Das Evangelium der Gnade

„Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir im Glauben auch Zugang erhalten haben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns aufgrund der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes ... Denn wenn durch die Übertretung des einen der Tod durch den einen geherrscht hat, so werden viel mehr die, welche den Überfluss der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den einen, Jesus Christus“ (Römer 5,1-2.17).

Erinnern Sie sich, wie Ihr Leben war, bevor Sie sich Jesus hingaben? Sie waren ein in Blindheit lebender Feind Gottes, eine verlorene Seele ohne Hoffnung. Sie waren gottlos, schuldig – und der Zorn Gottes „blieb auf Ihnen“ (siehe Johannes 3,36).

Wie fanden Sie Vergebung und Akzeptanz vor Gott? Wie sind Sie in die segensreiche Gewissheit gelangt, dass Sie gerettet waren, dass Sie sich in der Liebe Jesu Christi freuten?

War es, weil Gott etwas Gutes in Ihnen gesehen hätte? Besaßen Sie irgendeine innewohnende Gerechtigkeit, die Ihn zu Ihnen hinzog? Verdienten Sie Seine Gunst durch Gehorsam und Freundlichkeit?

Nein – absolut nicht! Niemand wird jemals durch seine eigenen Werke oder sein Verdienst gerettet. Die Schrift sagt: „Wir alle sind wie ein Unreiner geworden und all unsere Gerechtigkeiten wie ein beflecktes Kleid ...“ (Jesaja 64,5).

Alle unsere Sünden sind ausgelöscht und wir sind mit Gott versöhnt durch den Glauben an das vergossene Blut Jesu! Es ist durch Gnade allein, dass wir gerettet sind – und nicht durch irgendetwas, was wir getan haben.

Die theologische Definition von Gnade ist: „die unverdiente Begnadigung, Barmherzigkeit und Gunst Gottes.“ Die Schrift sagt: „Aus ihm aber <kommt es, dass> ihr in Christus Jesus seid, der uns geworden ist Weisheit von Gott und Gerechtigkeit [was Rechtfertigung bedeutet] und Heiligkeit und Erlösung“ (1. Korinther 1,30).

Bitte lassen Sie sich nicht durch die vielen Begriffe in diesem Vers abschrecken. Einfach ausgedrückt: Das Ziel des Evangeliums ist die Erlösung – und Gottes Gnade schließt alles ein, was Er durch Jesus für uns getan hat, um uns von der Macht des Teufels zu erlösen und in das Königreich Seines herrlichen Lichtes zu bringen!

Rechtfertigung ist der Eckstein der Gnade. Durch Gott gerechtfertigt zu sein bedeutet „freigesprochen“ zu sein – Vergebung aller Sünde und Schuld zu haben – und als heilig und gerecht vor Ihm betrachtet zu werden.

Niemand ist durch eigene Werke, Gehorsam oder Treue gerechtfertigt – das heißt, er kann dadurch nicht heilig oder gerecht werden. Vielmehr sind alle diese Dinge das Ergebnis eines rechtfertigenden Glaubens an die Kraft des Blutes Jesu, uns in Gottes Augen annehmbar zu machen: „Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme“ (Epheser 2,8-9).

„... haben wir auch an Christus Jesus geglaubt, damit wir aus Glauben an Christus gerechtfertigt werden und nicht aus Gesetzeswerken, weil aus Gesetzeswerken kein Fleisch gerechtfertigt wird“ (Galater 2,16).

Hier ist die Grundlage allen Glaubens, die jeder Christ voll verstehen muss. Ihr gesamter Wandel mit Gott hängt davon ab:

Sie können keinen Frieden mit Gott haben, wenn Sie nicht wissen, wie Sie vor Ihm gerecht gemacht werden. Sie müssen völlig davon überzeugt sein, dass Sie vor Gott rein sind, nicht durch Ihren eigenen Fleiß oder Ihre eigenen Werke, sondern durch Glauben und Vertrauen auf den Sieg des Kreuzes Jesu!

