Der Schmerz Gottes

Gemäß der Schrift sollen wir niemals von Gott als einem kalten, gefühllosen Vater denken. Unser Gott fühlt tief! Er ist berührbar. Sein Herz kann bewegt werden. Tatsächlich wird Er von den Gefühlen unserer Schwachheiten berührt (siehe Hebräer 4,15).

Gott empfindet nicht nur Schmerz, sondern ist genauso bekümmert. Sie erinnern sich daran, dass Jesus an Lazarus‘ Grabe weinte. Hier ist ein Bild vom weinenden Gott im Fleisch! Es zeigt uns, dass unser Herr mit uns fühlt und mit uns weint. Schließlich sagte Jesus: „... Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen ...“ (Johannes 14,9).

Einen weiteren kurzen Einblick in Gottes Schmerz fangen wir im Garten von Gethsemane ein. Nur Stunden bevor die Wachen kamen, um Jesus dem Hohepriester zu überliefern, weinte Er so heftig und gefühlsstark, dass sich Blut mit Seinen Tränen mischte. Gott war im Schmerz wegen der Sünden der Menschheit!

Haben Sie sich jemals gefragt, warum Jesus im Garten weinte – warum Er solch einen Schmerz in Seinem Herzen hatte? Es war nicht wegen den Schmerzen, denen Er sich am Kreuz gegenübersehen würde. Nein, Jesus verlangte nicht danach, den Kelch zurückzuweisen.

Vielmehr, glaube ich, schaute Jesus durch all die Jahre der Menschheit hindurch bis zu Seiner Wiederkunft. Und während Er durch diese Jahre schaute, sah Er das Unvorstellbare. Er sah eine Vielzahl von Menschen Sein freies Angebot der vollen, vollständigen Erlösung ablehnen. Er sah den Schmerz und das Leid, denen sie sich als Ergebnis dieser Ablehnung gegenübersahen.

Jesus heulte nicht: „Ich stehe im Begriff, Mein Blut zu vergießen und durch solche Schmerzen gehen – doch ihr werdet Mich ablehnen! Ich werde mit euch am Gerichtstag abrechnen. Ihr werdet einen kommenden Bezahltag haben!“

Nein! Jesus weinte über die Multimillionen, die noch kommen sollten – jene, die von Seinem freien Angebot der Rettung, Gunst, Segnung und Salbung hören – und von nichts davon Gebrauch machen würden. Christus war am Weinen, dass so viele verloren sein würden, obwohl sie doch ein Heilmittel so sehr zur Verfügung hatten.

Dies ist der Schmerz Gottes! Es ist der Schmerz, den die Menschheit über sich selbst bringt. Jesus trug nicht nur unsere Sünden an das Kreuz. Er trug auch den Schmerz der ganzen Welt!

Hier in New York City treffen wir überall Leute, die nervös sind, deprimiert. Wir begegnen Drogensüchtigen, Alkoholikern und heimatlosen Leuten, die außerhalb der Türen unserer Kirche sitzen. All diesen Menschen wird das Evangelium frei gepredigt – und doch lehnen es viele ab!

Im Garten machte sich Jesus mit seinen Gott-Augen ein Bild über die großen Massen der Menschheit und all ihren Schmerz. Und in jenem Moment wurde alles auf ihn gehäuft – Ihr Schmerz, mein Schmerz, der Schmerz jeder Person, die Ihn zu irgendeiner Zeit ablehnen würde.

Doch ich glaube auch, dass Jesus aus einem weiteren Grund Herzenskummer hatte. Er wusste, die Menschen würden sich über Ihn mokieren, ihn lächerlich machen und Ihn zum Lied der Trinker machen. Und es schmerzte ihn wegen der Gerechtigkeit, die allen zuteilwerden würde, die Sein Opfer zurückwiesen!

Als Christus Seinen Jüngern sagte, „... Also nicht eine Stunde konntet ihr mit mir wachen?“ (Matthäus 26,40), war das, glaube ich, aus dem Schmerz heraus. Er tadelte sie nicht. Vielmehr schmerzte es ihn, weil Er wusste, dass ihr Fleisch schwach war. Und Er wusste, was ihre Schwachheit über sie bringen würde.

