; heile mich, HERR, denn meine Gebeine sind bestürzt. Meine Seele ist tief bestürzt …“ (Psalm 6,3-4). „Als ich schwieg, zerfielen meine Gebeine durch mein Gestöhn den ganzen Tag“ (32,3). „Lass mich Fröhlichkeit und Freude hören, so werden die Gebeine jauchzen, die du zerschlagen hast“ (Psalm 51,10). Einfach ausgedrückt: Je länger David seine Sünde zudeckte, desto schwächer wurde sein Körper.

3. „Denn voll Brand sind meine Lenden, und keine heile Stelle ist an meinem Fleisch“ (Psalm 38,8). Das Wort „Lenden“ bedeutet im Hebräischen „meine Kraft, meine Zuversicht“. Und „Brand“ bezeichnet „schrumpfen, austrocknen“. Als David seine Stärke und Zuversicht im Herrn verlor, verminderte dies ebenso seine physische Gesundheit.

4. „Es stinken, es eitern meine Wunden wegen meiner Torheit“ ( 38,6). David sagte damit: „Als die Sünde die Herrschaft über mich erhielt und ich töricht irrte, verwundete mich ein moralischer Gestank. Meine Ungerechtigkeit wurde der Welt bekannt – und sie stank wie eine eiternde Wunde!“

David trauerte nicht, weil sein eigener Name beschmutzt wurde. Er trauerte, weil sein Name immer mit dem Namen des Herrn in Verbindung gebracht worden war – und jetzt hatte er Schmach auf Gottes Name gebracht. Er sagte damit: „Mein Name stand einmal für etwas. Wenn die Leute ihn hörten, ehrten sie den Herrn. Aber jetzt hat meine Sünde mich zum Lied der Trinker gemacht.“

5. „Ich bin gekrümmt, sehr gebeugt; den ganzen Tag gehe ich trauernd einher“ (38,7). Das hebräische Wort für „gekrümmt“ bedeutet hier „eine schwere, dunkelfarbige Traurigkeit“. David lebte unter einer dunklen Wolke der Verzweiflung. Er sagte dabei: „Meine Schultern sinken buchstäblich zusammen unter der Last der Schuld, die ich trage. Ich gehe ohne jeden Frieden durch den Tag.“

6. „Ich bin ermattet und ganz zerschlagen, ich schreie aus dem Stöhnen meines Herzens“ (38,9). Die Rede ist von einem Stöhnen, das nicht geäußert werden kann; David sagte damit: „Ich jammere und stöhne, weil da ein ständiges Tosen in meinem Herzen ist.“

Was war dieses Tosen in Davids Seele? Es war ein Ächzen wegen eines verlorenen Friedens! Sünde hatte ihn seiner Freiheit beraubt. Er hatte alle Ruhe in Gott sowie alle Gunst und alle Segnungen Gottes verloren.

7. „… das Licht meiner Augen, auch das habe ich nicht <mehr>“ ( 38,11). David Sünde kostete ihn auch sein geistliches Unterscheidungsvermögen. Es ist eine Sache, Ihr eigenes emotionales Wohlbefinden, ihre körperliche Gesundheit, ihre Reputation zu verlieren. Aber das Schlimmste von allem ist, das Licht der Wahrheit zu verlieren – die Offenbarung Christi!

Mit jeder Aussage, die David in diesem Psalm macht, wird die Bürde der Sünde schwerer und schwerer. Er schaut zurück, beschreibt dabei die Beschwernis seiner Seele – und er warnt uns: „Du musst nicht denselben Weg gehen, den ich gewählt habe. Ich wurde schwach und zerbrochen wegen meiner Sünde. Ich verlor Gottes kostbare Gunst!“

Vor einigen Jahren war bei einer Bußkonferenz, die von unserem Dienst abgehalten wurde, ein sehr bekannter Evangelist anwesend. Während seines ganzen, jahrzehntelangen Dienstes hindurch hatte dieser Mann eine verborgene Sünde der Homosexualität beherbergt. Er war zu der Zeit etwa siebzig Jahre alt. Ich hatte ihn noch nie getroffen, bis zu dieser Konferenz. Er streckte seine Hand aus – und als ich sie erreichte, um sie zu schütteln, war das, wie einen toten Fisch anzufühlen. Ich sah in seine Augen – und er schien wie ein Toter. Er hatte kein wie auch immer geartetes Leben in sich. All sein Licht war weg – wegen des emotionalen Tributs verborgener Sünde. Und Licht repräsentiert Unterscheidungsvermögen!