Der Apostel Paulus wollte nicht als in seiner eigenen Gerechtigkeit vor Jesus stehend befunden werden. Hier war ein guter Mann – ein Pharisäer, der die zahlreichen Regeln und Vorschriften des Gesetzes genau eingehalten hatte. Er bezahlte den Zehnten treu. Er liebte Gott mit seinem ganzen Herzen. Er nahm an all den Feierlichkeiten der Synagoge teil. Er studierte endlos das Wort Gottes. Er liebte seinen Nächsten und ging Gutes tuend umher. Nach dem Gesetz war Paulus ein vollkommener Mann.

Aber all das wurde für Paulus Abfall – er zählte es als Verlust –, als er in die Offenbarung der Gerechtigkeit Christi kam!

„Aber was auch immer mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust gehalten ... und [halte] es für Dreck ... damit ich Christus gewinne und in ihm gefunden werde – indem ich nicht meine Gerechtigkeit habe, die aus dem Gesetz ist, sondern die durch den Glauben an Christus, die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens“ (Philipper 3,7-9).

Da sind heute viele aufrichtige Christen, die sich der Gerechtigkeit Christi noch nicht unterworfen haben. Sie gehen immer noch umher und versuchen, Gott durch ihre guten Taten zu gefallen. Sie nehmen die Rettung durch den Glauben an, aber dann wollen sie von da an selbst übernehmen!

Da ist etwas in unserem Fleisch, das gegen einen Glaubens-Wandel rebelliert. Wir wollen uns unsere Rettung verdienen – Gott heraushelfen! Es macht uns nichts aus, durch Glauben gerettet zu werden; aber wir wollen nicht durch Glauben leben. Unser Fleisch schreit auf: „All mein Gehorsam, all meine harte Arbeit, um Gott zu gefallen – das hat etwas zu zählen!“ Ja, es ist etwas wert – aber nicht als Verdienst für Vergebung und Begnadigung!

Wir wollen nicht akzeptieren, dass wir einfach durch Glauben vor Gott gerecht gemacht werden. Vielmehr wollen wir „auf die Gewehrkugel beißen (im Deutschen: die Zähne zusammenbeißen)“ – und wenn Versuchung uns überwältigt, sagen wir zähneknirschend: „Gepriesen sei Gott, ich werde den Sieg bekommen, und wenn es mich umbringt!“ (Und es wird Sie umbringen!).

Aber das ist nicht der Weg zum Sieg. Gehorsam und Treue kommen als ein Ergebnis dessen, dass wir fest auf dem Felsen der Rechtfertigung durch Glauben allein stehen!

Paulus sagte dies über gewisse Leute: „... dass sie Eifer für Gott haben, aber nicht mit <rechter> Erkenntnis. Denn da sie Gottes Gerechtigkeit nicht erkannten und ihre eigene aufzurichten trachteten, haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen. Denn das Endziel des Gesetzes ist Christus, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit“ (Römer 10,2-4).

Diese Leute versuchten dabei, „ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten.“ Wir kennen jene Prozedur unter einem anderen Namen: Gesetzlichkeit!

Gesetzlichkeit wird von den meisten Christen missverstanden. Sogar die meisten Geistlichen wissen nicht, was sie ist.

Ich war es gewohnt, zu glauben, Gesetzlichkeit hätte mit menschengemachten Regeln und Vorschriften zu tun, entworfen von Gott-liebenden Leuten, die versuchten, ein heiliges Leben zu führen. Ich dachte, es ginge bei all dem darum, bestimmte Kleiderordnungs-Restriktionen und anderes Tun und Lassen zu beachten.

Nein – Gesetzlichkeit ist viel subtiler als Regeln und Vorschriften. Sie geht weit über das hinaus!