Gleich im nächsten Vers sagte Jesus: „... der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber schwach“ (26,41). Mit Seinen allwissenden Augen sah Jesus voraus, wie die Jünger Ihn verlassen und fliehen würden. Er sah ihre Leere und ihren Schmerz voraus, nachdem sie Ihn zurückgewiesen hatten, und ihre Rückkehr zu ihrem vorherigen Leben als Fischer.

Er wusste, dass die Ereignisse, die folgen sollten, Petrus zu einer Verleugnung Ihm gegenüber bringen würden. Jesus sah den einst kühnen Jünger in die Berge laufen und schreien: „Wie konnte ich Jesus verleugnen? Wie konnte ich solch eine grauenhafte Sache tun?“

Also, als Jesus zu diesen Männern sagte: „Konntet ihr nicht mit Mir wachen?“, sagte Er dabei nicht: „Ich brauche einen Kumpel in Meinen Zeiten der Versuchung.“ Nein – Er war Gott! Er brauchte nicht irgendjemanden, um Ihm beizustehen und Ihn zu ermutigten.

Vielmehr war Jesus im Schmerz wegen Seiner Jünger. Er sagte dabei im Wesentlichen: „Wenn ihr nicht mit Mir wacht, werdet ihr nicht vorbereitet sein. Ihr werdet nicht in der Lage sein, das zu handhaben, was am Kommen ist!“ Er erkannte die Apostasie, die in ihrem Herzen aufkommen würde, weil sie zu träge waren, sich selbst zu gürten. Und der Gedanke an daraus folgendes Leiden brachte Seinem Herzen großen Schmerz.

Glauben Sie keinen Augenblick lang, dass Jesus wegen Judas nicht bekümmert war. Nichts in Seinem Herzen konnte diesen Mann einfach verwerfen und sagen: „O, Teufel, geh, tu dein Werk!“ Vielmehr glaube ich, dass Jesus innerlich weinte, während Judas aus dem Obersaal ging, um Ihn zu verraten.

Christi allwissende Augen sahen im Voraus diesen Jünger dreißig Silberstücke auf den Boden werfen und schreien: „Ich habe den lebendigen Gott verraten!“ Und sicher fühlte Jesus Judas‘ Kummer während jener gequälte Mannes hinausging, um sich aufzuhängen.

Ich möchte mit Ihnen etwas teilen, was der Herr meinem Herzen kürzlich offenbarte:

Jedes Mal, wenn wir gegen Gott sündigen, verlangt Seine Gerechtigkeit, dass er Seine Kinder züchtigt. Doch dies ist Gottes schmerzlichstes Werk – Gericht über jene zu bringen, die Seine Gesetze brechen!

„Denn ich habe kein Gefallen am Tod dessen, der sterben muss, spricht der Herr, HERR. So kehrt um, damit ihr lebt!“ (Hesekiel 18,32).

Gott sagt: „Denkst du, ich finde Gefallen daran, wenn Menschen sterben – selbst die bösen Leute? Niemals! Ich bekomme kein Gefallen am Untergang irgendeines Sünders.“

Jesus fand kein Gefallen an Judas’ Tod. Er weidete sich nicht daran und sagte: „Seht, was mit Verrätern geschieht!“ Auch bekommt der Herr kein Gefallen am Tod oder der Zerstörung von Drogenschiebern, Abtreibungsärzten, selbst Mördern. Er ist nicht glücklich, wenn irgendjemand in Sünde stirbt.

Doch wie unterscheiden wir uns da vom Herrn in dieser Angelegenheit! Wir falten unsere Hände und sagen: „Danke, Herr – Du hast Dich mit jenem Üblen befasst.“ Wir fühlen nichts von Gottes Schmerz, wenn ein Sünder fällt!

Sie mögen fragen: „Aber sagt Gott nicht in Sprüche 1,26: ‚so will auch ich bei eurem Unglück lachen‘?“

Nein! Der Kontext dieser Passage beginnt in Vers 20. Er liest sich: „Die Weisheit schreit draußen; auf den Plätzen lässt sie ihre Stimme erschallen ... spricht ...: Bis wann, ihr Einfältigen, wollt ihr Einfalt lieben? ...“ (1,20-22). Die Weisheit ist in Vers 26 noch am Sprechen, der sich liest: „so will auch ich bei eurem Unglück lachen ...“

Es ist die Weisheit – nicht Gott – die sich über die Sünder mokiert. Diese Stelle spricht jene an, die alle Weisheit zur Seite werfen und sich über ihren Rat mokieren. Sehen Sie, da ist ein Gesetz involviert – ein festes Prinzip Gottes – das wir Weisheit nennen. Wenn Sie über die Straße gehen, wenn das rote Licht leuchtet und von einem Wagen angefahren werden, mokiert sich die Weisheit, die in jener Ampel gegenwärtig ist, über Ihr Unglück.