Weil David sein geistliches Licht verloren hatte, verlor er auch die Fähigkeit, Sünder zurechtzuweisen. Seine Zunge wurde wegen seiner eigenen Sünde zum Schweigen gebracht: „Aber ich, wie ein Tauber, hörte nicht; und ich war wie ein Stummer, der seinen Mund nicht öffnete. So war ich wie ein Mann, der nicht hört, und in dessen Mund keine Zurechtweisungen sind“ (Psalm 38,13-14; a. d. englischen King James Version).

Der Apostel Paulus befahl Timotheus: „… überführe, weise zurecht, ermahne mit aller Langmut und Lehre!“ (2. Timotheus 4,2). Doch die Person, die ihre Sünde zudeckt, hört ein anderes Wort in ihrer Seele donnern: „Der du dich des Gesetzes rühmst, du verunehrst Gott durch die Übertretung des Gesetzes? Denn »der Name Gottes wird euretwegen unter den Nationen gelästert«, wie geschrieben steht“ (Römer 2,23-24).

Mit anderen Worten: „Wagst du es andere zu lehren, wie man lebt, wenn du verborgene Sünde in deinem eigenen Leben hast? Du lästerst Gottes Namen!“

Die Last, die David ein ganzes Jahr trug, kostete ihn viel. Sie zerbrach seine Gesundheit, plagte seinen Sinn und verwundete seinen Geist. Sie schuf Verwüstung in seiner Familie, Desillusionierung in Gottes Volk, Mokieren unter den Gottlosen. Schließlich schrie er heraus: „Denn ich bin nahe am Straucheln, und mein Schmerz steht mir ständig vor Augen“ (Psalm 38,18). Das hebräische Wort für „Straucheln“ hier bedeutet „fallen“. Er sagte dabei: „Ich stehe im Begriff, durch diese schwere Last des Kummers zu fallen.“

Nun, manche Christen könnten auf David in seiner Zeit des Aufruhrs schauen und denken: „Was für eine Tragödie Satan über David bringen konnte. Wie konnte dieser einst empfindsame Psalmist an den Rand des Fallens kommen? Gott musste schrecklich zornig auf ihn gewesen sein.“

Nein! Es war nicht der Teufel, der Davids Sünde so schwer machte – es war Gott! In seiner großen Barmherzigkeit erlaubte Gott diesem Mann, in die Tiefen zu sinken, weil er ihn die überaus große Sündhaftigkeit seiner Sünde sehen lassen wollte. Er machte Davids nicht bekannte Sünde so schwer, dass er sie nicht länger tragen konnte – und er wurde zur Buße getrieben!

Die Wahrheit ist, dass nur ein gerechter Mann wie David so stark von seiner Sünde betroffen sein konnte. Sehen Sie, sein Gewissen war immer noch empfindsam – und er spürte die stechenden Schmerzen jedes Pfeils der Überführung, den Gott in sein Herz schoss. Das ist es, warum David sagen konnte: „… mein Schmerz steht mir ständig vor Augen“ (38,18).

Und das ist das Geheimnis dieser ganzen Geschichte: David hatte einen göttlichen Kummer. Er bewahrte sich eine tiefe und kostbare Furcht Gottes. Er konnte eingestehen: „Ich sehe in diesem die disziplinierende Hand Gottes, die mich auf die Knie niederdrückt. Und ich bekenne, dass meine Sünde seinen Zorn verdient. All diese schlimmen Auswirkungen meiner verborgenen Sünde wurden durch meinen himmlischer Vater hervorgebracht!“

Der Schreiber der Klagelieder sagt: „Ich bin der Mann, der Elend sah durch die Rute seines Grimmes. Mich trieb er weg und ließ mich gehen in Finsternis und ohne Licht … Er … zerbrach meine Knochen, umbaute … mich … Er ließ mich wohnen in Finsternissen, wie die Toten der Urzeit. Er ummauerte mich, dass ich nicht herauskann; er legte mich in schwere, bronzene Ketten … Er vermauerte meine Wege mit Quadersteinen …“ (Klagelieder 3,1-9).