Als ich ein Junge war, hörte ich Evangelisten gegen die Sünden ihrer Zeit donnern. Sie predigten gegen Bubiköpfe, „zehenoffene“ Schuhe der Frauen, Make-up und ausgefallene Kleider. Dies wurde „Heiligkeits“-Predigen genannt – aber die Standards änderten sich dauernd mit den neuen Marotten.

Ich dachte, das wäre Gesetzlichkeit!

Als ich zum ersten Mal vor über dreißig Jahren nach New York City kam, war ich schockiert über die strengen Regeln der hispanischen Pfingstkirchen. Unsere Mitarbeiter pflegten damals durch die Straßen zu gehen, mit Drogensüchtigen zu beten und zu versuchen, sie in die Ortsgemeinden zu bekommen. Aber wenn ein gerade bekehrtes Mädchen Jeans oder Make-up trug, pflegte sofort der Pastor herbeizueilen und zu sagen: „Du kannst so angezogen hier nicht hereinkommen!“

Ein Pastor wies ein junges Mädchen an: „Geh nach Hause und kleide dich wie eine Frau – dann komm zurück. Wir erlauben Weltlichkeit in dieser Kirche nicht!“

Ich dachte, das wäre Gesetzlichkeit!

Ein junges Ehepaar in England, das unsere Newsletters erhielt, begann Tonbänder von unseren Gottesdiensten in der Times Square Church zu hören. Sie lernten die Botschaften über Heiligkeit zu lieben. Also kamen sie zu Besuch – aber als ich sie nach einem Gottesdienst traf, sahen sie verletzt, niedergeschlagen aus, ihre Augen waren tränenerfüllt. Sie erzählten mir, sie seien bestürzt, weil die Frauen in unserer Gemeinde keine Kopfbedeckung trugen! Sie sagten: „Wie kann denn der Heilige Geist hier am Werk sein, wenn ihr dem Gebot nicht gehorcht, den Kopf einer Frau zu bedecken?“

Ich dachte, das wäre Gesetzlichkeit!

Ich höre von Gebetsgruppen kreuz und quer im Land, die umhergeworfen, verdreht und konfus zurückgelassen wurden, wegen allen Arten von neuen Regeln, die durch Gastlehrer hereingebracht wurden. „Ihr müsst knien wenn ihr betet. Gott erhört nur jene, die knien.“ Ein weiterer Lehrer kommt daher und sagt: „Ihr müsst in Seiner Gegenwart sitzen. Ihr braucht nicht zu knien – das ist katholisch!“ Jemand anders sagt: „Ihr müsst aufstehen, wenn die Bibel gelesen wird. Ihr entehrt Gott, wenn ihr während dem Lesen der Bibel sitzt!“ Doch ein weiterer sagt: „Das ist Gebundenheit! Jesus ließ die Leuten sich setzen, als Er das Wort predigte!“

Ich dachte, all dies wäre Gesetzlichkeit!

Es sind in der Tat alles Regeln und Vorschriften. Aber das alles ist nur ein Teil der Gesetzlichkeit – und nicht das Herzstück der Angelegenheit.

Gesetzlichkeit ist weit schlimmer als all diese Dinge. Tatsächlich hat jeder von uns ein Bisschen von ihrem Sauerteig in seinem Herzen – weil Gesetzlichkeit auf Stolz basiert!

Im Herzstück ist Gesetzlichkeit ein Begehren, als heilig zu erscheinen. Es ist der Versuch, vor Menschen gerechtfertigt zu sein und nicht vor Gott!

Gesetzlichkeit ist das Verlangen, als ein Prophet, ein Mann des Gebets, eine Frau der Fürbitte bekannt zu sein – und ein solches Image zu nähren und zu fördern!