Gott könnte niemals über das Unglück selbst der bösesten Person lachen. Er kann sich nicht über jene mokieren, die von ihren Sünden zerstört werden. Im Gegenteil, Er sagt uns, Er hat kein Gefallen am Tod irgendeines Sünders.

Doch Seine Weisheit schreit zu jedem. Sie schreit auch jetzt gerade zu Menschen auf den Straßen außerhalb der Times Square Kirche. Jene, die die Stimme Gottes hören sollten – die sich stattdessen über jene Weisheit mokieren – werden von der Weisheit am Gerichtstag verspottet werden. Zu jener Zeit wird die Weisheit herausschreien: „Wie töricht ihr gewesen seid!“ „Dann rufen sie mich, doch ich antworte nicht, <dann> suchen sie mich, doch sie finden mich nicht“ (1,28).

Doch dasselbe Kapitel in den Sprüchen bietet auch Hoffnung an. Es offenbart Gottes Herz im letzten Vers:

„Doch wer auf mich hört, wird sicher wohnen, kann ruhig sein vor des Unglücks Schrecken“ (1,33).

„Und als er sich näherte und die Stadt sah, weinte er über sie und sprach: Wenn auch du an diesem Tag erkannt hättest, was zum Frieden <dient>! Jetzt aber ist es vor deinen Augen verborgen. Denn Tage werden über dich kommen, da werden deine Feinde einen Wall um dich aufschütten und dich umzingeln und dich von allen Seiten einengen; und sie werden dich und deine Kinder in dir zu Boden werfen und werden in dir nicht einen Stein auf dem anderen lassen, dafür, dass du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast“ (Lukas 19,41-44).

Wer weint hier? Es ist Jesus – Gott im Fleisch!

Er stand nicht auf einer Apfelsinenkiste, zeigte mit Seinem Finger und rief: „Eines Tages wird eine Armee kommen und eure Frauen und Kinder töten!“

Nein – Jesus weinte, während Er prophezeite. Er schaute vierzig Jahre voraus auf die Zeit, in der Titus mit seiner Arme in Jerusalem einfallen, die Stadt vergewaltigen und den Tempel zerstören würde. Es würde ein Holocaust sein über alle Holocausts hinaus. Und während Jesus dies voraussah, weinte Er über die Stadt.

Die Einwohner Jerusalems würden Ihn in Kürze ablehnen – Ihn anspucken, sich über Ihn mokieren, auf Ihn schimpfen, Seinen Namen verfluchen, Ihn kreuzigen. Doch hier war Er, im Schmerz über sie weinend – denn Gottes Gerechtigkeit verlangte Verurteilung! Gerechtigkeit würde eine heidnische Armee in ihre Straßen bringen – und Männer, Frauen und Kinder würden unbarmherzig erschlagen werden.

Doch ich glaube, Jesus weinte auch über das, was Jerusalem hätte erfahren können: Eine Heimsuchung Gottes. Sie hätten Segnungen, Vergebung, ein neues Herz haben können. Doch sie lehnten das alles ab! Der nächste Vers erzählt uns, warum Jesu Schmerz so groß war:

„Und als er in den Tempel eingetreten war, fing er an, die Verkäufer hinauszutreiben, und sprach zu ihnen: Es steht geschrieben: »Mein Haus ist ein Bethaus«; ihr aber habt es zu einer »Räuberhöhle« gemacht“ (19,45-46).

Jesus ging mit einer Peitsche in den Tempel und trieb alle Geldwechsler hinaus. Warum dieses ernsthafte Geißeln? Er tat es, weil Er wusste, dass dies genau die Sünden waren, die das kommende Gericht beschleunigen würden!