Der Punkt des Schreibers ist klar: Wenn wir mit verborgener Sünde leben, macht Gott selbst unsere Ketten so schwer, chaotisch und erschreckend, dass wir zu offenem Bekennen und tiefer Buße getrieben werden.

Denken Sie an Davids Beispiel: Er beging Ehebruch. Er arrangierte, dass ein treuer Soldat ermordet wurde, damit er Anspruch auf dessen junge Frau erheben konnte (und David hatte selbst bereits fünf Frauen). Er versteckte seine grauenhafte Dunkelheit ein ganzes Jahr lang und kam an den Rand des totalen Ruins. Er brachte Schande über Israel und den Namen seines himmlischen Vaters.

Doch selbst nach all diesem nannte Gott David „einen Mann nach seinem Herzen.“ Wie konnte das sein? Das Geheimnis wird in diesem Vers offenbart: „Ich bekenne meine Schuld; ich bin bekümmert wegen meiner Verfehlung“ (Psalm 38,19). Unmittelbar bevor David im Begriff stand zu fallen, demütigte er sich und tat Buße! Er rief: „Herr, ich habe genug! Ich kann diese Last nicht mehr tragen. Sie ist zu schwer für mich. Ich tue Buße – Ich bekenne freiheraus meine Sünde. Bitte, Gott, verlass mich nicht!“

„Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt und getan, was böse ist in deinen Augen; damit du im Recht bist mit deinem Reden, rein erfunden in deinem Richten … ich erkenne meine Vergehen, und meine Sünde ist stets vor mir … Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz … den Geist deiner Heiligkeit nimm nicht von mir!“ (Psalm 51,6.5.12.13).

Der Herr öffnete jedes Versteck im Leben Davids – um ihn zu einer vollen und kompletten Buße zu führen!

Nun möchte ich zu dem Christen sprechen, der in einer viel größeren Gefahr ist, als es David jemals in seinem am tiefsten erniedrigten Zustand war. Dies ist der Gläubige, der überhaupt keinen Zusammenhang mit Psalm 38 herstellen kann. Er weiß nichts von Kummer über Ungerechtigkeit, von der Beschwernis der Sünde, den einschlagenden Pfeilen des Gewissens – weil sein Herz durch Härte verkrustet ist!

Dieser Christ hat keine wahre Furcht des Herrn. Er kann ohne Reue sündigen. Nichts kann die Mauern seines gepanzerten Herzens durchdringen. Er nimmt seine Sünde leicht, nennt sie „nur ein kleines Problem in meinem Leben.“ Solch ein Christ ist in Gefahr, seinem verhärteten Herzen übergeben zu werden – total durch seine Sünde getäuscht!

Vor nicht langer Zeit schrieb eine sehr ehrliche Christin an unseren Dienst:

„Ich habe Angst! Ich habe dem Herrn eine Anzahl von Jahren gedient, aber in den letzten Jahren bin ich weggetrieben, werde Gott gegenüber kalt. Ich habe keine Bürde für verlorene Seelen, keine Dringlichkeit, zu beten oder die Bibel zu lesen. Eine geistliche Dunkelheit übernimmt mich. Doch was mich am meisten ängstigt, ist, dass ich nicht darüber besorgt bin, was mit mir geschieht. Es ängstigt mich, dass ich keine Angst habe!“

Wie viele Tausende von Christen sind über ihre Sünde nicht mehr betrübt? Eine Vielzahl entschuldigt heute ihre hartnäckigen Gewohnheiten, wobei sie denken: „Das ist nur eine einfache, menschliche Schwäche. Ich kann mir dieses eine Laster leisten.“