Der Gesetzliche ist nicht darauf aus, Rechtfertigung zu verdienen. Er ist mehr am Äußerlichen interessiert, daran, andere Christen damit zu beeindrucken, dass er ergeben, fromm, ernsthaft und mit allen Mitteln für Gott ist. Er sagt: „Ich bin tief religiös – und jedermann sollte es sehen!“

Wir sehen das in der jüdischen, talmudischen Schreiberliste mit sieben Gruppen von Pharisäern. Unter diesen Gruppen waren:

  • Die Sichemiten. Diese Pharisäer sprachen in der Öffentlichkeit lange Gebete, um als heilig betrachtet zu werden – aber daneben beraubten sie Witwen ihrer Güter!
  • Die Stolperer. Sie waren so gespielt demütig, dass sie nicht wagen würden, ihre Füße vor einem heiligen Gott anzuheben. Stattdessen schlurften Sie mit einer „armen, demütigen, ich Unbedeutender“ Haltung daher.“
  • Die Bluter. Diese Gruppe pflegte ihre Augen nicht vom Boden zu erheben, damit sie nichts Böses anschaute. Sie bekamen ihren Namen durch das ständige In-Wände-Hineinlaufen; je mehr sie bluteten, desto heiliger waren sie!

Geliebte, diese Typen sind in jeder Kirche! Sie haben ein trauriges, ernstes, „heiliges“ Aussehen. Einige von ihnen wagen es nicht, die Hände zu erheben, um Gott zu preisen – noch zu klatschen und glücklich oder freudvoll zu sein! Sie denken über sich selbst als „mit Gott eingeschlossen“, heilig, über jedem anderen. Sie sitzen in „tiefer Meditation“ da, ihre Lippen bewegend, verloren im Geist. Doch „alle ihre Werke ... tun sie, um sich vor den Menschen sehen zu lassen ...“ (Matthäus 23,5).

Letztes Jahr verbrachten Gwen und ich mit einigen lieben Freunden, einem Paar aus Texas, Dr. Rice und seine Frau, Ferien in einem Hotel in Florida. Wir alle hatten die Woche mit dem Besichtigen von Disney World verbracht und nun wollten wir einfach entspannen. Während wir im Foyer des Hotels standen, schlug Gwen vor, ins Zimmer der Rices zu gehen, um Domino zu spielen.

Nun wusste ich, dass die beiden mich immer als gerechten Mann betrachtet hatten – und ich kalkulierte so, dass ich es nicht wegblasen wollte! Ich realisierte, dass unsere Freunde während der Woche nicht ein Mal gesehen hatten, dass ich mich zum Gebet zurückzog. Ich dachte: „Wie soll ich vor diesen Leuten für heilig gehalten werden, wenn ich nicht beten gehe?“

Also sagte ich Ihnen: „Es tut mir leid, ich kann nicht Domino spielen. Ich muss in mein Zimmer gehen und Gott anrühren. Ihr alle, geht nur und spielt.“

Aber wissen Sie, was ich damit wirklich sagte? „Ich habe keine Zeit zu verschwenden, wie ihr armen Erdlinge! Ihr weltlich Gesinnten, geht und klappert mit euren Dominos herum. Dieser Prophet geht daran, sich mit Gott einzuschließen!“

(Ich frage Sie: Wie können Sie sich beim Dominospielen entspannen, wenn Sie wissen, dass jemand in der Nähe „zu Gott fleht“?)

Als ich in unseren Raum kam, war es ungefähr acht Uhr. Ich dachte: „Ich werde eine halbe Stunde CNN-Nachrichten schauen – dann werde ich beten.“ Eine Stunde der Nachrichten später kündigte CNN eine bevorstehende Dokumentation über den Aufstieg und Fall Hitlers an. Sofort schlussfolgerte ich: „Das hat mit Prophetie zu tun – das habe ich anzusehen!“

Um viertel vor zehn hatte ich Hitler schon aufsteigen und fallen sehen – als ich Gwen den Gang herunterkommen hörte!

Ich sprang auf, rannte zum Fernseher, schaltete ihn ab, knipste das Licht aus – und fiel im Dunkeln am Fußende des Bettes aufs Angesicht!