Jesus fühlte den Schmerz dieses grauenhaften Zukunftsszenarios. Er hörte all die Schreie der Frauen, die Messer in ihren Bäuchen stecken haben würden. Er hörte das Kreischen der Kinder, die durch Titus‘ Armee mit Füßen zertrampelt würden. Und er war bekümmert, während er Stein um Stein aus dem Tempel heruntergezogen werden sah.

Jesus sah alles davon voraus und sagte: „Versteht ihr Geldwechsler nicht? Was ihr tut, bringt Gottes Urteil herab!“ Gott war im Schmerz über Sein erwähltes Volk – weil ihre Sünde sie zerstören würde!

Es mussten Tränen in Jesu Augen gewesen sein, als Er mit der Peitsche knallte. Ich glaube nicht, dass ein einziger Schlag irgendjemanden im Tempel traf. Stattdessen traf sie Tische und Karren, knallte in der Luft. Er nutzte diese Peitsche als eine Rute der Liebe. Dies war Seine Art zu sagen: „Wacht auf! Ihr zwingt Gott, das auf euch zu bringen, was Ihn am meisten schmerzt!“

Lassen Sie mich Ihnen einen weiteren kurzen Einblick in Gottes Schmerz geben:

„Da sprach der HERR zu Mose: ... dein Volk, das du aus dem Land Ägypten heraufgeführt hast, hat schändlich gehandelt ...

Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht, sind vor ihm niedergefallen, haben ihm geopfert ... Ich habe dieses Volk gesehen, und siehe, es ist ein halsstarriges Volk. Und nun lass mich, damit mein Zorn gegen sie entbrenne und ich sie vernichte ... Mose jedoch flehte den HERRN, seinen Gott, an und sagte: Wozu, HERR, entbrennt dein Zorn gegen dein Volk, das du mit großer Kraft und starker Hand aus dem Land Ägypten herausgeführt hast?

Wozu sollen die Ägypter sagen: In böser Absicht hat er sie herausgeführt, um sie im Gebirge umzubringen und sie von der Fläche des Erdbodens zu vertilgen? Lass ab von der Glut deines Zornes und lass dich das Unheil gereuen<, das du> über dein Volk <bringen willst>! ... Da gereute den HERRN das Unheil, von dem er gesagt hatte, er werde es seinem Volk antun“ (2. Mose 32, 7-14).

Beim Lesen dieser Passage schreiben viele Christen Moses mehr Gnade und Barmherzigkeit zu als Gott. Sie denken: „Moses fleht um großzügige Barmherzigkeit gegenüber Israel, während Gott bereit ist, sie zu zerstören.“

Nichts könnte weiter von der Wahrheit weg sein! Es gab da nur einen Grund, aus dem Moses so beten konnte wie er es hier tat: deshalb, weil er Gottes Herz der Barmherzigkeit kannte!

Sehen Sie, Gott sprach hier aus Seiner Gerechtigkeit heraus – und die Gerechtigkeit verlangte, dass dieses Volk verzehrt würde. Aber Moses wusste, dass es Gott zu sehr schmerzen würde, Seine Kinder zu zerstören. Er wusste, dass Gott dieses Volk liebte. Also flehte er: „HERR, ich weiß, dass Deine Gerechtigkeit aufschreit, und Du musst sie geltend machen. Dieses halsstarrige Volk sollte ausgelöscht werden.“

„Aber ich weiß auch etwas anderes, HERR. Es ist das, dass Du den Schmerz nicht durchstehen könntest, wenn Du es tätest! Du magst 10.000 oder 20.000 vernichten – doch je mehr Du vernichtest, desto größeren Schmerz wirst Du haben. Ich kenne Dein Herz, Gott – und ich weiß, Du kannst Israel nicht vernichten, weil Du es liebst!“

Die Bibel sagt, es „gereute“ Gott – was bedeutet, Er änderte seinen Sinn darüber, wie Er Israel richten würde. Er würde sie nicht vernichten. Stattdessen würden die Leute in der Wildnis dahinschwinden. Doch Gott nahm niemals Seine Barmherzigkeit ihnen gegenüber weg. Obwohl das Volk fortfahren würde, Sein Herz für weitere achtunddreißig Jahre mit ihrem Unglauben zu peinigen, wollte der Herr sie noch beschützen, leiten, speisen und kleiden, bis zu ihrem Todestag.