Nein – niemals! Der Prophet Hesekiel gibt eine sehr lebendige Illustration davon, was mit einem Volk geschieht, das seine Sünde leicht nimmt. In diesem Bericht kamen die siebzig Ältesten Judas zu Hesekiel, um ein Wort vom Herrn zu empfangen. Diese Männer standen alle im Dienst am Tempel, und als sie sich mit dem Propheten zur Anbetung versammelten, wurde Hesekiel eine erstaunliche Vision gegeben:

„… Ich saß in meinem Haus, und die Ältesten von Juda saßen vor mir, und dort fiel die Hand des Herrn, HERRN, auf mich. Und ich sah: und siehe, eine Gestalt mit dem Aussehen eines Mannes: von seinen Hüften an abwärts Feuer ... wie das Aussehen eines Glanzes, wie das Funkeln von glänzendem Metall.

Und er streckte etwas wie eine Hand aus und nahm mich beim Haarschopf meines Kopfes. Und der Geist hob mich zwischen Erde und Himmel empor und brachte mich in Gotteserscheinungen nach Jerusalem …“ (Hesekiel 8,1-3).

Der Heilige Geist fiel auf diese Versammlung und Gottes heiliges Feuer erfüllte den Ort mit Licht: „Und siehe, dort war die Herrlichkeit des Gottes Israels …“ (8,4).

Nun, wir wissen, dass, wann immer die feurige Gegenwart Gottes in einer Versammlung erscheint, Sünde immer aufgedeckt wird. In der Tat, beachten Sie, wie sich die Herrlichkeit des Herrn auf Hesekiel auswirkte: In dieser Vision erhöhte ihn Gott hoch über den Tempel, hängte ihn über alles. Und er öffnete Hesekiels Augen für die Herzensgeheimnisse der siebzig Ältesten.

Plötzlich sah der Prophet, dass der Sinn dieser Männer angefüllt war mit „… allerlei Abbilder(n) von Kriechtieren und Vieh: Abscheuliche(m) …“ (8,10). Er beschreibt dabei dämonische Festungen und üble Wesen. Und sie hatten das Haus Gottes durch den Dienst infiltriert!

Doch da saßen diese siebzig Ältesten, ruhig und friedlich. Sie erschienen wie Anbeter, die Führung vom Herrn suchten, zeigten Respekt vor dem prophetischen Amt Hesekiels. Aber in Wahrheit deckten sie eine geheime, versteckt Sünde zu!

Sehen Sie, diese Männer waren durch die äußerlichen Anbetungsprozeduren des Tempeldienstes gegangen – Lämmer tötend, ihre Hände waschend und den heiligen Ort betretend. Doch in Wirklichkeit gehörten sie alle zu einer geheimen Gemeinschaft von Sonnenanbetern. Sie beschäftigten Prostituierte im Tempel, die vor Tammus weinten, dem Gott der Fruchtbarkeit. Und als Teil des Anbetungsrituals beteiligten sich diese angeblich gottgefälligen Ältesten an Unzucht.

Das Schlimmste von allem: Diese Männer waren nicht von ihrem grauenhaften Götzendienst überführt. Jetzt, als Gottes feurige Gegenwart den Raum erfüllte, saßen sie lediglich bequem da, unfähig eine Sache zu hören oder zu sehen – total unbewegt. Wie konnte das sein, fragen Sie? Es gibt nur einen Grund: Sie sahen ihre Ungerechtigkeit als trivial an. Sie entschuldigten sie als keine große Angelegenheit!

Der Herr fragte Hesekiel: „… Ist es dem Haus Juda zu wenig, die Gräuel zu verüben, die sie hier verüben? …“ (Hesekiel 8,17). Gott sagte dabei: „Diese Männer sind so unbewegt, weil sie Sünde nicht so sehen wie ich sie sehe – als überaus sündig. Für sie ist das nur ein Scherz!“

Die siebzig Ältesten hatten sich selbst überzeugt, dass Gott wegen ihrem Götzendienst zwinkern würde: „...Denn sie sagen: »Der HERR sieht uns nicht …«“ (8,12). Doch Gott macht eine kraftvolle Aussage über sie. Er sagt Hesekiel: „... siehe, sie halten den Ast an ihre Nase“ (8,17).