Als Gwen hereinkam, sah sie ihren ergebenen Prophetengatten langsam aus seiner heiligen Haltung aufstehen – fromm agierend, als wäre er gerade zwei Stunden im Gebet gewesen. Ich schaute sanftmütig auf, rieb meine Augen und sagte zu Gwen: „O, Liebling, ist der Herr nicht gut?“

Ich hoffe, Sie können darüber genauso laut lachen wie unsere Gemeinde, als ich das in meiner Predigt mitteilte! Aber, noch wichtiger, ich hoffe Sie lachen darüber stark genug, um die Wahrheit in Ihre Seele zu treiben: Wir alle spielen Spiele, versuchen dabei, eine Fassade der Heiligkeit vor den Leuten zu wahren! Ich musste mein Image eines heiligen Mannes bewahren – und das ist Gesetzlichkeit in ihrer schlimmsten Form!

Tatsache ist: Leute, die wahrhaft die Gerechtigkeit des Herrn haben, brauchen sich nicht in die Lüfte zu erheben. Es sind gewöhnliche, normale Leute, die zu weinen und zu lachen und Jesus und die Gemeinschaft der Heiligen zu genießen wissen. Sie engagieren sich bei den Bürden und Nöten anderer Leute – und sie sind nicht immer „weggeschlossen“, um ihr Image zu wahren.

Wir alle schauen auf Äußerlichkeiten – aber Gott sieht das Herz! Wir alle müssen von unserem hohen Ross der wichtigtuerischen Heiligkeit herunterkommen – müssen ehrlich und wir selbst sein, auf die Weise, wie Gott uns sieht. Das ist der einzige Weg, um echte Gemeinschaft mit Ihm und miteinander zu genießen!

Gnade, wie sie heute in vielen Kirchen gepredigt wird, produziert eine Gruppe von Christen, die immer noch Vergnügungsliebende sind und tief in Sünde verwickelt sind. Eine Vielzahl lebt heute wie der Teufel, doch behauptet: „Ich bin die Gerechtigkeit Christi durch Glauben!“ Geliebte, das ist eine Lüge aus dem Abgrund der Hölle! Sie sind getäuscht!

Vor ein paar Jahren, an meinen freien Sonntagen zwischen Kreuzzügen (Evangelisationen), fuhr ich gewöhnlich an einer gewissen Kirche vorbei, die predigte, was „Botschaft der Gnade“ genannt wurde. (Dies ist keine baptistische, presbyterianische oder pfingstliche Doktrin; das Evangelium der Gnade ist in der Tat das Evangelium Jesu Christi.) Während ich vorbeifuhr standen die Diakone rauchend vor der Tür, einige schüttelten dabei einen Kater von Samstagnacht ab.

Einige dieser Männer waren als Ehebrecher bekannt, einige als Frauenschläger. Andere waren in der ganzen Stadt als Betrüger in ihrem Geschäft bekannt. Doch wegen der „Botschaft der Gnade“, die sie hörten, waren sie davon überzeugt, sie wären gerechtfertigt, egal wie sie lebten – dass sie zur Gerechtigkeit Gottes in Christus gemacht wären.

Ich wusste vom Pastor dieser Kirche, dass er ein gerechter Mann war. Aber da war etwas an seiner Botschaft falsch: Er predigte nicht das gesamte Evangelium!

Er sagte mir einmal: „David, ich glaube wirklich an die Gerechtigkeit. Und wenn du die Gerechtigkeit Christi hast, dann erzeugt das den Wunsch, rein und heilig zu sein.“

Aber ich dachte bei mir selbst: „Warte eine Minute. Du hast diesen Leuten acht Jahren lang gepredigt! Nach all jener Zeit, wo ist der Beweis eines reinen Wandels mit Gott unter ihnen? Warum hat deine ‚Gnaden’-Botschaft keine wahrhaft gottgefällige Gemeinde hervorgebracht, die von Weltlichkeit abgetrennt ist? Warum ist da immer noch so viel Scheidung und werden euren Teenagern so viele uneheliche Kinder geboren? Viele eurer Leute leben noch für den Teufel; sie sterben gerade und gehen gerade in die Hölle – und du weißt es!“

Geliebte, ich predige ohne jeden Vorbehalt, dass Rechtfertigung und Gerechtigkeit durch Glauben allein kommen. Ich bin durch Glauben gerettet, durch Glauben gerecht gemacht und durch Glauben an Christi Blut bewahrt. Das ist das ureigenste Fundament des Evangeliums und der wahren Gnadenpredigt.