Ich frage mich, wie viele Male der Herr Hiob sah und danach verlangte zu sagen: „Genug! Ich kann Meinem Knecht keinem weiteren von diesen grauenhaften Schmerzen unterziehen. Ich muss das beenden!“

Wenn Sie denken, Hiob litt, dann müssen Sie wissen, wie sehr Gott mit ihm litt. Ich stelle mir Gott zu ihm sagend vor: „Schaffe es noch hindurch, Hiob, und ich werde dir alles zurückgeben, was du verlorst – anderthalbmal.“ Endlich, als Hiobs Leiden vorüber war, sagte Gott: „Ich werde dir alles verdoppeln, Hiob! Ich werde dir doppelt so viel geben wie du vorher hattest!“

Wir sehen Gottes Schmerz, als er David Gerechtigkeit zuteilwerden ließ wegen der Zählung Israels. Gott hatte David befohlen, das Volk nicht zu zählen, damit er niemals versucht sein würde, sich auf den Arm des Fleisches zu verlassen.

Doch David tat genau das, was Gott ihm verboten hatte. Und das schmerzte Gottes Herz:

„Und diese Sache war böse in den Augen Gottes, und er schlug Israel“ (1. Chronik 21,7).

Gott musste David richten. Der König war stolz darauf gewesen, einen Überfluss an mächtigen Kämpfern zu haben. Also sandte der HERR einen Engel, um seine Gerechtigkeit zuteilwerden zu lassen, indem er Israel durch Pest erschlug. Schon bald starben die stolzen Leute wie die Fliegen.

David hörte zu, als Boten ihm furchtbare Berichte brachten – 10.000 Tote in Hebron; 5.000 Tote in Benjamin; 6.000 Tote in Juda. Die Todeszahlen nahmen weiter zu.

Binnen kurzem waren 70.000 Israeliten tot. Der Todesengel war durch das Land auf und ab gegangen und hatte links und rechts Menschen erschlagen. Und nun stand er über Jerusalem, mit gezücktem Schwert, bereit, zuzuschlagen. Der Rest von Davids mächtigen Kämpfern stand am Rand der totalen Vernichtung!

Gott schlug nach dem Herzstück von Davids Stolz. Er versuchte diesen Mann zu retten – ihn vor dem Feind seiner Seele zu retten. Die Schrift sagt uns:

„... Da fielen David und die Ältesten, in Sacktuch gehüllt, auf ihr Angesicht“ (21,16).

Als David von all den Toten in Israel hörte, fiel er in Buße auf seine Knie. Er heulte: „Oh Gott, es ist mein Fehler! Diese Leute sind unschuldig. Bitte, Herr, verschone sie. Lege dein Urteil auf mich!“

Gott konnte es nicht ertragen, Davids Schmerz irgend länger zu fühlen. Schließlich schrie Er zu dem Engel: „Genug! Nimm dein Schwert weg. Der Schmerz ist zu viel für Mich!“

„Und der HERR sprach zu dem Engel, und der steckte sein Schwert wieder in seine Scheide“ (21,27).

Es war als ob Gott dabei sagte: „Wenn ich der Gerechtigkeit erlaube weiterzumachen, werde ich nicht in der Lage sein, dem schrecklichen Schmerz Davids standzuhalten. Er wird an einem gebrochenen Herzen sterben!“

Hier ist ein unfassbares Bild von Gottes Herzschmerz. David hatte Ihn betrübt, und Gottes Gerechtigkeit verlangte Züchtigung. Aber Gott stand nicht sich ergötzend über David: „Hast du deine Lektion doch noch gelernt?“ Nein – Davids Tränen hatten Gottes zärtliches Herz erreicht! Der Herr fühlte Davids Schmerz, berührt vom Gefühl seiner Schwachheit. Und Er sagte: „Genug!“

Der erste Teil dieses schrecklichen „Doppelschmerzes“ Gottes ist der, wenn wir in Seiner Gegenwart sündigen, gegen Sein Licht und Seine Liebe.

Doch es ist nicht nur die Sünde selbst, die Gott bekümmert. Es ist, dass Er weiß, dass die Konsequenzen unsere Sünde bald folgen werden. Gott kennt den Preis, den wir bezahlen werden: Unsere Sünde wird uns in Kummer und Elend treiben. Und das schmerzt Sein Herz sehr.