Dieser Vers beschreibt eine antike Geste der Verachtung. Die Israeliten würden einen Zweig hochheben, ihn abbrechen, sich ihn unter die Nase halten und ihn dann verdrehen. Das moderne Äquivalent dafür wäre, zu jemandem eine lange Nase zu machen, als ob man sagte: „Das hier ist für dich!“

Gott sagt dabei von diesen Männern: „Ihr sitzt in meinem Haus, hört gesalbtes Predigen und erlebt meine manifeste Gegenwart – und doch bedeckt ihr eure Sünde, als wäre sie eine kleine Sache. Ihr wollt meinem Geist nicht erlauben, euch zu überführen. Ihr macht mir nur eine lange Nase.“

Diese Ältesten waren nicht wie David, der durch seine Sünde schwer beladen war. Sie spürten keine Pfeile zerschlagender Überführung, keinen Verlust physischer Stärke, keinen emotionalen Schmerz. Sie hatten kein inneres Tosen oder Stöhnen. Stattdessen wurden sie von etwas, was Moses als „falschen Frieden“ bezeichnete, getäuscht:

„... und es begibt sich, wenn er die Worte dieses Fluches hört, dass er sich in seinem Herzen segnet, sagend: Ich werde Frieden haben, obwohl ich in der Einbildung meines Herzens wandle, um dem Durst Trunkenheit hinzuzufügen“ (5. Mose 29,19; a. d. englischen King James Version). Mit anderen Worten: „Eine getäuschte Person ist wie ein Trinker – sie hat jede Fähigkeit, zu unterscheiden verloren. Sie kann nicht einmal zwischen Durst und Trunkenheit unterscheiden!“

Sind Sie durch ihre hartnäckige Sünde beunruhigt und betrübt? Hält es Sie innerlich am Sieden, wobei es Ihnen schlaflose Stunden, emotionalen Schmerz, Kummer, Schuldgefühl und Verzweiflung bereitet? Empfinden Sie, dass Sie am Rand des Fallens unter der schweren Last von dem allen sind?

Schreit Ihr Herz auf: „Herr, meine Sünden sind mir über den Kopf gewachsen, jenseits meines Verständnisses. Doch ich weiß, alle meine Schwierigkeiten kommen aus deiner züchtigenden Hand. O Gott, ich möchte nicht länger ein Sklave meiner bösen Gewohnheiten sein. Bitte – gib mir meine Freiheit zurück!“

Wenn dies Ihr Gebet ist, dann sind Sie auf ihrem Weg der Heilung und Erlösung. Sehen Sie, als David Buße tat, war er schließlich dazu fähig, das Licht am Ende des Tunnels kurz zu sehen. Hören Sie sich sein triumphales Gebet an:

„So tat ich dir kund meine Sünde und deckte meine Schuld nicht zu. Ich sagte: Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen; und du, du hast vergeben die Schuld meiner Sünde ... Du bist ein Bergungsort für mich; vor Bedrängnis behütest du mich; du umgibst mich mit Rettungsjubel“ (Psalm 32,5.7).

Lieber Heiliger, liebe Heilige, Sie können zu Ihrem Jubel und Ihrer Freude zurückgelangen. Bekennen Sie Ihre Sünde einfach und entsagen Sie ihr – und der Herr wird Ihnen verzeihen und Sie erlösen. Wie der Vater des verschwenderischen Sohnes ist er bereit, Ihren Nacken zu küssen, Sie in ein Gewand der Gerechtigkeit zu kleiden und vor Ihnen ein großes Festmahl auszubreiten. Dann werden Sie in der Lage sein, mit David zu bezeugen:

„Viele Schmerzen hat der Gottlose; wer aber auf den HERRN vertraut, den umgibt er mit Gnade. Freut euch an dem HERRN und jauchzt, ihr Gerechten, und jubelt, alle ihr von Herzen Aufrichtigen!“ (Psalm 32,10-11).

Halleluja!

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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.