Aber nicht jeder Glaube ist rechtfertigender Glaube! Die Bibel spricht klar von zwei Arten des Glaubens: einem, der rechtfertigt, und einem weiteren, der ohne Wert ist – einem Glauben, den selbst die Teufel ausüben!

Die Apostelgeschichte berichtet, dass Simon, der Zauberer, „glaubte“ – aber sein Glaube war nicht von rechtfertigender Art. „Auch Simon selbst glaubte, und als er getauft war ...“ (Apostelgeschichte 8,13). Simon bot dem Apostel Petrus Geld an, um die Kraft des Heiligen Geistes zu bekommen – aber Petrus erwiderte: „... Ich sehe, dass du voll bitterer Galle und in Banden der Ungerechtigkeit bist“ (8,23). Er sagte dabei: „Dein Herz ist noch durch Sünde gebunden!“

Petrus sagte Simon, dass sowohl er als auch sein Geld ohne Buße umkommen würden! In der Tat, Simon glaubte – aber er wurde nicht zur Gerechtigkeit Gottes in Christus gemacht! Sein Glaube war nicht rechtfertigender Glaube – die Art, die das Herz rein macht und die Gerechtigkeit Christi bringt!

Die Schrift sagt, dass viele Leute „(an Jesus) glaubten ... als sie seine Zeichen sahen, die er tat. Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an ... denn er selbst wusste, was in dem Menschen war“ (Johannes 2,23-25). Diese Leute hatten einen Glauben an Christus – aber es war nicht der Glaube jener, die „die Vollmacht, Kinder Gottes zu werden“ empfingen (1,12).

Rechtfertigender Glaube ist mehr als ein Glaube der Zustimmung; er tut mehr als Gott einfach anzuerkennen. Jakobus argumentierte: „Du glaubst, dass <nur> einer Gott ist? Du tust recht; auch die Dämonen glauben und zittern“ (Jakobus 2,19). Jakobus redete über einen toten, vorübergehenden Glauben – nicht von einem ewigen. Und Jesus warnte vor dieser Art von Glauben, indem er sagte, dass einige „für eine Zeit glauben ... (aber sie) haben keine Wurzel ... und in der Zeit der Versuchung fallen sie ab“ (Lukas 8,13).

Aber es gibt einen rechtfertigenden Glauben – einen, der „das Herz reinigt“ (siehe Apostelgeschichte 15,9) und mit ihm „wird geglaubt zur Gerechtigkeit“ (Römer 10,10). Der bedeutende puritanische Schreiber John Owen sagte das gut:

„Wir bestreiten absolut, dass wir durch jenen Glauben allein gerechtfertigt werden, der allein sein kann – das heißt, ohne ein Prinzip des Lebens und Gehorsams in allen Dingen, zu allen Zeiten ... Denn wir erkennen keinen Glauben an, heiligender Art zu sein, außer dem, der tatsächlich und radikal einen Gehorsam zu allen Zeiten beinhaltet – ja, wir erkennen keinen Glauben an, rechtfertigend zu sein, der nicht selbst ein geistlich lebendiges Prinzip des Gehorsams und der guten Werke ist.“

Damit Glaube rechtfertigend ist, muss ein begleitendes Begehren da sein, Gott zu gehorchen und Ihm treu zu sein! Diese Art von Glauben enthält eine vitale Kraft – ein Prinzip von totalem, ewigem Gehorsam und ewiger Liebe zu Gott. Alles, was hinter dem zurückbleibt, ist ein toter, vorübergehender Glaube. Er produziert nicht die wahren Vorteile der Gnade – aber stattdessen mokiert er sich über Gnade!