Der zweite Teil des „Doppelschmerzes“ Gottes ist, dass unsere Sünde Ihn veranlasst, Sein Wort zu halten indem er uns richtet. Er muss wie ein liebender Vater dabeistehen und unseren Schreien der Qual zuhören, während er uns züchtigt – alles in der Absicht, einen gottgefälligen Charakter in uns zu erzeugen.

Es ist nicht lange her, als ich in eine Krise geriet – an das Ende meines Seils. Ich hatte gehört, dass verleumderische Dinge über mich und einen Ko-Pastor gesagt wurden, der mit uns in der Times Square Kirche dient. Es war furchtbarer, verletzender Tratsch. Ich konnte nicht glauben, dass Leute einige dieser Dinge sagten, wie sie es taten. Das alles verletzte mich so schlimm.

Nachdem dies eine ganze Weile weitergegangen war, begann ich, Gott an Sein Wort zu erinnern:

  • „Ein falscher Zeuge bleibt nicht ungestraft, und wer Lügen vorbringt, geht zugrunde“ (Sprüche 19,9).
  • „... Ein Lügner gibt Gehör einer unanständigen [tratschenden] Zunge“ (Sprüche 17,4; a. d. englischen King James Version).
  • „Wer als Verleumder umhergeht, gibt Anvertrautes preis; wer aber zuverlässigen Sinnes ist, hält die Sache verborgen“ (Sprüche 11,13).
  • „Mag sich der Hass verbergen in Täuschung, seine Bosheit wird <doch> in der Versammlung enthüllt werden“ (Sprüche 26,26).

Nach einiger Zeit schrie ich in der Verzweiflung auf: „O Gott, wie lange willst Du das noch weitergehen lassen? Die Lügen ändern sich stets so sehr, dass ich nicht einmal weiß, wie sie von Tag zu Tag sind. Ich kann es nicht bekämpfen. Du bist mein Verteidiger, Herr – und Du sagst, dass Du Deine Leute rächen wirst. Aber ich sehe nicht, dass Deine Gerechtigkeit zuteilwird. Bitte, Herr – wie viel mehr muss ich hinnehmen, bevor Du Dich bewegen wirst?“

Als ich an all die über mich kommende Verleumdung dachte, begann ich an andere belagerte Pastoren und Diener zu denken. Es sind heute so viele Heilige da – heilige, gerechte Leute – die furchtbare Prüfungen aushalten müssen, weil üble Worte von Arbeitskollegen, Familie, sogar Freunden gegen sie ausgesprochen werden.

„Warum, Herr?“ betete ich. „Wo sind Deine gerechten Urteile? Warum erlaubst Du weiterhin, dass Deine Leute verletzt werden? Warum wartest Du so lange damit, Gerechtigkeit herbeizuführen?“

Der Herr antwortete: „David, ich bin barmherzig, langmütig und langsam zum Zorn, weil es Mich schmerzt, Meine Gerechtigkeit zuteilwerden zu lassen. Wenn du Meinen Schmerz fühlen könntest, würdest du niemals begehren mein Urteil herabkommen zu sehen. Du würdest verstehen, warum ich so lange damit warte, es herabzubringen!“

Dann zeigte mir Gott ein furchterregendes Bild der Gerichte, die Er über jene senden muss, die gegen Sein Wort sündigen. In der Tat, furchtbare Dinge werden jene heimsuchen, die in ihrer Sünde des Tratsches und der Verleumdung fortfahren.

Doch der Gedanke an göttliche Vergeltung – an ein auf jemanden fallendes Urteil – überwältigte mich. Ich schrie auf: „Oh, Herr, richte nicht um meinetwillen! Bitte tu dies nicht, selbst an jenen, die mich verletzt haben. Tu es nicht, um mich zu rechtfertigen!“

Ich fühlte Gottes Schmerz – Seinen Widerwillen zu richten! Und jener Schmerz hielt etwa fünfzehn Minuten in meinem Herzen an.