Wir werden nicht durch das Gesetz gerettet, aber wir werden durch das Gesetz von unserer Sünde überzeugt und überführt! „... denn durchs Gesetz <kommt> Erkenntnis der Sünde“ (Römer 3,20).

Das Gesetz wurde gesandt, „... damit jeder Mund verstopft werde und die ganze Welt dem Gericht Gottes verfallen sei“ (3,19). „Also ist das Gesetz unser Zuchtmeister auf Christus hin geworden, damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden“ (Galater 3,24).

„So ist also das Gesetz heilig ... gerecht und gut. Ist nun das Gute mir zum Tod geworden? Auf keinen Fall! Sondern die Sünde, damit sie als Sünde erschiene, indem sie durch das Gute mir den Tod bewirkte, damit die Sünde überaus sündig würde durch das Gebot“ (Römer 7,12-13).

Paulus sagte dabei: „Ich konnte meine Sünden wirklich nicht bekennen, bis ich wusste, dass sie Sünden waren! Ich konnte nicht nach der Heiligkeit Gottes suchen, bis ich sah, wie weit ich von Ihm entfernt war! Das Gesetz schlug bei mir ein und zerstörte dabei meine Lässigkeit gegenüber der Sünde. Als ich Gottes Heiligkeit durch Seine Gebote sah, wurde mir die Sünde äußerst sündig!“

Das ist die Überführung, die Sie geradewegs schreiend in die Arme Christi treibt: „Erbarmen, Herr! Ich kann mich nicht selbst retten, ich kann Dein Gesetz nicht erfüllen. Ich habe die Sünde meines Herzens gesehen!“

Glaube ist definiert worden als „die Flucht eines überführten, bereuenden Sünders in die Gnade Gottes in Christus Jesus.“ Nur die Person, die durch das Gesetz Gottes von ihren Sünden überführt worden ist, wird „zu Christus fliehen.“

Am Pfingsttag stand Petrus da und bot der Menge das Evangelium der Gnade Gottes an. Aber zuerst stellte er sie unter das gleißende Licht des Gesetzes! Er zeigte mit seinem Finger und sagte: „...ihr habt genommen, und durch böse Hände gekreuzigt und umgebracht ... Jesus ... sowohl Herr als auch Christus“ (Apostelgeschichte 2,23.36; a. d. englischen King James Version). Den Leuten wurde das Herz durchstochen – so äußerst überführt durch das Wort Gottes schrien sie: „... Was sollen wir tun? ...“ (2,37).

Adam wurde das Evangelium der Gnade gegeben – nachdem ihm „die Augen aufgetan“ worden waren (siehe 1. Mose 3,7). Es war erst, als er seinen jämmerlichen Zustand und die Konsequenzen seiner Sünde erkannt hatte, dass Gott ihm die Botschaft der Barmherzigkeit und Hoffnung gab!

Dies ist es, warum das moderne Gnadenpredigen sündige Herzen nicht verändert: weil es den Sündern nicht die Augen für das Sündige öffnet! Da ist kein Schuldgefühl, keine Scham, kein Kummer wegen Sünde.

Begnadigung wegen Sünde wird Leuten angeboten, die nicht einmal zugeben, dass sie sündig sind! Ihnen wird Rechtfertigung für Sünden angeboten, bei denen sie sich niemals dessen schuldig gefühlt haben, sie begangen zu haben ... Erlösung, während sie nicht einmal wissen, dass sie gebunden sind ... Gerechtigkeit, nach der sie nicht hungern oder dürsten ... Freiheit von einem heiligen Zorn, von dem sie nicht wissen, dass er auf ihnen liegt!