Dann sprach der HERR zu mir: „David, du weißt wie schmerzhaft es ist, deine Kinder zu disziplinieren, weil du sie liebst. So ist es auch für Mich. Es schmerzt mich, mein Urteil zuteilwerden zu lassen und jene zu züchtigen, die ich liebe!“

Ich kann mich lebhaft an vier oder fünf Beispiele der sehr schweren Züchtigung durch den Herrn erinnern. In jenen Zeiten pflegte ich zu sagen: „O, Gott, dies ist schmerzhaft! Ich möchte niemals wieder durch irgendetwas wie dieses hindurchgehen.“

Und nun sagte mir Gott: „David, Ich wollte auch nicht wieder durch es hindurchgehen. Es schmerzte mich, danebenzustehen und dich verletzt sein zu lassen. Ich tat das alles widerwillig. Ich hatte kein Gefallen daran. Es war Kummer für mein Herz. Und doch musste es getan werden – weil Ich dich liebe!“

Gott hat mir auf harte Weise gezeigt, dass ich mich niemals über die Züchtigung eines anderen freuen sollte. Doch möge der Herr für die Christen Barmherzigkeit haben, die sich über die Züchtigung eines Anderen freuen:

„Wenn dein Feind fällt, freue dich nicht, und wenn er stürzt, jauchze dein Herz nicht“ (Sprüche 24,17).

Sie dürfen nicht nur niemals froh sein, wenn Gott seine Urteile zuteilwerden lässt. Sie müssen auch Gottes Schmerz fühlen, während Er sie zuteilwerden lässt! Sie können sich nicht einfach in der Gegenwart eines Meisters freuen, der weint, während er peitscht, vor einem Christus, dessen Herz gebrochen ist.

Gottes Urteile über andere sollte uns das Herz brechen. Es sollte sie zum Herausschreien bringen: „O Gott, genug! Bitte – lass Deinen Engel sein Schwert zurückziehen.“

„Alle Züchtigung scheint uns zwar für die Gegenwart nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein; nachher aber gibt sie denen, die durch sie geübt sind, die friedvolle Frucht der Gerechtigkeit“ (Hebräer 12,11).

Gott redet hier über Sein eigenes Herz, wie auch über unseres. Seine Züchtigungen sind für Ihn nicht freudvoll, sondern betrüblich und schmerzhaft!

Doch wenn Gott einzieht, um zu richten, schwebt Er über Seinen Kindern, während er sie züchtigt. Während Er einen Hieb nach dem anderen bringt, wartet er, um zu sehen, ob der letzte Hieb eine Träne hervorgebracht hat. Er schaut nach dem leisesten Anzeichen von Kummer und Buße. Und beim ersten Anzeichen davon lässt er damit nach! Er verlangt danach, zu sagen: „Genug – nicht noch mehr! Es schmerzt Mich zu sehr!“

Geliebte, Sie müssen diese Angelegenheit des Schmerzes Gottes in den Griff bekommen. Sie müssen sich selbst züchtigen – um Ihre Gedanken in Gefangenschaft zu bringen, und sagen: „O Herr, lass mich für meine Feinde beten – für jene, die versuchen, mich zu verletzen!“

Gott liebt den bösesten, widerwärtigsten Sünder auf der Straße. Und wenn Er diese Person liebt, wie viel mehr liebt er den Christen, der Sie verletzt und sich Ihnen zum Feind gemacht hat?

Vielleicht haben Sie inzwischen eine Vorstellung davon, wie entfernt wir vom Herzen Gottes sind. Wir haben noch so viel über Sein Herz zu lernen. Nein, Er erfreut sich nicht an Seinem Gericht. Er hat kein Gefallen an der Zerstörung des Bösen, noch an der Züchtigung Seiner Kinder. Im Gegenteil, es schmerzt Ihn furchtbar.

Lassen Sie mich Ihnen sagen, woran sich Gott erfreut:

„Wer ist ein Gott wie du, der Schuld vergibt und Vergehen verzeiht dem Rest seines Erbteils! Nicht für immer behält er seinen Zorn, denn er hat Gefallen an Gnade. Er wird sich wieder über uns erbarmen, wird unsere Schuld niedertreten. Und du wirst alle ihre Sünden in die Tiefen des Meeres werfen“ (Micha 7,18-19).

Dank sei Gott für sein großes Mitgefühl, für alle verfügbar. Er erfreut sich an Barmherzigkeit.

Halleluja!

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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – in Anlehnung an die Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.