Der Sünder nennt es „Rechte“: Das Recht, Homosexualität zu praktizieren. Das Recht, abzutreiben. Das Recht zwischen einwilligenden Erwachsenen, mit ihren Körpern zu tun, was sie bestimmen. Kurz: das Recht, zu tun, was immer ihnen gefällt! Sünder wollen alle diese Rechte – wollen aber keine Strafe zahlen und keine Konsequenzen tragen. Das ist ein Geist der Gesetzlosigkeit!

Dieser Geist schleicht sich jetzt auch in die Kirche ein: „Gib mir freie Begnadigung und ewiges Leben – ohne irgendeinen Preis. Befreie mich von aller Schuld und Verdammnis. Versprich mir eine Rechtfertigung, die ich niemals verlieren kann. Aber störe mich bloß nicht durch das Bitten, irgendetwas niederzulegen! Lass es mich auf meine Weise haben, ohne meine persönliche Freiheit aufzugeben, ohne irgendeinen Ruf zum Gehorsam!“

Dies mag vielleicht nicht das sein, was gesagt wird, aber es ist das, was gelebt wird. Und jetzt haben wir eine mulmige „Gnadenbotschaft“ erfunden, ohne Fundament, auf dem ein heiliges Leben aufzubauen ist – ein Evangelium, das den Geist der Gesetzlosigkeit in unserem Land besänftigt!

Sie mögen dabei sagen: „Ich verstehe diese vielen Bibel-Doktrinen nicht – Gnade, Rechtfertigung, Heiligung. Das ist alles zu konfus machend.“

Lieber Heiliger, liebe Heilige, Gott gibt uns etwas sehr Einfaches, das jeder von uns verstehen kann: „... Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade“ (Jakobus 4,6).

Wenn Sie irgendeinen Stolz in sich haben – besonders durch das Denken, Sie seien geistlicher als andere – dann können Sie sicher sein, dass Gott Sie herunterholen wird. Er sagt, Er wird Ihnen widerstehen!

Aber Gott gießt über den Demütigen Seine Gnade aus! Sie brauchen nicht herauszufinden, wie diese Gnade zu bekommen ist. Jakobus 4,6 sagt, dass Er sie Ihnen geben wird!

„Demütig“, wie es hier gebraucht wird, bedeutet „zerbrochen im Geist“ und „reumütig“. Es ist ein Empfinden von Leere, Hilflosigkeit, Bedürftigkeit. Sie müssen keine Doktrin verstehen, um vor Gott demütig zu sein; Sie brauchen sich nicht zu fragen, ob Sie alles richtig machen. Gott sagt: „Bleibe einfach zerbrochen – bleibe bedürftig, hungrig und durstig. Und Ich werde für all die Gnade sorgen, die du brauchst!“

„Unterwerft euch nun Gott!“ (Jakobus 4,7). Während diese gottlose Welt schreit: „Gebt mir meine Rechte, lasst es mich auf meine Weise tun!“ – ordnet Gottes Volk sich Ihm unter! Wir schreien: „Nicht mein Wille oder meine Rechte – nur Deiner, Herr!“

Wenn auf irgendeine Weise durch diese Botschaft Ihr Herz durchstochen wird, dann ist das ein gutes Zeichen, dass Gott sich mit irgendeinem Stolz in Ihnen befasst. Können Sie über Ihre eigenen Spiele mit der Heuchelei und Gesetzlichkeit lachen? Wenn dem so ist, dann können Sie den Teufel direkt aus Ihrer Seele hinauslachen!

Können Sie gerade jetzt sagen: „All meine Gerechtigkeit und Güte sind ohne das Blut Christi aus Gottes Sicht wie schmutzige Lumpen. Aber aufgrund des Blutes werden alle meine Werke, mein Gehorsam und meine Treue entgegengenommen als ein lieblicher Wohlgeruch für den Herrn!“? Das, Geliebte, ist wahrer Eifer für Gott – und zur Heiligkeit und Gerechtigkeit!

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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – in Anlehnung an die Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.